Bedrängtes Gewerbe in Oberasbach
22.9.2017, 06:00 Uhr"Oberasbach", sagt Birgit Huber, "ist die Schweiz des Landkreises." Hinter diesem Vergleich könnte man ein Luxus-Problem vermuten, gilt das Land der Eidgenossen doch als Hort des Wohlstands und der Stabilität. Die Bürgermeisterin der zweitgrößten Kommune im Landkreis hat freilich nicht die Finanzen im Blick, sondern die Größe – und zwar die des Stadtgebiets: "Klein und kompakt", lautet ihre weitergehende Beschreibung. Was einerseits Charme hat, ist andererseits ein Problem.
Nicht nur bei Anfragen wie der nach zwei Hektar Fläche, auf der ein Logistiker sein Unternehmen ansiedeln möchte: Die Oberasbacher müssen schon bei 2000 Quadratmetern für eine Gärtnerei abwinken. Es fehlen nicht nur die klassischen Gewerbegebiete, sondern überhaupt geeignete Grundstücke. Geschuldet ist das auch der historischen Entwicklung, schließlich waren es sechs Orte, aus deren Zusammenschluss vor 23 Jahren die Stadt Oberasbach entstand. Das Gewerbe findet sich infolgedessen nicht kompakt konzentriert auf wenige Standorte, sondern sehr verstreut.
"Es ist so gewachsen, wie es kam", sagt die Bürgermeisterin. Eine geordnete Ansiedlung von Betrieben habe nie großartig im Fokus gestanden, der Schwerpunkt lag immer beim Thema "Wohnen". Und als Hubers Vorgänger Bruno Allar (SPD) einen Anlauf nahm, an der Leichendorfer Straße auf 5,5 Hektar ein Gewerbegebiet auszuweisen, bremsten die Oberasbacher dieses Ansinnen prompt per Bürgerentscheid aus. Heute tut sich die Stadt schwer, zumal der Wohndruck hoch ist, Investoren auch lieber auf diese weitaus lukrativere Möglichkeit der Entwicklung setzen. "Gewerbeflächen haben in Oberasbach schlechte Karten", weiß Birgit Huber.
Mehrere Schwerpunkte
Doch wie gestaltet sich die aktuelle Situation und was wäre möglich? Auch unter diesen Gesichtspunkten haben die Studenten des Instituts für Geographie das Stadtgebiet unter der Regie von Professor Dr. Tobias Chilla und mit Hilfe der kommunalen Verwaltung unter die Lupe genommen. Mehrere Schwerpunkte der Betriebsansiedlung haben sie dabei ausgemacht: die Rothenburger Straße, den von ihnen so titulierten "commercial strip", wo sich insbesondere der Einzelhandel ballt; das Zentrum, ebenfalls mit Einzelhandel und der Konzentration der Gesundheitsbranche; Kreutles mit dem Schwerpunkt Autogewerbe und der Altort, hier finden sich eher Handwerker. Große Potenziale für die Zukunft sehen die Studenten – vom Altort bis zur Petershöhe.
Die Bürgermeisterin lobt die Arbeit der jungen Leute, die die Stadt mit einem frischen Blick betrachten. Erfreulich sei der Überblick, den die Arbeit liefert, damit bekomme die Stadt konkrete Informationen an die Hand. Ganz anderer Meinung ist Birgit Huber aber, was das vorgeschlagene Such-Potenzial für Gewerbe angeht: Da seien die angehenden Geografen "etwas über das Ziel hinausgeschossen". Im Südwesten Oberasbachs befänden sich landwirtschaftlich genutzte Flächen, die die Stadt auch brauche. Sie hat beispielsweise eher das Gelände des alten Landkreisbauhofes nahe der Fernabrücke im Blick, das es zu entwickeln gelte.
Wenn in diesem Jahr der Abschlussbericht des Modellprojekts vorliegt, will sich die Bürgermeisterin mit den Fraktionssprechern zusammensetzen und ausloten, welche Schlüsse man aus den Ergebnissen zieht. Wichtig sei ihr, große, alteingesessene Betriebe wie Eckstein Kosmetik oder Hegutechnik am Ort zu halten, stellt die Rathauschefin klar.
Auch mehr Hotelbetten könnte die Stadt vertragen. Und überhaupt gelte es, eine Strategie zu entwickeln, die etwa besagt, dass in Oberasbach "Gewerbe nicht mehr dem Wohnraum weichen soll".
Spielt das ehemals an der Leichendorfer Straße geplante Gewerbegebiet noch eine Rolle in diesen Überlegungen? Das habe sie "eher nicht im Pool", sagt Birgit Huber und begründet das mit dem Bürgerwillen und der schwierigen Erschließung. Wenn über kurz oder lang der Flächennutzungsplan überarbeitet werden muss, soll das entsprechende Areal als Gewerbefläche gestrichen werden.
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