Auf der Suche nach vergessenen Fußballhelden
12.4.2012, 11:39 UhrDer vergessene Fußballverein heißt VfR Fürth und war dort zu Hause, wo heute der ASV Fürth kickt, in der Magazinstraße. Die zugemauerten Kassenhäuschen und die relativ mächtige Tribüne lassen noch vermuten, dass dieses Gelände einst Bühne für bedeutendere Begegnungen als die zwischen dem ASV Fürth und der SpVgg Heßdorf war. Um sich vorzustellen, wie hier die größten süddeutschen Klubs ihre Kräfte maßen, braucht es allerdings etwas Fantasie.
Da hat es Robert Heinrich Schönlein einfacher. Seinen zweiten Vornamen hat das Vorstandsmitglied der Geschichtswerkstatt Fürth vom Patenonkel seines Vaters bekommen, weil die ganze Familie mächtig stolz war, auf ihren Rasenspieler Heinrich. „Meine Mutter sagte immer, der Pate kommt, es muss alles blitzblank sein“, erinnert sich Schönlein an die Besuche seines Namensgebers.
Im heimischen Wohnzimmer der 60er Jahre lauschte Schönlein den großen Geschichten. Der Pate erzählte von erbitterten Duellen gegen die Spielvereinigung, einem Sieg im Eröffnungsspiel des umgebauten Grünwalder Stadions der Münchner Löwen – und wie Fürths zweitbester Fußballverein in der Bedeutungslosigkeit verschwand.
Die Geschichte des VfR begann im Februar 1924, als sich die Fußballer nach einem Streit mit den Turnern vom MTV Fürth lossagten und ihren eigenen Verein gründeten. Sie spielten in der Bezirksliga Bayern; bis zu 5000 Zuschauer kamen, wenn die Rasenspieler an der Magazinstraße gegen Vereine wie die Spielvereinigung, den Club oder Bayern München aufliefen. Trotz Spieler wie Hans Emmert und Hans Neger, die später bei der Spielvereinigung zu Berühmtheiten werden sollten, blieb der VfR bis zum Jahre 1933 immer hinter den zwei großen Nachbarn zurück. So war es kaum verwunderlich, dass bei Einführung der Gauligen 1933 die Spielvereinigung dem VfR vorgezogen wurde. „Fürth hatte 80000 Einwohner und war damit für zwei Vereine in der Gauliga einfach zu klein“, erzählt Schönlein und hat dabei etwas Wehmut in der Stimme. Der VfR wurde zwangsweise in die Kreisliga herabgestuft, was den ambitionierten Fußballern natürlich nicht gefallen konnte. Heute Bayern München, morgen Heßdorf. Die besten Spieler gingen ausgerechnet zum Lokalrivalen, der VfR löste sich im Jahr 1937 auf.
Keine Infos im Internet
So hat Schönlein die Geschichte des VfR in dreijähriger Recherche nachgezeichnet. Außer Spielberichten, einem Wettspielbuch, einem Wimpel, Zeitungsartikeln und Bildern ist Schönlein nichts Materielles geblieben: „Im Internet findet man nichts zu diesem Verein. Wir müssen jetzt handeln, damit der VfR bei den Fürthern wieder ein Begriff wird!“ Deswegen sucht Schönlein dringend nach weiterem Material aus der ruhmreichen Zeit seines Namensgebers. Kommt genug Material zusammen, denkt Schönlein an eine kleine Ausstellung im Stadtmuseum – um den fränkischen Fußballfans zu zeigen, dass die 20er Jahre sogar noch ein bisschen goldener waren, als sie bis jetzt dachten.
Wer Material über den VfR besitzt, kann sich per Internet an Robert Schönlein wenden, E-Mail: r.schoenlein@freenet.de
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