"Fairzeichnis": Neue Einkaufsbroschüre für Fürth

14.10.2017, 16:00 Uhr

© Foto: Edgar Pfrogner

Seit Februar 2016 darf sich Fürth offiziell so nennen. Wie viele andere Kommunen und der Landkreis setzt die Stadt damit ein Zeichen für kritischen Konsum und signalisiert zugleich, dass sie den fairen Handel fördern möchte. Denn: Fairtrade-Standards sichern eine Produktion unter menschenwürdigen und umweltschonenden Bedingungen. Kleinbauern und andere Erzeuger erhalten für ihre Waren einen Mindestabnahmepreis und Prämien für Projekte etwa in der Gesundheitsvorsorge. Kinderarbeit ist tabu.

Als Fürth als bundesweit 396. Kommune das Zertifikat erhielt, war das auch eine Anerkennung für viel ehrenamtlichen Einsatz.Insbesondere in der Gastronomie war es nämlich nicht leicht, die nötige Zahl an Mitstreitern zu gewinnen. Zum Auftakt fanden sich damals 33 Einzelhändler und 14 Gastronomen mit mindestens je zwei fair gehandelten Artikeln im Angebot.

Wie Stadtsprecherin Susanne Kramer nun bei der Vorstellung des Einkaufsleitfadens sagte, hat sich der Kreis der Mitwirkenden inzwischen deutlich vergrößert. 42 Einzelhändler listet das "Fairzeichnis" (Auflage: 10 000 Stück) auf plus 26 Cafés und Restaurants. Vertreten sind nicht nur erwartbare Einrichtungen wie der im Welthaus (Gustavstraße) angesiedelten Eine-Welt-Laden (Kunsthandwerk und Lebensmittel), das Modegeschäft Farcap oder das Geschäft Up!sala, das in der Waagstraße Recycling-Produkte und Kunsthandwerk aus fairem Handel im Sortiment führt. Vertreten sind hier auch Discounter wie Norma, Lidl oder Aldi, die die Vorgaben dank ihrer Eigenmarken "Think Fair", Fairglobe" oder "One World" erfüllen. Auch Tankstellen werden genannt, die Fairtrade-Speiseeis anbieten. Dasselbe Bild bietet sich bei Cafés und Restaurants: Die Spanne reicht hier ebenfalls vom Samocca-Café der Lebenshilfe bis zur Ikea-Gastronomie.

Natürlich sei es ein Unterschied, sagte Elke Klemenz, Farcap-Geschäftsführerin und Mitglied im Vorstand des Welthauses, ob der Kunde faire Mode bei Farcap kauft oder im Modehaus. Denn: "Wir unterstützen mit unseren Gewinnen die Projektarbeit in Produktionsländern wie Indien." Dennoch pflichtete sie Kramer bei, dass auch Angebote bei Filialisten helfen, Hemmschwellen abzubauen. Und Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann betonte, es sei bei allen genannten Anbietern ein Bewusstsein für die Idee einer gerechten Welt erkennbar.

Alle zwei Jahre wird geprüft, ob Fairtrade-Kommunen die Vorgaben für den Titel weiter erfüllen. In Fürth sieht man sich dafür gerüstet – auch weil die Stadt seit Sommer in Teilzeit Philipp Abel beschäftigt, der das städtische Beschaffungswesen kritisch hinterfragen soll. hbi

2 Kommentare

undnochwas

Der faire Handel soll nicht in erster Linie ein möglichst dickes Heftchen oder eine Auszeichnung für die so genannte "Fair -Trade - Stadt" fördern, sondern die Gerechtigkeit im Handel, dachte ich.
Mag sein, dass eine ehrlichere Bestandsaufnahme ein noch dünneres Blättchen generiert hätte ... Informativer für den Kunden wäre dieses aber.
Wem schadet es, wenn der Kunde solange vorwiegend bei den wirklich fairen Händlern einkauft, bis die anderen tatsächlich "fair" nachziehen?
Die Mogel-Eigenmarken der Discounter u.ä. schaden nur dem Ruf des fairen Handels; sie verschaffen dem Verbraucher entweder ein - ungerechtfertigt - gutes Gewissen oder die Ausrede, dass er sowieso den "Fair-Siegeln" nicht trauen kann und deshalb weiterhin "unfair" einkauft.

Roland B.

"Fairtrade" und vergleichbare Initiativen sind eine tolle Sache - absolut unterstützenswert. Vielleicht beruht die Zurückhaltung mancher Gewerbetreibender auf den nicht unerheblichen Lizenzgebühren, die bei teils schmalen Margen nicht unerheblich auf das Ergebnis drücken. Transparenten Einblick gewährt Fairtrade (fairerweise) z.B. hier: http://bit.ly/2yptFeV