Die Saalschlacht im Park-Hotel erreicht ihren Höhepunkt
15.5.2013, 09:00 UhrGäste gibt es im Park-Hotel schon längst nicht mehr. Am Montagmorgen wartet daher keine Empfangsdame auf die zwei Dutzend Frauen und Männer, die sich im Foyer versammeln. Wo man früher eincheckte, geht es heute um die Frage, ob der 125 Jahre alte Hotel-Festsaal erhalten werden sollte oder nicht.
Um eine Antwort zu finden, hat der Landesdenkmalrat seinen fränkischen Regionalausschuss nach Fürth geschickt. Während schräg gegenüber ein Abrissbagger an den Mauern des City-Kinos nagt, bremst die stellvertretende Vorsitzende die Erwartungen: Eine Stellungnahme sei heute nicht zu erwarten, sagt Karin Dengler-Schreiber, die hauptberuflich das Weltkulturerbe-Management ihrer Heimatstadt Bamberg betreut.
Ihre vierköpfige Delegation – darunter Nürnbergs Kulturreferentin Julia Lehner – nennt sie „die Augen des Landesdenkmalrats“. Bei einer Sitzung an diesem Freitag sollen sie dem Gremium, das die Landesregierung in Denkmalfragen berät, Bericht erstatten. Vorschreiben kann der Rat nichts. „Wir geben nur Empfehlungen ab“, sagt Dengler-Schreiber, „aber diese werden sehr weit gehört.“
Fürths Oberbürgermeister scheint das zu wissen. Thomas Jung verzichtet auf eine berufliche Berlin-Fahrt, um im Hotel Klartext zu reden. Die Stadt, die stolz auf ihre über 2000 Denkmäler sei, so Jung, opfere den Festsaal nicht leichtfertig: Fürth habe das „Einkaufsniveau“ einer Kleinstadt, es herrsche „Versorgungsnotstand“. Der Einkaufsschwerpunkt sei die einzige Chance, großflächigen Einzelhandel hierher zu holen, und habe für die Stadtentwicklung überragende Bedeutung. Jung hebt hervor, dass Stadtrat und Einzelhandel einmütig hinter dem Konzept stehen.
Der Tross setzt sich in Bewegung. Es geht über einsame Treppen und Flure des Hotels in den Festsaal, der nach Um- und Einbauten sowie der mutwilligen Zerstörung von Stuckreliefs im Jahr 2010 ein trauriges Bild bietet. Dass er wieder in altem Glanz erstrahlen kann, davon sind die Abrissgegner überzeugt. Thomas Heyden von der Bürgerinitiative „Bessere Mitte“ und Felix Geismann vom Verein „Wir sind Fürth“ haben den Ausschussmitgliedern Bilder zu Füßen gelegt, die zeigen, wie es hier wieder aussehen könnte.
Der Saal, einst beste Adresse Fürths, sei zwar aus dem kollektiven Gedächtnis der Stadt verschwunden, sagt Uli Walter vom Landesamt für Denkmalpflege, aber nach einer fachgerechten Sanierung könne er für Stadt und Investor zu einem „lohnenden, fast spektakulären“ Ort werden, der dem Einkaufsschwerpunkt „zusätzliche Attraktivität“ verliehe.
Maik Mehlhose von MIB hält dem entgegen, dass der riesige und hohe Saal im Geschäftshauskonzept des Investors zu viel Raum einnehmen würde. Jede Wand hier sei „eine Schranke“ für den modernen Einzelhandel. „Das funktioniert mit unserem Konzept nicht“, betont Mehlhose und erinnert daran, dass MIB in Sachen Saalabriss von Anfang an mit offenen Karten gespielt hat.
Fürths Baureferent Joachim Krauße fügt hinzu, dass die Stadt bei der Investorensuche nicht vorgeschrieben habe, den Saal zu erhalten. Dies nachträglich zu ändern, könne rechtliche Probleme bringen. Dann fährt OB Jung schweres Geschütz auf: Sollte MIB den Saal erhalten müssen, werde der Investor „sofort zurücktreten mit allen Schadensersatzansprüchen an die Stadt“. Maik Mehlhose nickt zustimmend. Thomas Heyden von der BI „Bessere Mitte“ hält das für Drohgebärden. „Ich glaube, MIB hat schon einen Plan B in der Schublade.“
Als die Entourage noch die Dachkonstruktion des Saals in Augenschein nimmt, kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall: Ein Kameramann bricht durch den Boden mehrere Meter in die Tiefe. Der Sturz geht glimpflich aus, mit einer Knöchelverletzung kommt der Mann ins Klinikum. Der Regionalausschuss zieht ins Rathaus, um die Gespräche ohne Öffentlichkeit fortzusetzen. Eine Entscheidung soll bei der Sitzung am Freitag fallen – Fürths Rathauschef will dafür extra nach München fahren.
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