Aufstiegsjubel der etwas anderen Art
1.5.2012, 13:00 UhrEinige verspäteten sich, weil Straßen und Plätze durch die Feiernden verstopft waren. Zwischendurch schauten immer wieder auch versprengte SpVgg-Fans herein – und blieben. Sie waren leicht zu erkennen an ihren grün-weißen Accessoires wie Mützen, Schals, Stulpen und Vereinstrikots. Aber auch am Griff zu den strapazierten Ohren, um die letzten dröhnenden Klänge von draußen schnell noch aus den Ohrmuscheln zu bekommen.
Hatten sie den Gehörgang dann erfolgreich durchgeputzt, konnten sie eine Aufführung erleben, die jede Wiederholung lohnt: 25 Musiker zwischen 18 und 40 Jahren spielten und sangen englische Texte zu Melodien, die dem Reggae ebenso entlehnt wurden wie der Countrymusik und afrikanischer Folklore. Die kontrastreichen Stücke überraschten immer wieder aufs Neue. Unter Leitung von Kantorin Inge Schilffarth agierten die Sänger begeistert und überzeugt von dem, was sie vom Chorraum der Kirche bis in die hintersten Zuhörerreihen schickten. Das Temperament und die stimmliche Vielfalt kamen so gut an, dass sich nach einer Zugabe, die offensichtlich mit letzten Kräften gegeben wurde, auch die erste CDs der „Ways“ gut verkaufte. Die 150 Eintrittskarten waren schnell vergriffen gewesen. Am Ende lauschten über 200 Besucher der Uraufführung.
Vor allem Christian Probst ist es zu verdanken, dass feiermüde Fürther am Sonntagabend diese akustische Alternative zu gängigen Mitsing- und Schunkelmelodien nutzen konnten. Probst ist als zweiter Pfarrer in Fürth-Burgfarnbach tätig, singt und komponiert auch. Schon während seiner Studienzeit hatte er Texte vertont, um sie sich besser einzuprägen.
Probst übersetzte die Psalmen 120 bis 134 aus dem Alten Testament ins Englische „denn Englisch ist für mich das Latein der Neuzeit“, so der 38-Jährige. Diese vertonten „Eselsbrücken“ lagen jahrelang in der Schublade, bis sich im Rahmen eines evangelischen Jugendchorprojektes im Dekanat Fürth die Chance bot, sie einzustudieren und darzubieten. Die Arrangements erstellte Probst gemeinsam mit Jonny Pechstein, der auch die Leitung der Band übernahm.
Die Zuhörer erfuhren während einer sehr stimmigen und lockeren Moderation des Abends, dass die 15 Wallfahrtspsalmen jahrhundertelang gesungen wurden. Sie drücken alle Gefühle der Pilger aus – angefangen von deren Sehnsüchten oder der Not, sich auf den Weg machen zu müssen, über Ängste, Vorfreude, Bedrängnis und am Ende die Befreiung und der Jubel über das Erreichte. Da war er dann wieder – der Punkt, an dem die Gemeinde drinnen und draußen vereint war.
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