Blauhelme für die Gustavstraße! "Die Partei" in Fürth
5.9.2016, 11:00 UhrMan kann nicht behaupten, dass sich Alex Kalb um jeden Preis bei den Fürthern einschmeicheln will. Ein Beispiel: Fürth, die sicherste Großstadt? "Auch nur, weil die Fürther zu faul für Verbrechen sind", sagt der Partei-Kreisvorsitzende und designierte Bundestagskandidat Alex Kalb.
Für einige Problemfelder hat er zumindest kreative Lösungsansätze. So sollen die endlosen Querelen um die Gustavstraße gelöst werden, indem Fürths beliebte Kneipenmeile kurzerhand in den Untergrund tiefer gelegt wird. "Sonst rufen wir Blauhelme zur Befriedung zu Hilfe und beantragen Panzerparkplätze im Stadtpark", so Kalb. Bierernst darf man dieses Wahlversprechen nicht nehmen. Kein Wunder, ist doch der Bundesvorsitzende Martin Sonneborn ein ehemaliger Redakteur des Satire-Magazins „Titanic“. Erfolge, wenn auch im kleinen Rahmen, kann die 2004 gegründete Partei aber durchaus vorweisen: So vertritt Sonneborn mittlerweile deren Anliegen als Mitglied des Europaparlaments.
Mit Alex Kalb, 22-jähriger Auszubildender, könnten sich die Fürther neben der Befriedung der Gustavstraße durch UN-Truppen auch auf eine eigene Brauerei freuen — sofern sich dieses Anliegen im Bundestag durchsetzen ließe. Die halb auf Fürther, halb auf Nürnberger Gebiet liegende Tucher-Braustätte zählt für ihn und seine Mitstreiter jedenfalls nicht.
Überhaupt Bier. Das Lieblingsgetränk der Parteimitglieder stand im Mittelpunkt des Demonstrationszugs durch die Fürther Innenstadt — frei nach dem Motto „Bier ist unsere Religion, Kronkorken unsere Burka“. Damit wolle man ein Zeichen in den jüngsten Debatten um Islamismus und Burkaverbot setzen. Ein weiteres Wahlversprechen: Aus dem Centaurenbrunnen werde künftig Bier fließen sowie eine Bierpreisbremse von fünf Euro pro Liter.
Dass sich Die Partei bei aller Spaßsucht und dadaistischem Auftreten als weltoffene, demokratische Vereinigung versteht, zeigten ihre Fürther Mitglieder übrigens zuletzt beim Aufzug von Pegida. Deren Zug zu stören, scheiterte letztlich daran, „dass wir mit denen keine Netzwerke aufbauen konnten“. Unter die Handvoll Pegida-Anhänger gemischt, fielen die Parteimitglieder bald auf und wurden dann von der Polizei alsbald ins Lager der Gegendemonstranten begleitet.
Am Samstag lag der Schwerpunkt dagegen auf den bürgerlichen Freiheitsrechten: So forderten die gut 30 Demoteilnehmer, die von Partei-Mitgliedern aus Bamberg und München unterstützt wurden, ungestraften Bierkonsum im öffentlichen Raum und die Legalisierung von Cannabis. Letzteres ebenfalls mit wenig Lust auf Diplomatie: „Hanfblattstadt statt Kleeblattstadt — fackelt dieses Kleeblatt ab!“, skandierte Alex Kalb laut vernehmbar auf dem Bahnhofplatz.
Wie der Erfolg bei der Bundestagswahl — noch benötigt Die Partei die erforderlichen Unterschriften, um zugelassen zu werden — sichergestellt werden kann, weiß Kalb schon ganz genau: „Wenn wir nicht gewählt werden, machen wir den Christian Schmidt und schreddern öffentlich Küken.“ In der Provokation steckt damit gleich eine kritische Spitze gegen den Bundeslandwirtschaftsminister. Ein Problem bleibe jedoch das Umland: „Wir müssen noch die Käffer um Fürth erschließen. Doch das wird schwierig, weil die Leute dort noch weniger Spaß verstehen.“
Der Stammtisch der Partei findet jeden 2. und 4. Donnerstag um 20 Uhr in der Bar „Flatted Fifth“, Heiligenstraße 15, statt.
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