Bahn-Kritiker drängen auf Transparenz
4.8.2012, 13:00 UhrUm den Blick auf die Ankunftsstadt der ersten deutschen Eisenbahn nicht völlig zu verbauen, hat die Stadt mit der Bahn ausgehandelt, dass das obere Drittel der Lärmschutzwand im Brückenbereich mit transparenten Scheiben versehen wird. Bahnreisende können gleichwohl nur einen Blick auf die Dächer der Innenstadt erhaschen. Der VCD macht sich deshalb für eine Erweiterung des durchsichtigen Anteils auf zwei Drittel stark. Noch sei der Bau nicht abgeschlossen und Gelegenheit zur Verbesserung, meint VCD-Sprecher Lothar Berthold.
Der städtische Verkehrsplaner Matthias Bohlinger ist jedoch skeptisch. Die Stadt habe sich im Planungsverfahren schon für eine vollkommen transparente Lärmschutzwand auf der Brücke ausgesprochen, sei allerdings von der Bahn zurückgepfiffen worden. Das Unternehmen habe dem Fürther Ansinnen entgegengehalten, dass der Abrieb von Bremsen und Flugrost die Scheiben rasch verunreinigen würde. Ob das auf Dauer ein schöner Anblick ist, bezweifelt auch der Verkehrsplaner.
„Die vorgesehene Aufteilung ist ein Kompromiss“, sagt Bohlinger und fährt fort: „Das lässt sich im Nachhinein kaum noch einmal ändern.“ Allerdings räumt der Verkehrsplaner ein, dass der Dialog mit der Bahn trotz des erbitterten Kampfes der Kommune gegen den vorgesehenen S-Bahn-Schwenk durch das Knoblauchsland nicht abgebrochen sei.
Keine Chance gibt Bohlinger auch der vielfach gewünschten Farbänderung der Lärmschutzwand – in die Stadtfarben Weiß und Grün. Schließlich habe die Kommune den Farbton selbst ausgesucht. Der Planer setzt auf den Gewöhnungseffekt und darauf, dass die Farbe mit der Zeit etwas abstumpft. Außerdem sei zu überlegen, die Wände mit Graffiti in Auftragsarbeit aufzulockern, wie das vereinzelt bei Unterführungen schon praktiziert wurde. Eine entsprechende Anfrage bei der Bahn laufe bereits.
Der VCD drängt dennoch auf mehr Transparenz. Berthold verweist auf eine ganz durchsichtig gehaltene Lärmschutzwand der Bahn in Erfurt. Verschmutzungen seien dort offenbar kein Problem. Und was in Erfurt möglich sei, müsse doch auch in Fürth realisiert werden können. Um Abrieb und Flugrost blickneutral aufzufangen, genüge schon ein niedriger Metallabschnitt. Berthold gibt zu bedenken, dass der meiste Lärm am Viadukt Schwabacher Straße unabgeschirmt aus der Unterführung selbst komme.
Verweis auf Bamberg
In Sorge um den Erfolg der Fürther Weltkulturerbe-Initiative haben Berthold und der Fürther Ernst-Ludwig Vogel das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege um Unterstützung im Ringen um transparente Lärmschutzwände gebeten. Sie verwiesen dabei auf das konzertierte Ringen der Weltkulturerbestadt Bamberg gegen dort ebenfalls vorgesehene Blickbarrieren am Schienenstrang. Die Denkmalschützer gaben allerdings zu verstehen, dass sie kaum Einfluss auf die Bahnplanungen haben.
Während die ungeliebte braune Blechbarriere die Innenstadt durchschneidet, ist der Lärmschutz im Bereich des Fürther Gleisbogens im Westen etwas gefälliger gehalten. Es handelt sich um Betonwände, die im oberen Bereich mit transparenten Scheiben versehen sind.
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