Fetzige Streng-Gala mit "Let’s dance"-Juror Llambi
10.5.2015, 18:30 UhrDer Sohn eines königlich bayerischen Pfarrers wagte in der Saison 1889/90 in Fürth einen unerhörten Schritt. Carl Friedrich Streng eröffnete eine Tanzschule. In seiner Familie gab es dafür keinen Applaus: „Man brach alle Beziehungen zu meinem Urgroßvater ab“, enthüllte jetzt Manfred Streng. Der Urenkel des Gründers der Fürther Tanzlehrer-Dynastie verriet beim Jubiläumsball noch mehr: „Das Institut wurde als ,Vorhof der Hölle‘ angesehen.“
Wie sehr sich diese Einschätzung 125 Jahre später geändert hat, machte Oberbürgermeister Thomas Jung in seinem Grußwort klar: „Heute feiert eine Fürther Institution Geburtstag.“ Wer in dieser Stadt aufwachse, der verbinde mit der Tanzschule meist viele Erinnerungen.
Jung gab intime Einblicke in seine Erlebnisse als 14-Jähriger im Weißengarten: „Ich hatte Sporthose und Turnschuhe dabei, weil ich dachte, das braucht man beim Anfängerkurs.“ Bei der Übungsparty habe er mit seinem besten Freund am Rand der Tanzfläche ein Schachspiel aufgebaut: „Aber dann ging das Saallicht aus und die Lichtorgel an – und wir konnten die Figuren auf dem Schachfeld nicht mehr erkennen.“ Welche Note da wohl „Let’s dance“-Juror Joachim Llambi gezogen hätte? Als Moderator der Ballnacht ließ er seine Punkte-Karten freilich stecken und führte charmant durch das vielseitige Programm.
Der Duisburger, der als Profi-Tänzer und als Börsenmakler gleich zwei Karrieren auf dem Parkett machte, hätte den Abend wahrscheinlich mühelos mit dem Schreiben von Autogrammen und dem Lächeln für Fan-Fotos verbringen können. Geduldig unterzeichnete der 50-Jährige mitgebrachte Damenschals („Für eine Freundin“) mit seinem Namenszug und nahm kleine Geschenk („Eine Küsschen-Praline für Sie“) entgegen.
Goldene Ananas
Frage an den Mann, den manche „Juror Gnadenlos“ nennen: Ist es nicht erstaunlich, dass ihn seine ehrlich-barschen Urteile nicht zum Buhmann der Nation gemacht haben? „Ich denke, die Leute respektieren, dass hier einer Klartext spricht“, sagt Llambi. Es gehe bei der TV-Show zwar im Grunde nur „um die goldene Ananas“, aber man müsse auch dabei den Mut haben, Dinge offen anzusprechen, wenn sie nicht gut laufen.
Bei „Let’s Dance“ werde es für die Mitwirkenden nun allmählich ernst: „Die Fußgänger haben wir an der Ampel stehen lassen, jetzt naht das Finale.“ Soll heißen: Die nicht ganz so begnadeten Tänzer sind inzwischen ausgeschieden: „Nun gut, bis auf einen. Aber ich sage nicht wer.“ Um die Zukunft der Tanzschulen ist Llambi indes nicht bange: „Hier geht es um mehr, zum Beispiel auch um Spaß an den gesellschaftlichen Seiten des Tanzens.“
Dass diese Seiten oft ganz entscheidend sind, dafür gaben beim Jubiläumsball Ingund und Rudolf Krasser, 79 und 80 Jahre alt, ein gutes Beispiel: „Wir haben uns 1952 bei Streng kennen gelernt und 1959 geheiratet.“ Seither lebt das Ehepaar in München. Doch beim Besuch in Fürth lasen sie jetzt zufällig vom anstehenden Galaabend: „Da wollten wir hin“, sagt Rudolf Krasser, „aber wir hatten nicht die passende Kleidung dabei.“
Kurzentschlossen setzte er sich am Tag des Balls in den einzigen unbestreikten Zug nach München, packte dort die Festgarderobe in einen Koffer, kam mit dem nächsten Zug zurück nach Fürth – um kurz darauf elegant gekleidet mit seiner Frau das Festprogramm mitzuerleben.
In dessen Zentrum stand eine spannende Bilderreise durch die Geschichte, begleitet von Tanzshows, die von der Francaise aus den Gründungsjahren bis zum HipHop unserer Tage reichten. Isabel Edvardsson und Marcus Weiß – die beiden sind ebenfalls aus „Let’s dance“ bekannt und waren 2007 Europameister – demonstrierten, wie Standardtanz bei Profis ausschauen kann.
Aufmerksam aufgenommen wurde auch eine Ankündigung von Manfred Streng: „Ich habe die Tanzschule in die Hände von Manuela Sträßner übergeben, sie ist eine Managerin mit voller Hingabe für diese Aufgabe.“ Sträßner, Juristin und schon lange als Geschäftsführerin aktiv, versprach, im Sinne der Tradition weiterzumachen: „Ich peile jetzt das 250. Jubiläum an.“
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