Auftrieb für Verschwenk-Gegner
4.3.2011, 22:00 UhrDer Wind weht kalt am Vacher Bahnhof, doch dem Rathauschef wird’s warm ums Herz. „Ein parteiübergreifendes Bündnis wie dieses habe ich noch nie erlebt“, sagt Thomas Jung, „das gibt uns Kraft.“
Zu dem Vorort-Termin am Bahnhof hat allerdings nicht Jung, sondern das Aktionsbündnis „Pro S-Bahn ohne Verschwenk“ geladen. Erschienen sind die Fürther Landtagsabgeordneten Horst Arnold (SPD) und Petra Guttenberger (CSU) sowie aus dem Bundestag Uwe Kekeritz (Grüne) und Marlene Rupprecht (SPD). Christian Schmidt (CSU) war wegen des Guttenberg-Rücktritts verhindert. Sie alle eint der Kampf gegen die von der Bahn favorisierte Trassenführung der S-Bahn durchs Knoblauchsland mit dem neuen Haltepunkt Steinach.
Für diese Variante hatte eine Nutzen-Kosten-Analyse im Auftrag des Wirtschaftsministeriums einen Indikator von 1,18 ergeben (wir berichteten). Der von Fürth bevorzugte Gleis-Verlauf entlang der bestehenden Strecke nach Erlangen, mit Erhalt des Bahnhofs Vach, verfehlte indes hauchdünn den für eine Förderfähigkeit notwendigen Wert von 1,0.
Die Zeit drängt
Weil die Stadt das Ergebnis wegen einiger „Ungereimtheiten“ anzweifelt, gab sie längst ein neues Gutachten beim Tüv in Auftrag, von dem nun erste Tendenzen vorliegen. Die Kritiker fühlen sich bestätigt. „Es wurden grundlegende Widersprüche in der Nutzen-Kosten-Analyse aufgedeckt, insbesondere bei den Berechnungen“, sagt Aktionsbündnissprecher Harald Riedel. „Bei einer neuen Berechnung sollten wir deutlich über 1,0 kommen.“ Über Details wollen Stadt und Aktionsbündnis allerdings erst reden, wenn das Gutachten Ende März vollständig vorliegt.
Die Zeit drängt, denn um weitere Verzögerungen beim Bau der S-Bahn zu vermeiden, strebt Katja Hessel (FDP), Staatssekretärin im bayerischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium, eine Entscheidung an. Für Mitte April, so hat man in Fürth gehört, soll ein „Erörterungstermin“ bestimmt werden.
„Das ist zu früh“, kontert der städtische Baureferent Joachim Krauße. Denn: Die Gegner des Verschwenks haben Petitionen an den bayerischen Landtag und den Bundestag gerichtet. Die Abgeordneten sollen die Möglichkeit erhalten, sich vor Ort ein Bild zu machen, um mit eigenen Augen zu sehen, dass die neue Trasse die Landschaft zerstört, zu längeren Fahrzeiten führt und einen Haltepunkt im Niemandsland bedient, wie es vonseiten der Verschwenk-Gegner heißt.
„Wir wollen ein faires Verfahren“, sagt OB Jung. Dass man andernfalls auch vor dem Klageweg nicht zurückschreckt, sollte wohl auch das Treffen am Bahnhof Vach beweisen. „Fürth zeigt eine Entschlossenheit“, so Jung, „die andernorts sehr wohl registriert wird.“
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