Ein Korb vom Fürther Baukunstbeirat
8.12.2011, 09:00 UhrDamit nicht genug: Wie verärgert die zehn Beiratsmitglieder sind, zeigt sich daran, dass sie der Stadt vorerst überhaupt nicht mehr zu Diensten sein möchten — auch nicht im Rahmen ihrer üblichen Beratungstätigkeit. Man wünsche sich eine Reform des Gremiums mit dem Ziel, dessen Arbeit und dessen Entscheidungen mehr Bedeutung beizumessen.
Wie berichtet, hatte sich die Stadt an den BKB mit der Bitte gewandt, die Planung für den Einzelhandelskomplex an der Rudolf-Breitscheid-Straße in Kooperation mit dem Architekten des Investors MIB, James Craven, weiterzuentwickeln. Grundlage dieses Dialogverfahrens sollten die bereits bekannten Vorentwürfe Cravens sein, der an Stelle von Park-Hotel und Fiedler-Haus einen stark am historischen Fürther Stadtbild orientierten Baukörper favorisiert.
„Diffuser Entwurf“
Bereits im Vorfeld hatte der BKB jedoch vehement vor dieser Vorgehensweise gewarnt und auf ein Festhalten an einem Architektenwettbewerb gepocht, wie er ursprünglich eingeplant war. Eine denkbar knappe Stadtratsmehrheit entschied sich auf Empfehlung des Investors, des Oberbürgermeisters und des Wirtschaftsreferenten aber dennoch für die andere Variante.
Die BKB-Vorsitzende Brigitte Sesselmann spricht in ihrem offenen Brief von einem „diffusen Entwurf“ Cravens, dem man nun „ein noch diffuseres, undefiniertes Dialogverfahren“ folgen lasse. Dieses zu begleiten, komme für sie und ihre Beiratskollegen nicht in Frage. „Das Projekt der Neuen Mitte ist von so hohem Stellenwert in der Stadtstruktur, dass es nicht im Gespräch von BKB und einem Architekten entworfen werden kann“, so Sesselmann. „Um die bestmögliche Lösung zu finden“, sei vielmehr „das Vergleichen möglichst vieler kreativer Ansätze erforderlich“.
Nicht nachvollziehen kann Oberbürgermeister Thomas Jung die Reaktion, wie er auf Anfrage der Fürther Nachrichten sagte. Insbesondere Klagen der BKB-Mitglieder, sie seien im bisherigen Verfahren für den Einkaufsschwerpunkt außen vor geblieben, wollen ihm nicht einleuchten. Erst jetzt gehe es doch um architektonische Belange, erst jetzt sind in seinen Augen deshalb die Ehrenamtlichen aus dem Beirat gefordert.
„Exklusiv, beinahe monopolartig“ könnten sie die Dinge weiter vorantreiben, findet Jung — und bedauert, dass dieses Angebot ausgeschlagen wird. „Ein fröhlich mitarbeitender Baukunstbeirat wäre mir am liebsten gewesen, aber bevor es jemand widerwillig macht, ist mir eine ehrliche Antwort lieber“, bekennt der Rathauschef.
Jung versichert auch, niemandem zu grollen; er stehe vielmehr für die geforderten Gespräche über die Rolle und über möglicherweise zu ändernde Regularien des Fürther Beirats zur Verfügung.
Keine Probleme sieht Jung für den Fortgang des Projekts Einkaufsschwerpunkt, denn die Stadt hat einen Plan B in der Schublade: Für das Gremium, das künftig mit MIB-Architekt Craven kooperiert, sollen nun drei bis vier renommierte Experten aus dem Bereich Architektur und Stadtplanung gesucht werden; zudem sähe Jung gern einen Vertreter der Bürgerinitiative „Bessere Mitte“, drei Politiker von SPD, CSU und Grünen sowie den städtischen Baureferenten Joachim Krauße als Vorsitzenden am Verhandlungstisch.
Eine Runde in dieser Größenordnung halte er „für arbeitsfähig“, so der OB. Den entsprechenden Vorschlag will er dem Stadtrat in dessen Dezembersitzung unterbreiten.
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