EU-Wahl: Schüler zählen schon die Stimmen

18.5.2014, 23:58 Uhr
EU-Wahl: Schüler zählen schon die Stimmen

© Jean-P.Ziegler

„Ich zähle die AFD-Stimmen“, ruft ein Schüler und lacht. Er weiß, dass die europakritische Partei Alternative für Deutschland (AFD) gerade in aller Munde ist. Der junge Mann nimmt sich ein paar der blauen Wahlscheine und beginnt zu zählen. Über 20 Schüler wuseln durch den Raum und rufen sich Ergebnisse zu. Trotz des Chaos läuft die Abstimmung professionell ab. Es gibt ein Wählerverzeichnis, die Schüler haben einen Wahlschein bekommen und machen ihre Kreuzchen in Kabinen.

„Ich wollte etwas Praktisches machen, statt irgendeinen Vortrag anzuhören“, sagt Organisatorin Birgit Arnold. Die Sozialkundelehrerin hat bereits Erfahrung: Im vergangenen Jahr hat sie mit der zehnten Jahrgangsstufe schon einmal eine Bundestagswahl simuliert. Weil die so gut lief, spielt sie heute die EU-Wahl mit den Elftklässlern nach.

Julia Wiedmanns Bogen liegt schon in der Urne. Auch wenn sie sich selbst nicht für Politik interessiert: „Es ist eine gute Idee“, sagt die 18-Jährige, die am 25. Mai auch „richtig“ wählen gehen will. Sie findet es spannend, vorher mal zu sehen, wie so eine Wahl abläuft. Allerdings nimmt nicht jeder ihrer Mitschüler die Simulation ernst: bei Facebook kursierten kuriose Wahlempfehlungen, erzählt sie.

Auch wenn so mancher die Veranstaltung veräppelt, so stehen politische Themen doch wieder im Fokus - mit messbarem Erfolg. Das zeigen zumindest Studien der Universitäten Stanford und Stuttgart: Die Zahl der Nichtwähler unter den Teilnehmern ist nach dem Projekt gesunken. Seit 1999 gibt es die „Juniorwahl“ vor allen Bundestags-, Europa- und Landtagswahlen. Heuer nehmen 933 weiterführende Schulen mit 200 000 Mädchen und Jungen teil.

EU oft negativ behaftet

Für Kai Wiesemann war die Aktion ein Anlass, sich zu informieren. Er hat sich auf der Internetplattform Youtube Videos zur EU angesehen. Auch im Freundeskreis war Europa wieder ein Thema. Generell ist ihm das Zeitgeschehen nicht egal: „Ich will wissen, was so los ist in der Welt .“

Ihre Schüler würden sich schon für die EU interessieren, meint Arnold. Allerdings sei sie bei vielen negativ behaftet. „Die verbinden Brüssel mit Bürokratie“, sagt sie. Ihren Sozialkundeunterricht nutzt sie auch, um die Jugendlichen zu informieren.

Doch auch die positiven Seiten würden die Jugendlichen kennen, etwa das grenzenlose Reisen. Das sieht auch Kai Wiesemann so, aber er fügt an: „Die vielen Vorteile sind uns manchmal gar nicht mehr so bewusst.“ Auf Anhieb fällt ihm die EU-Regelung ein, dass es für Handys ab 2017 einheitliche Ladegeräte geben muss.

Zwei Schülerinnen sind gerade dabei, die letzten Ergebnisse an die Tafel zu schreiben. Die Wahlbeteiligung liegt fast bei 80 Prozent, etwa 100 Jugendliche durften mitmachen. Ein Ergebnis, das jedem Politiker die Freudentränen in die Augen treiben dürfte - dass die Grünen so abräumen, allerdings nicht. Das endgültige Resultat wird jetzt noch nicht verraten. Am 25. Mai kann aber jeder unter www.juniorwahl.de schauen, wie Deutschlands Schüler votiert haben.

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