Erste Hilfe: So sichert man eine Unfallstelle

Birgit Heidingsfelder

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27.10.2017, 10:00 Uhr
Erste Hilfe: So sichert man eine Unfallstelle

© Hans-Joachim Winckler

Erste Hilfe zu leisten bedeutet vor allem: rasch und beherzt zu handeln, wenn ein Mensch in Not ist. Was wann zu tun ist, erklären Experten in der Erste-Hilfe-Serie der Fürther Nachrichten. In Videos führen sie wichtige Handgriffe vor. Nach unserem Beitrag über den Schlaganfall geht es diesmal um die Absicherung einer Unfallstelle.

Bleibt ein Auto mitten auf der Straße liegen, gilt dasselbe wie nach einem Verkehrsunfall: Die betreffende Stelle muss umgehend gesichert werden. René Rosenzweig, Fachlehrer für Notfallsanitäter an der Berufsfachschule der Arbeitsgemeinschaft für Notfallmedizin Fürth (AGFN): „Es ist ja niemandem geholfen, wenn ein kleiner Unfall einen größeren Unfall nach sich zieht.“ Schadensbegrenzung und Eigenschutz haben also Priorität. Ersthelfer müssen dafür sorgen, dass nicht (noch mehr) Menschen zu Schaden kommen.

Welche Hilfsmittel muss ich dazu im Auto haben? Und wo an Bord sollten die sein?
Vorgeschrieben sind zwar nur das Warndreieck und eine reflektierende Warnweste für den Fahrer. Rosenzweig empfiehlt aber, so viele Westen mit sich zu führen wie es Sitzplätze im Fahrzeug gibt. Am besten untergebracht sind sie unter dem Sitz, im Handschuhfach oder in den Türfächern. Denn: Nur wenn sie griffbereit sind, lassen sie sich bereits beim Aussteigen überstreifen. Die Gefahr, dass nachkommende Autofahrer den Helfer übersehen könnten, verringert sich dadurch gleich beim Aussteigen.

Gibt es im Auto für das Warndreieck keinen vom Hersteller ohnehin schon vorgesehen Aufbewahrungsort, rät Rosenzweig, es beispielsweise mit einem Klettband an der Seitenwand des Kofferraums zu fixieren. „So rutscht es nicht andere Dinge, die man herumfährt, und ist im Notfall sofort zur Hand.“

Wenn ich nun an eine Unfallstelle komme – in welcher Reihenfolge gehe ich vor?
Rosenzweig: „Als erstes sichern Sie ihr eigenes Fahrzeug, indem Sie die Warnblinkanlage einschalten, die Geschwindigkeit verringern und sich – mit einem gewissen Abstand – an das Unfallauto hinstellen. Beim Verlassen des Fahrzeugs ziehen Sie die Warnweste über, holen das Warndreieck aus dem Kofferraum, bauen es dort auch gleich auf und tragen es dann in Brusthöhe vor sich her bis zu dem Punkt, an dem Sie es auf die Fahrbahn stellen. Als Nächstes setzen Sie in jedem Fall einen Notruf bei der Integrierten Rettungsleitstelle – Nummer 112 – ab und sehen dann nach, ob Menschen verletzt sind, ob Sie also Erste Hilfe leisten müssen und können.

Was muss ich über das Aufstellen eines Warndreiecks wissen?
„Zuerst sollten Sie wissen, wie sich Ihr (!) Warndreieck zusammenbauen lässt“, sagt Rosenzweig und rät, diese Handgriffe auch einmal in Ruhe zu üben. Was den Abstand zum Unfallort angeht, gibt es folgende Faustregel: „Man sagt, so weit weg wie die erlaubte Höchstgeschwindigkeit. Das heißt: Innerorts 50 Meter, außerorts 100 Meter und auf Autobahnen 150 bis 200 Meter, die man auf der Autobahn möglichst hinter den Leitplanken entlanglaufen sollte.“ Hat sich der Unfall nach einer Kurve ereignet, ist das Warndreieck deutlich vor der Kurve aufzustellen.

Woher weiß ich, wie lang 50 oder 100 Meter sind?
Wer sich schwer tut, Abstände einzuschätzen, kann entweder die eigenen Schritte zählen, so der Experte. Als Orientierungshilfe böten sich aber auch die schwarz-weißen Leitpfosten am Straßenrand an. Denn: „Die haben immer einen Abstand von 50 Metern.“

Der Tipp des Experten zum Schluss: „Machen Sie sich doch jetzt, in diesem Augenblick, mal Gedanken: Wo ist jetzt ihr Warndreieck? Kommen Sie jetzt hin, wenn Sie es benötigen? Und: Wie viele Warnwesten haben Sie eigentlich dabei? Sind die ausreichend? Und wo im Auto sind die?“
 

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