Brand wütete im Fürther Hallenbad
14.06.2005, 00:00 Uhr
Ein Großaufgebot von Polizei und Feuerwehr war bis in die späten Nachmittagsstunden am Unglücksort, der entstandene Sachschaden beträgt nach ersten Schätzungen rund eine halbe Million Euro. Großes Glück hatten sechs Bauarbeiter: Zum Zeitpunkt der Explosion machten sie gerade Mittagspause. Nur einer von ihnen musste mit leichter Rauchvergiftung ins Klinikum eingeliefert werden, ein weiterer erlitt leichte Kopfverletzungen. Eine Mitarbeiterin des Bads musste wegen Kreislaufproblemen behandelt werden.
Vor etwa zwei Wochen hatten die Arbeiten zur Sanierung des Hallenbaddachs begonnen, sie sollten bis Ende Juli dauern. Anfang September hätte das Hallenbad dann wieder seine Pforten öffnen sollen. Dass dieser Termin eingehalten werden kann, ist angesichts des schweren Unglücks unwahrscheinlich.
Kurz nach 12 Uhr erschütterte ein gewaltiger Knall das Wohnviertel rund um das Scherbsgrabenbad. Werner und Marga Frisch, die zu dieser Zeit gerade in der angrenzenden Sauna saßen, wunderten sich über ein dumpfes Wummern und darüber, dass die Saunatür plötzlich aufflog: „Ich hab’ die Türe zuerst wieder zugezogen, dann sehe ich aber plötzlich, wie draußen alle hektisch werden und uns zurufen: Schnell, schnell raus!“, erzählt Werner Frisch. Seine Frau trägt um das Handgelenk das Schlüsselbändchen für den Spind, um den Leib hat sie sich gerade noch den Bademantel schlingen können. Später stehen beide vor dem Bad und beobachten die Löscharbeiten. Mehr als 100 Männer von der Berufsfeuerwehr und den freiwilligen Wehren sind zum Einsatzort geströmt. Hinzu kommen 30 Polizisten, die die Straßen rund um das Hallenbad großräumig abgesperrt haben. Die Bewohner in der Umgebung waren zuvor über das Radio aufgefordert worden, Türen und Fenster geschlossen zu halten.
800 Grad
Trotz starker Rauchentwicklung konnte Harald Hildner, Leiter des ABC-Dienstwagens der Feuerwehr, nach rund einer Stunde Entwarnung geben: „Es qualmt und riecht sehr unangenehm, doch wir haben keine Schadstoffe nachweisen können.“ Die Feuerwehrmänner, die erst mit Wasser, später mit Schaum das Feuer auf dem 2000 Quadratmeter großen Dach löschen, trugen zwar Atemschutzmasken und Schutzanzüge. Dennoch mussten sich die Vier-Mann-Trupps nach jeweils einer halben Stunde ablösen, denn auf dem Dach betrug die Temperatur rund 800 Grad.
Eine Mischung aus Isolierwolle, Bitumen und Holzgebälk brannte so heftig, dass die Wehr den Brand zwar nach etwa einer Dreiviertelstunde unter Kontrolle hatte, jedoch noch bis gegen 16 Uhr damit beschäftigt war, sämtliche Glutnester zu löschen. Zeitweise konnten die Helfer das Dach wegen Einsturzgefahr nicht mehr betreten. Vorsorglich wurde auch das angrenzende Freibad gesperrt.
Wolfgang Greul, Leiter der zuständigen Bäderverwaltung bei der infra Fürth, war sofort zum Scherbsgraben geeilt und schüttelte fassungslos den Kopf. Denn bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ist das Hallenbad Schauplatz eines Unglücks. Ende Januar war ein 15 Meter langes Lüftungsrohr von der Decke ins Schwimmbecken gekracht. Glücklicherweise waren just zu diesem Zeitpunkt nur wenige Badegäste im Wasser, wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Die schadhafte Aufhängung des Rohrs war für das Unglück verantwortlich, noch sind Gutachter damit beschäftigt, die genaue Ursache zu klären.
Kripo vor Ort
„Es ist ein Alptraum“, sagt Greul mit Blick auf diese erschreckende Pechsträhne. Vor drei Jahren erst war das komplette Hallenbad für die stolze Summe von fünf Millionen Euro modernisiert worden.
Durch den hohen Druck des Löschwassers, der auf dem Betondach des Hallenbades lastet, besteht nun erhöhte Einsturzgefahr. Die Brandexperten der Kriminalpolizei, die zur Ermittlung des genauen Unglückshergangs hinzugezogen wurden, konnten wegen der starken Rauchentwicklung gestern ihre Arbeit noch nicht aufnehmen.