Der Gustavstraßen-Streit im Fernsehen

2.2.2013, 19:00 Uhr
Der Gustavstraßen-Streit im Fernsehen

© Hans-Joachim Winckler

Die Dreharbeiten begannen 2012 beim Fürth Festival, seitdem trugen Julia Thomas und Thomas Steigerwald 29 Stunden Rohmaterial zusammen. Am Ende blieb eine Stunde übrig, in der sie den großen Bogen aus der Vergangenheit der Gustavstraße bis zur Gegenwart spannen. Dort liegen bekanntlich einige Anwohner derart mit Wirten und der Stadt im Clinch, dass inzwischen eine Lärmklage an das Verwaltungsgericht ging.

In der Reportage kommen viele der Protagonisten zu Wort: die Anwohner Matthias Bauer und Marcel Schwalme, Wirte sowie Ordnungsreferent Christoph Maier. Zudem bringt das Medienpraxisteam noch einmal die Fakten auf den Tisch: etwa die Entwicklung der Gustavstraße von den 80er Jahren, als der Grafflmarkt noch die einzige Freiluftfete war, bis zur heutigen Party-, Kneipen- und Fanmeile, in der aber nach wie vor Menschen leben. Anwohner und Wirte haben reichlich Raum, um ihre Sicht der Dinge darzulegen, und auch die keinesfalls immer glückliche Rolle der Stadt in dem Konflikt kommt zur Sprache.

Neu ist das nicht. So gut wie alle Fakten sowie viele Meinungen und Zitate standen so oder ganz ähnlich schon in den FN. Was in unserer Zeitung jedoch über Jahre in ungezählten Artikeln zu lesen war, wird hier – und das ist eine der großen Stärken dieses Films – auf einen Schlag in 60 Minuten Sendezeit aufbereitet. Bedauerlich ist es da bloß, dass die Zuschauer den Streifen nicht am Stück serviert bekommen, sondern in zwei Teilen im Abstand einer Woche.

Mit ihren Bildern transportieren Steigerwald und Thomas zudem bestens Stimmungen und Eindrücke. Man sieht feiernde Fürther beim Weinfest, Live-Musik beim Fürth Festival, glückliche Graffler, aber auch den Schweigemarsch des Vereins „Wir sind Fürth“, die Rede eines Fürther Musikers, die eine Zeit lang auf dem Internetportal YouTube Aufsehen erregte, sowie Fans der SpVgg, die vor dem Haus eines Anwohners Schmähgesänge anstimmen.

Sehenswert macht den Film ferner, dass eben nicht nur die Streitparteien zu Wort kommen, sondern auch Anwohner, Wirte und Einzelhändler, die nicht im Zentrum des Konflikts stehen. So schildert eine Händlerin, wie sie ihren Laden in der Gustavstraße aufgegeben hat, unter anderem weil sie zwischen die Lager geraten war. Auch Schriftsteller Ewald Arenz und Komödiant Volker Heißmann dürfen sagen, was sie mit der Gustavstraße verbindet.

Deutlich wird in dieser guten Stunde, wie sehr die Fronten sich verhärtet haben; dass die Streitparteien nur noch übereinander, aber nicht miteinander reden, wie vergiftet das Klima in der Straße ist und wie sehr sich viele Fürther, unmittelbar betroffen oder nicht, eine Lösung herbeisehnen, damit Frieden einkehrt. So wie Frieda Müller, eine 90-jährige Anwohnerin, der das Schlusswort gebührt. „Es sinn ja alle alt genug. Redn müsst mer halt mal richtig miteinander.“

Der erste Teil der Reportage wird am Sonntag, 3. Februar, um 19.30 Uhr auf der Frequenz von Franken Fernsehen ausgestrahlt. Wiederholungen: 21.30 und 23.30 Uhr, am Montag 7.30, 9.30, 11.30, 13.30 und 15.30 Uhr, Dienstag 11 Uhr, Mittwoch 11.30 Uhr, Donnerstag 12 Uhr, Freitag 12.30 Uhr und Samstag 13 und 16.30 Uhr. Der zweite Teil folgt am Sonntag, 10. Februar.
 

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