Der Streit in der Gustavstraße eskaliert
4.9.2011, 22:00 UhrWer gehofft hat, dass nach dem im Mai erzielten Kompromiss Ruhe einkehrt in Fürths Kneipenmeile, wird enttäuscht. Wie berichtet, wurde bei einem Runden Tisch mit Wirten, Anwohnern und Vertretern der Stadt unter anderem der Getränkeverkauf im Freien reglementiert
Der Ausschank endet seitdem montags bis donnerstags um 23 Uhr. Die relativ neue, großzügigere Regelung, wonach von 15. Mai bis 15. September erst um 23.30 Uhr Schluss sein muss, wurde zurückgenommen. An Freitagen und Samstagen darf wie zuvor bis 24 Uhr draußen ausgeschenkt werden; allerdings nur noch in einem Zeitraum von zwei Sommermonaten und nicht mehr vier.
Doch der vereinbarte Burgfrieden währte nicht lange. Aufregung herrscht nun vor allem im Gelben Löwen und der Kaffeebohne. Peter Heßler vom Löwen spricht angesichts der Videokameras von einer „nächsten Stufe der Eskalation“ in der Gustavstraße. Ihm zufolge hat ein Anwohner die Überwachungsgeräte vor einer Woche installiert und sie auf die Freischankflächen des Gelben Löwen ausgerichtet. „Unsere Gäste sind aufgebracht, das ist kein Spaß mehr“, schimpft Heßler, dessen Mitbetreiberin sofort die Polizei alarmierte.
Der Anwohner hingegen spricht von „Verleumdung“. Die Kameras seien auf sein Grundstück gerichtet und dienten dem Schutz seines Eigentums. Man habe ihm bereits seine Klingelanlage herausgerissen, betrunkene Kneipengäste hätten wiederholt in seine Einfahrt uriniert, zudem seien zwei Fahrräder gestohlen worden.
Die Polizei bestätigte auf FN-Anfrage, dass die Kameras in Augenschein genommen wurden. Die Angelegenheit werde noch geprüft, heißt es. Auch Ordnungsamtsleiter Hans-Peter Kürzdörfer sagt, seine Behörde sei „an dem Fall dran“.
Auch Kaffeebohne-Wirt Jens Graeser erhebt Vorwürfe gegen den Anwohner. So beschwere sich der Mann sofort beim Ordnungsamt, wenn ein Gast wenige Minuten nach Beginn der Sperrzeit noch sein Bier im Freien austrinke. Graeser: „Das ist ein einzelner, der die ganze Straße terrorisiert.“
Von Seiten des Anwohners ist wiederum zu hören, dass es alle Kneipen in der Gustavstraße schaffen würden, die Gäste bis 23 Uhr hereinzubitten – nur die Kaffeebohne nicht. Eine bewusste Provokation? Weil er darauf achte, dass die Regelungen des Kompromisses eingehalten werden, sei er bei den beiden Kneipen und deren Gästen der Buhmann und einem regelrechten Spießrutenlauf ausgesetzt. Zudem verweist er auf eine Internetseite, auf der Stimmung gegen ihn gemacht wird.
Besorgt verfolgt Altstadtvereinschef Thomas Werner die Entwicklung. Auch er war am Kompromiss beteiligt und hat nach eigenen Worten viele positive Rückmeldungen bekommen. Den Konflikt zwischen Kaffeebohne, Gelbem Löwen und dem Anwohner hält er daher für eine Privatfehde, die sich hochschaukelt. Das Problem: Die Eskalation drohe die angestrebte friedliche Lösung für die Altstadt zu gefährden.
Hans-Peter Kürzdörfer bestätigt, dass im Ordnungsamt Beschwerden gegen Wirte vorliegen – und diese seien nicht nur von einer einzelnen Person. Es gehe um vermeintliche Verletzungen der Sperrzeit, die Musiklautstärke beim Fürth Festival oder die Dauer von Festivitäten. Das sei legitim, sagt Kürzdörfer, Anwohner hätten das Recht, sich zu rühren. Das Argument, die Leute lebten freiwillig in der Gustavstraße und müssten mehr hinnehmen als anderswo, sei „Quatsch“. Was den Kompromiss betrifft, so habe er das Gefühl, die Wirte seien sich ihrer Verantwortung bewusst. Kürzdörfer appelliert dennoch an beide Seiten, die Vereinbarungen nicht zu torpedieren „Muss es denn wirklich 23.10 Uhr sein?“, fragt er beispielsweise. Im Herbst will er erneut an einen Runden Tisch bitten und Bilanz ziehen, dann werde sich zeigen, ob der Kompromiss trägt.
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