Des Kaisers neues Fenster
29.5.2017, 13:00 UhrAllerdings kann ein heute entworfenes Kunstfenster wohl kaum wie vor gut 100 Jahren pathetisch die Geschichte der Hohenzollern feiern. Aus diesem Grund entwickelten die Kuratoren der Bayerischen Schlösserverwaltung gemeinsam mit Christoph Bücker, dem damaligen Leiter der Jugendbauhütte Regensburg, die Vision eines zeitgemäßen Fensters, das aus der intensiven Auseinandersetzung von Jugendlichen mit traditionellen Handwerkstechniken über ein Kursjahr hinweg entstehen sollte. Unter Anleitung der Künstlerin Olga Merk wurden erste Entwürfe präsentiert, die dann von einer prominent besetzten Fachjury begutachtet wurden.
Der Entwurf des damals 18-jährigen Jakob Dillinger setzte sich durch. Er überzeugte durch die inhaltliche Raffinesse seiner Komposition. Ausgangspunkt des Geschehens ist eine abstrahierte Cadolzburg. Aus ihr erwachsen rote Farbflächen als Flammen. Allerdings entsteht aus den Flammen in luftiger Höhe etwas Neues, das von zarten Blautönen umspielt wird: ein Gewölbe, wie es einst auch in der Burg zu sehen war.
In der ersten Jahreshälfte 2015 fanden die Projektseminare der Jugendbauhütte zur Realisierung des Fensters statt. Die Jugendlichen funktionierten eine Turnhalle in der Oberpfalz zur Werkstatt um und fertigten mit Gerhard Winkler und Annika Esser, zwei Spezialisten der renommierten Würzburger Glasgestaltungsfirma Rothkegel, das Fenster. Zum Einsatz kam dabei nur das feinste Material: Buntglas aus der legendären Waldsassener Glashütte Lamberts. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen: Es ist ein Fenster entstanden, das nicht nur handwerklich höchsten Ansprüchen genügt. Vielmehr verknüpft sich mit diesem Fenster für alle Beteiligten eine intensive Zeit, in der über ein Jahr hinweg für die Cadolzburg gedacht, entworfen und gearbeitet wurde. Diese Liebe zum Detail und zur Burg kann man ab dem 23. Juni täglich in der Burgkapelle der Cadolzburg bestaunen – ein Objekt, das es in sich hat – für die Burg, die es in sich hat.
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