Ein Hilfspaket für die Schwächsten

16.12.2011, 09:00 Uhr
Ein Hilfspaket für die Schwächsten

© dpa

Gerne denkt die Familien-Hebamme an einen Fall vor einigen Jahren zurück. Damals betreute sie eine 23-jährige psychisch kranke Schwangere. Als diese ihre Medikamente weglassen musste, um das Ungeborene nicht zu gefährden, brach ihre Krankheit mit voller Wucht aus. Die junge Frau landete in der Psychiatrie. Dort besuchte sie Merdes weiter regelmäßig und gemeinsam mit dem Psychiater der jungen Frau schaffte sie es, dass das Baby nach zwei Monaten bei Pflegeeltern wieder zu seiner leiblichen Mutter zurückkam. Mit Hilfe von psychologischer und sozial-pädagogischer Überwachung sowie durch die enge Beziehung zur Familien-Hebamme sei es damals gelungen, dass die junge Frau nun selbst für ihr Kind sorgt, schildert Merdes den positiven Verlauf ihres Einsatzes.

Verstärkte Unterstützung



Bald könnten sich solche Erfolgsgeschichten häufen. Ab Januar sollen Familien-Hebammen verstärkt Eltern unterstützen, die Hilfe mit ihrem Nachwuchs benötigen, etwa sehr junge oder suchtkranke Mütter sowie Familien, deren erstes Kind bereits in der Obhut des Jugendamtes ist. Während Hebammen Eltern normalerweise bis zu acht Wochen nach der Entbindung unterstützen, hilft die Familien-Hebamme bei Bedarf das ganze erste Jahr.

„Das Gesetz ist überfällig, der Bedarf auf jeden Fall da“, sagt Friederike Merdes, eine von drei ausgebildeten Familien-Hebammen in Fürth. Sie hofft, dass mit dem neuen Kinderschutzgesetz auch die Finanzierung ihres Berufes gesichert ist, so dass sie nun vermehrt zum Einsatz kommen kann.

Damit wäre auch Martin Schmitz zufrieden. Er arbeitet als Sozialpädagoge bei der städtischen „Koordinierungsstelle Frühe Hilfen“, kurz „KoKi“, und wünscht sich, dass auch die geplanten Änderungen beim Datenschutz und der Schweigepflicht Wirkung zeigen. Künftig sollen sich Ärzte beim Verdacht auf Misshandlung an das Jugendamt wenden dürfen. Auch Fälle wie der des vierjährigen Sven sollten sich nicht wiederholen. Vergangenes Jahr kämpfte der vernachlässigte Junge tagelang um sein Leben. Erst wenige Monate zuvor war der Bub mit seiner Mutter und deren Lebensgefährten aus Darmstadt nach Fürth gezogen. In seiner alten Heimat war die Familie dem Jugendamt bekannt, vom Umzug nach Franken allerdings wussten die Fürther Behörden nichts. „Ich hoffe, dass solche Fälle künftig eindeutig geregelt sind und wir besser informiert werden“, sagt Schmitz.

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