Erste Hilfe: Das Einmaleins zum Druckverband

Birgit Heidingsfelder

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17.11.2017, 11:00 Uhr
Erste Hilfe: Das Einmaleins zum Druckverband

© Sebastian Zelada

Erste Hilfe zu leisten bedeutet vor allem: rasch und beherzt zu handeln, wenn ein Mensch in Not ist. Was wann zu tun ist, erklären Experten in der Erste-Hilfe-Serie der FN. In Videos führen sie wichtige Handgriffe vor. Nach unserem Beitrag über die Absicherung einer Unfallstelle geht es diesmal um die Versorgung stark blutender Wunden mit einem Druckverband.

Hat sich ein Mensch verletzt und strömt das Blut förmlich aus der offenen Wunde, dürfte auch medizinischen Laien klar sein, dass die Blutung gestoppt werden muss. Dabei sollte man wissen: Auch eine „normale“ Schnittverletzung beruhigt sich erst nach einer Weile. Als Faustregel gilt, so sagt Ina Strickstrock, Rettungssanitäterin und Sanitäter-Ausbilderin beim BRK Kreisverband Fürth, dass die Blutgerinnung nach sechs bis acht Minuten einsetzen sollte.

Wie aber helfe ich jemandem, bei dem das Bluten gar nicht mehr aufhören will?
„Als erstes bringen Sie den Patienten bitte möglichst in die Nähe des Fußbodens. Er könnte nämlich kollabieren.“ Heißt: Der Betreffende nimmt am besten auf einem Stuhl oder Sofa Platz bzw. er setzt oder legt sich direkt auf den Boden. Der Ersthelfer alarmiert die Rettungsleitstelle (Notruf 112) und stellt damit sicher, dass der Patient möglichst rasch professionelle Hilfe erhält. Er kümmert sich darum, dass das verletzte Körperteil hochgelagert wird, bittet den Patienten, den Arm hochzuhalten, sofern dieser das kann, oder schiebt beispielsweise eine Tasche oder einen Stuhl unter das blutende Bein. Danach versucht er, den Blutverlust mit einem Druckverband zu stoppen.

Worauf muss ich beim Anlegen eines Druckverbands achten?
Grundsätzlich gilt erst einmal, so Strickstrock: „Legen Sie niemals einen Druckverband am Hals an. Der Mensch könnte ersticken.“ Wer einen Verbandskasten zur Hand hat, entnimmt diesem die Einmalhandschuhe und streift sie zum eigenen Schutz über. Man wisse ja nie, erklärt Strickstrock, welche Krankheiten der Verletzte hat, komme aber in Kontakt mit seinem Blut.

Auf die offene Wunde legt der Ersthelfer eine sterile Wundkompresse, die er fixiert, indem er eine Mullbinde ein paarmal breitflächig um die Wunde schlingt. Dann kommt das Druckmittel zum Einsatz, das die Blutung stoppen oder zumindest bremsen soll.

Was eignet sich als Druckmittel?

Aus dem Sortiment des Verbandskastens bietet sich dafür eine weitere Mullbinde an. Sie bleibt in Plastik verpackt und wird so auf die nun ja schon abgedeckte Wunde gelegt. Dann wird das Ganze weiter mit Mull umwickelt. Strickstrock rät: „Tun Sie das richtig schön mit Zug, achten Sie aber bitte auch darauf, dass der Druckverband am Schluss nicht zu fest wird.“

Die angrenzende Körperregion, beispielsweise der Fuß oder die Hand, darf nicht dick werden oder sich blau verfärben, Zehen oder Finger müssen sich auch mit Verband weiter bewegen lassen.

Was, wenn ich keinen Verbandskasten, kein steriles Verbandsmaterial zur Hand habe?
Dann sei Improvisation gefragt, sagt Strickstrock. Zum Verbinden sei in diesem Fall erlaubt, was greifbar ist: Schal, T-Shirt, Handtuch... Dasselbe gilt für das Druckmittel. Zum Einsatz kommt auf die etwa schon mit einem Schal abgedeckte Wunde, was den Zweck erfüllt und sich in Reichweite befindet - Deoroller, Zigarettenschachtel, Handy, Portemonnaie, Brillenetui, Feuerzeug...

Nehmen wir an, es stecken Glassplitter in der Wunde. Soll ich die rausziehen?
Nein, auf keinen Fall, warnt die Expertin. Man sehe von außen nicht, ob der Fremdkörper zufällig eine Blutbahn verschließt. Ihn zu entfernen, wäre gerade so, als zöge man einen Stöpsel. Danach fließt noch mehr Blut.
Aber: Mit dem Druckverband würde ich Splitter und ähnliches ja noch tiefer in die Wunde bohren.

Was kann ich bei Fremdkörpern also tun?
Strickstrock empfiehlt, etwaige Fremdkörper möglichst gut zu umpolstern, beispielsweise mit weiteren Mullbinden, und sie so zu stabilisieren. Alles weitere sei dann Sache der Ärzte.

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