Erhitzte Gemüter in der Turnhalle
26.10.2011, 19:00 UhrFür Oberbürgermeister Thomas Jung war es beinahe wie ein schlechtes Déjà-vu: „Die schlimmsten Auseinandersetzungen, die ich in meinem früheren Beruf als Rechtsanwalt erlebte, waren Nachbarschaftskriege.“ Zu einem solchen habe sich mittlerweile der Streit um Lärmbelästigung durch Kneipengänger in der Innenstadt entwickelt.
Zu Wort hatten sich vier Anwohner gemeldet, die der Stadtverwaltung in erster Linie vorwarfen, den am runden Tisch erzielten Kompromiss nicht konsequent zu kontrollieren. „Die Stadt lässt uns allein und verweigert obendrein Akteneinsicht“, beklagte ein Anwohner. Als „glatt falsch“ wies Rechtsreferent Christoph Maier den ersten Vorwurf zurück. Die Einhaltung von Ausschankzeiten oder Freischankflächen werde sehr wohl geprüft und dabei würden „zum Teil harte“ Belehrungen gegen die Gastronomen ausgesprochen.
Die von der Regierung von Mittelfranken nun erzwungene Akteneinsicht habe er zunächst verweigert, weil „wir hier keine Hilfssheriffmentalität bekommen wollen“. Dazu stehe er auch nach wie vor, so Maier. Er räumte zwar ein, dass die Stadt in den vergangenen Jahren manchmal zu großzügig gegenüber den Kneipiers gewesen sei, „aber mehr können wir jetzt nicht mehr tun“. Er verwies auf den nächsten runden Tisch im November. Allerdings befürchtet Maier, dass am Ende die Gerichte in diesem Konflikt entscheiden müssen.
Ärger mit Bauprojekten
Auch das zweite große Thema des Abends in der Turnhalle der Hans-Böckler-Schule, die geplanten Neubaugebiete in Ober- und Unterfürberg, wird demnächst in einer gesonderten Infoveranstaltung behandelt werden. Der abschließende Erörterungstermin aller Einwände gegen das Siedlungsprojekt Oberfürberg Nord ist am 8. November um 19 Uhr in der Aula der Adalbert-Stifter-Grunschule angesetzt.
Vertreter der Bürgerinitiative „Rettet Fürberg“ erkundigten sich vorab schon einmal bei Baureferent Joachim Krauße nach Emissions- und Klimagutachten sowie dem Einfluss der anstehenden Sanierung der Stauffenbergbrücke auf die Pläne.
Die Instandsetzung werde abgeschlossen sein, bevor die ersten Bagger anrücken und somit keine Auswirkungen haben, versicherte Krauße. Von einer „überlasteten Infrastruktur“ könne keine Rede sein. „Wir sind noch immer in der Vorentwurfsphase und die Gutachten sind einsehbar.“ Die Forderung nach einem Klimagutachten wegen der von Gegnern befürchteten Belastung durch Heizungsemissionen, parierte OB Jung mit dem Verweis auf dicht bebaute andere Stadtviertel: „Dann müssten wir die ganze Südstadt abreißen.“ Er wiederholte den Standpunkt der Stadtspitze: „Fürth wächst und wir haben nur im Westen Flächen für neue Einfamilienhäuser.“
Neben Problemen mit Anwohnerparkplätzen oder in Wohngebieten abgestellte Lkw, trieb die gut 50 Teilnehmer der Versammlung die Sorge um die Spielplätze um. Hier werde die Stadt weiterhin Geld in die Hand nehmen, versprach Baureferent Krauße, wenngleich er den Fall des gesperrten Hügelspielplatzes im Südstadtpark als „Trauerspiel“ bezeichnete.
Eigentlich hätte der Platz schon vor den Herbstferien provisorisch instand gesetzt werden sollen, geschehen ist bislang nichts. „Ich bin nicht der Herr über die Baufirma“, schob Krauße den Schwarzen Peter weiter. „Der Auftrag ist erteilt und in den nächsten Tagen wird etwas passieren.“
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