Erster Fürther Elektrobus hat Härtetest überstanden
29.3.2018, 05:54 UhrEnde Januar stellte die Stadt das rund 700.000 Euro teure Fahrzeug den Medien am Rathaus vor. Die geplante Vorführung musste damals allerdings kurzfristig ersatzlos ausfallen, weil eine der Starterbatterien überraschend keine Energie mehr lieferte. Verkehrsbetriebschef Klaus Dieregsweiler ärgert sich heute noch über diese Panne, da die 24-Volt-Einheit mit dem eigentlichen Elektroantrieb gar nichts zu tun hat. Sie fungiert wie beim Dieselbus lediglich als Starter. Beim Elektrobus für den Hochvoltbetrieb mit sechs Batteriepaketen.
Was bei der missglückten Premiere ein wenig tröstete, war die Tatsache, dass Fürth immerhin ein paar Tage früher dran war als die VAG in der Nachbarstadt Nürnberg, die ihren ersten E-Bus erst Anfang Februar präsentierte – inklusive Probefahrt.
Im anschließenden Versuchsbetrieb ohne Fahrgäste machte der Frost dem Elektroantrieb schwer zu schaffen. Es zeigte sich, dass die vom Hersteller angegebene Reichweite von 200 Kilometern in der Realität kaum verfügbar ist.
"Bei der Kälte wurde es ab 100 Kilometern schon eng", sagt Dieregsweiler. Ein Glück, dass die fahrgastarmen Zeiten zwischen den Spitzen am Morgen und Mittag genug Zeit lassen, um die Batterien nachzuladen. 75.000 Euro hat die dazu nötige Ladesäule auf dem Busbetriebshof der infra in der Südstadt gekostet. Auch in Nürnberg stellte man fest, dass schon der volle Betrieb der Heizung die Reichweite enorm reduziert.
Ungeachtet solcher Kinderkrankheiten der Elektromobilität setzt Dieregsweiler auf den Ausbau der Fürther E-Busflotte. Allerdings zunächst im bescheidenen Umfang, denn die Ladestruktur muss Schritt halten. Mit einer Investition von 15 bis 20 Millionen Euro für Ladesäulen rechnet man in Nürnberg, um wie geplant bis 2030 die Hälfte der rund 400 VAG-Busse elektrisch betreiben zu können.
Gemeinsam mit Nürnberg
In Fürth will man kleinere Brötchen backen. 2019 peilt Dieregsweiler zunächst die Anschaffung von zwei weiteren Elektrobussen an. Er muss sich dabei mit Nürnberg abstimmen, weil der Bund die Umrüstung nur in größeren Stückzahlen fördert. "80 Prozent der Mehrkosten gegenüber Dieselfahrzeugen werden ab sechs Bussen gewährt", erläutert der Verkehrsbetriebschef. Es geht um viel Geld, kostet ein E-Bus doch mehr als das Doppelte eines Diesels.
Allein die Akkus schlagen sechsstellig zu Buche. Fürths Erstling kostete abzüglich der Zuschüsse immer noch 483.300 Euro. Eingesetzt wird er derzeit auf den Linien 175 und 67. Und das im stadtüberschreitenden Verkehr, wie seit Anfang März übrigens auch der Nürnberger Artgenosse.
Ab 2020 sollen nach Dieregsweilers Vorstellungen bei Ersatzbeschaffungen für die Busflotte nur noch Elektrofahrzeuge ausgewählt werden. Für die Fahrer sind wegen des Hochvoltbetriebs und der unterschiedlichen Bedienelemente Schulungen erforderlich. "Die Fahrer kommen gut damit klar", fasst ihr Chef die bisherigen Erfahrungen in Fürth zusammen.
Ein Vorteil des Elektroantriebs ist auch die im Vergleich mit Verbrennungsmotoren geringere Geräuschentwicklung. Ganz geräuschlos ist der Solaris Urbino trotzdem nicht unterwegs. Mit 77 Dezibel ist er laut genug, um Radler und Fußgänger auf sich aufmerksam zu machen. Ein herkömmlicher Bus bringt es auf über 80 Dezibel.
Innovationen im Nahverkehr hat man in Fürth nicht nur bei der Premiere des Adlers, der ersten deutschen Eisenbahn, 1835 erlebt. 1984 und 1985 verkehrte etwa ein automatisch gesteuerter Spurbus auf der ehemaligen Ludwigsbahntrasse zwischen Jakobinenstraße und Freiheit. Im Boden verlegte Induktionsschleifen lenkten die Fahrzeuge zentimetergenau. Die Fahrer mussten nur Gas geben und bremsen. Von der Neuerung versprach man sich eine bessere Busführung durch die engen Innenstadtstraßen.
Inzwischen setzt man im Fürther Verkehrsbetrieb mehr auf Maßnahmen zur Busbeschleunigung: separate Busspuren und spezielle Ampelschaltungen.
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