Faber-Castell: Abschiedsgottesdienst und Beisetzung
5.2.2016, 17:35 UhrEs war den Organisatoren der Feier wichtig, dass alle teilhaben konnten: Da in der Kirche selbst nur 340 Menschen Platz fanden, wurden das Gemeindehaus und die Alte Mine für weitere Angehörige, Freunde der Familie und Mitarbeiter reserviert. Sie konnten dem Geschehen auf Videoleinwänden folgen.
Aber auch an die Bürger hatten Familie und Unternehmen gedacht: Mehrere Zelte waren am Friedhof aufgestellt worden, mehrere Hundert Menschen lauschten der rund zweistündigen Zeremonie über Lautsprecher. Innig sangen sie mit bei den Liedern "Von guten Mächten" und "Großer Gott, wir loben Dich".
Der Bruder des Verstorbenen, Andreas Graf von Faber-Castell, beendete seinen Nachruf mit tränenerstickter Stimme und einem Zitat von Eugene O'Neill: "There is no death! There is only life!" Er hoffe, sein Bruder sei an einem Ort voller Freude und Aufregung, ohne Langeweile.
Auch die Schwester Katharina Guglielmetti trat ans Mikrofon, sprach ihren "lieben großen Bruder" direkt an: "Es war so schön, dir beim Leben zuzusehen. Und es ist so schwer, das nicht mehr zu dürfen." Sie beschrieb ihren Bruder als einen Menschen, der der Familie innig verbunden war, einen Mann von eleganter Gestalt und schöner innerer Haltung, der Streit und Enge nicht mochte. Er habe beschwingt auf andere gewirkt, auch am Ende noch, gezeichnet von der schweren Krankheit, Eindruck auf die Ärzte gemacht in den amerikanischen Spitälern, "wo ihn keiner kannte". Ihm sei eine gewisse Scheu ebenso eigen gewesen wie eine Neugier: "Eine Neugier aufs Leben, die dich auf andere zugehen ließ - eine Schwester der Lebenslust".
Nach der Trauerfeier wurde Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell im engsten Familienkreis in der Familiengruft beigesetzt. Bereits am Donnerstagabend hatte Stein eindrucksvoll Abschied von Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell genommen: Einem Trauerzug der Familie vom Schloss zur Martin-Luther-Kirche schlossen sich rund 2000 Steiner Bürger an.
Bewegender Trauerzug
Die Bundesstraße 14 war gesperrt und ungewohnt ruhig: Sie gehörte der Kutsche mit dem Sarg und den vielen Trauernden, die Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell auf seinem letzten Weg begleiteten. Der Zug bewegte sich langsam und schweigend durch die Dunkelheit und den Schneeregen – nur das Knirschen der Räder auf dem Asphalt und der Hufschlag der Pferde durchbrachen die Stille. Es waren zutiefst bewegende Minuten, viele Menschen weinten.
Feuerwehrmänner in Paradeuniform säumten die Strecke, in der Hand hielten sie Wachsfackeln, und viele Bürger sahen vom Straßenrand aus zu. Die engsten Familienmitglieder schritten auf beiden Seiten der Kutsche, die den Sarg zog, zur Kirche, dahinter liefen viele Angehörige, Verwandte, Freunde und Mitarbeiter, dazu Dutzende Feuerwehrleute, einzelne mit ihren Prunkfahnen, und auch Landrat Matthias Dießl und Bürgermeister Kurt Krömer. Ihnen folgten rund 2000 Bürger, viele trugen weiße Rosen.
Die Kirchenglocken läuteten, als der Sarg hineingetragen wurde. Drinnen verabschiedete sich zunächst die Familie von Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell, der das Unternehmen in der achten Generation fast 40 Jahre lang geleitet hatte und am 21. Januar im Alter von 74 Jahren verstorben war. Anschließend bekamen auch die Bürger Zutritt zur Kirche und Gelegenheit, Abschied zu nehmen. Die ganze Nacht hindurch wollten Mitglieder der Familie Totenwache halten.
Der Artikel wurde am Freitag um 17.35 Uhr aktualisiert.
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