Einen Sterbenden mutig auf seinem Weg begleiten

7.10.2016, 09:00 Uhr
Einen Sterbenden mutig auf seinem Weg begleiten

© Foto: Hans Winckler

Gibt es ein Patentrezept im Umgang mit dem Tod, Frau Höchsmann?

Sandra Höchsmann: Nein, das Geschehen ist immer individuell. Aber wir wollen Antworten auf Fragen geben wie: Was geschieht beim Sterben? Welche körperlichen und psychischen Veränderungen laufen bei dem Betroffenen ab? Wie geht man mit Schmerzen um? Wozu dienen Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht? Ganz wichtig ist es aber, die Angehörigen nicht allein zu lassen und sie für die Bedürfnisse des Sterbenden zu sensibilisieren.

Eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht sollte jeder Mensch haben?

Höchsmann: Es ist hilfreich, beides zu machen, auch wenn man nicht jede medizinische Situation exakt festlegen kann. Ganz wichtig ist für jeden selbst, zu klären, was er möchte, und dies mit seiner Familie zu besprechen. Wer mich vertritt, muss schließlich Bescheid wissen, um meinen Willen durchsetzen zu können.

Wie sind Sie darauf gekommen, den Kurs zum Umgang mit dem Sterben anzubieten?

Höchsmann: Wir bieten den „Letzte-Hilfe-Kurs“ zum ersten Mal an. Palliative Care – also die Versorgung und Begleitung Sterbender – ist für uns ein wichtiges Thema. Aufmerksam auf ein solches Angebot bin ich durch unsere Kooperation mit der Hospiz-Akademie in Nürnberg geworden. Jeder weiß, dass er mit dem Thema Sterben irgendwann in irgendeiner Form konfrontiert wird, und da ist die Unsicherheit groß.

 

Was erwartet die Teilnehmer?

Höchsmann: Wir wenden uns mit dem Kurs nicht an die Profis, sondern an alle Interessierten, die entweder in der akuten Situation Rat suchen oder sich im Vorfeld darauf vorbereiten wollen.

 

Wie ist die Resonanz?

Höchsmann: Sehr gut. Für Roßtal, wo wir bei der Gemeinde von St. Laurentius zu Gast sind, haben wir 21 Anmeldungen und sind damit voll belegt. Es ist eben ein Thema, das die Menschen bewegt. Wir gehen bewusst sowohl in den Landkreis als auch in die Stadt, um die Wege für die Leute kurz zu halten. Wir haben zwei Referenten: Dirk Münch, Vorsitzender des Hospiz-Teams Nürnberg, spricht über „Sterben ist ein Teil des Lebens, vorsorgen und entscheiden“; Stefan Meyer, Leiter der Hospiz-Akademie Nürnberg, referiert zum Thema „Körperliche, psychische, soziale und existenzielle Nöte lindern und Abschied nehmen vom Leben.“

Möchten Sie das Thema Leiden und Sterben mit Ihrem Angebot auch etwas enttabuisieren?

Höchsmann: Jeder schiebt dieses Kapitel weg, das ist normal. Aber der Tod ist Teil des Lebens. Das Ende eines Lebensweges ist zumeist ein schmerzhafter Prozess. Der Kurs will ermutigen und Sicherheit geben, diesen Lebensabschnitt zu gestalten. Denn es ist trotz der emotionalen Belastung auch eine erfüllte und sinnvolle Zeit, einen Sterbenden zu begleiten und auf seine Wünsche einzugehen. Oft gibt es Themen, die noch zu klären sind, auch Konflikte. Sind sie bereinigt, kann Frieden einkehren. Und als Angehöriger kann ich mir sagen: ,Wir waren füreinander da‘. Das hilft auch mir weiter.

 

„Letzte Hilfe – sterbende Menschen begleiten“ am 27. Januar 2017 (16 bis 20 Uhr) im Haus der Diakonie in Fürth, Königswarterstraße 56-60. Anmeldung bis 20. Januar unter Telefon (09 11) 74 93 30, Gebühr: 15 Euro.

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