City-Center: Gemischte Gefühle bei Ex-Mietern
14.4.2012, 13:00 UhrWolfgang Bauereiss hat die Nachricht, dass die Finanzierung für Kauf und Modernisierung des City-Centers auf tönernen Füßen stehen könnte, „völlig überrascht“. Denn: Ihm gegenüber seien die TKN-Leute „immer sehr konkret, sehr professionell aufgetreten“. Bauereiss, der im City-Center den Bätz Fashion Store schließen musste und der in Fürth und andernorts noch „Street One Stores“ betreibt, glaubt, dass es klappt mit der Sanierung. „Aber wann?“ Und nachdem „so viel rumgeeiert wurde“, bezweifelt er, dass TKN die Sache anpacken wird.
Sigrid Scheffler hatte, anders als Bauereiss, seit längerem ein „ungutes Gefühl“. Der Inhaberin der Papeterie Lennert in Zirndorf, die ihre Filiale im City-Center im Januar schließen und zwei Mitarbeiterinnen kündigen musste, missfiel TKN-Chef Miro Vorbauers Geschäftsgebaren. Denn bei ihr und anderen Mietern habe sich der Mann nach Abschluss des Kaufvertrags im März 2011 nie vorgestellt und „nie gefragt, ob wir später wieder rein wollen“. Die Quasi-Schließung — einige Geschäfte halten noch die Stellung im Center — findet Scheffler „schlimm für Fürth“. Sie weiß von Ladeninhabern in der Fußgängerzone, die seitdem 40 Prozent Kundenverlust beklagen. Scheffler hofft, dass die Kollegen das überstehen.
Friedrich Schramme hatte Glück. Mit „Vedes Spiel und Freizeit“ ist der 61-Jährige nicht weit vom City-Center untergekommen. Der Laden in der Blumenstraße ist halb so groß wie der alte, doch befindet sich das Lager direkt hinter dem Verkaufsraum. „Ich muss also nicht von jedem Artikel fünf Stück im Regal haben, sondern kann schnell nachräumen.“ Angesprochen aufs City-Center verdreht Schramme die Augen. Er ist froh, raus zu sein. „Für mich ist die Hängepartie zu Ende, zum Glück.“ Mit dem neuen Standort sei er zufrieden. Zwar hätte er gern mehr (Kurzzeit-)Parkplätze in der Nähe und weniger Lieferverkehr vor der Tür. Aber die Miete ist günstiger, „und die Kunden finden mich“.
Damit sie nicht zu lange suchen müssen, fordern die Grünen seit Januar von der Stadt mehr Informationen über die neuen Standorte der Geschäfte. In den meisten Fällen sei die neue Bleibe nicht als Provisorium angelegt, sagt Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann. Einen Lageplan kündigt sie für Mai an.
Fred Bendzko und Udo Rockel haben sich mit ihrer neuen Boutique im Rücken des City-Centers „auf lange Sicht“ eingerichtet, lassen aber offen, ob sie in einen sanierten Einkaufstempel zurückkehren würden. „Wir warten ab, es hängt ja auch von der Miete ab.“ Im Center betreibt das Duo noch sein Schuh- Outlet. „Mit 14-tägiger Kündigungsfrist“, so Bendzko. In der „Boutique Alexander“ wollen er und sein Partner mit hochwertigen Taschen, Schuhen und Accessoires Akzente setzen, den Einkauf zum Erlebnis machen. Das beginnt schon vor der Tür, wo Kunden an frühlingsgrünen Bistrotischen Espresso serviert wird. Ob Tische und Stühle bleiben dürfen, ist jedoch unklar. An der Möblierung habe die Stadt etwas auszusetzen, sagen die Geschäftsleute. Einen Läufer mussten sie schon wegnehmen, weil man den im Rathaus als Stolperfalle ansah. Rockel zeigt auf die Bordsteinkante: „Die müsste dann auch weg“, meint er ironisch. Dass die Stadt den inhabergeführten Einzelhandel aus dem City-Center beim Umzug mit Finanzspritzen unterstützt, begrüßen beide. Weil das „hochpreisige Segment“ in Fürth ja erwünscht sei, hoffen sie nun auf ein Einlenken in Sachen Möblierung.
Große Sorgen treiben die Eheleute Nguyen um. Ihr Schnäppchen-Markt befindet sich jetzt in der Mathildenstraße. Drin ist es kalt. Im Winter habe er innen Eis von den Scheiben gekratzt, sagt Ngoc Nguyen. Im City-Center war es wärmer. Aber: „Besser als nichts“. Der vierfache Familienvater möchte in Fürth bleiben, doch der Mietvertrag läuft bald aus, neue Perspektiven sind nicht in Sicht.
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