Fürth als Vorreiter: Küchenfett wird zu Bio-Diesel
20.11.2018, 16:00 UhrWährend Speisefette aus Gaststätten schon lange zur Wiederverwertung als Biodiesel gesammelt werden, ist das private Recycling noch unterentwickelt. Wie berichtet, will die in Thalmässing ansässige Firma Lesch diese Lücke schließen. Erfolgreich hat sich das Recyclingunternehmen bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt um eine Modellprojektförderung beworben.
In Fürth rannte Altfett-Lesch mit dem Vorstoß offene Türen ein. Schon im Mai signalisierte der städtische Umweltausschuss dem Vorhaben grünes Licht. Um das Pilotprojekt breiter aufzustellen, wurden jedoch zunächst noch weitere Partner gesucht. Mit im Boot sind nun auch Erlangen, Greding, Allersberg, Thalmässing, Hilpoltstein und Heideck.
Nach einer Auftaktveranstaltung mit politischer Prominenz in Thalmässing sollen heute vier Sammelautomaten in Fürth aufgestellt werden: am Scherbsgrabenbad, am Achalas-Wäldchen, an der U-Bahn-Endhaltestelle Hardhöhe und in der Philipp-Reis-Straße. Hier hinein können die mit altem Speiseöl gefüllten Kunststoffflaschen geworfen werden, die in den nächsten Tagen von Schülern der Mittelschule Soldnerstraße im Rahmen eines Umweltprojekts an 4500 Haushalte verteilt werden. Die fest verschlossenen Sammelcontainer sind mit einem Mechanismus ausgestattet, der beim Einwurf einer vollen Flasche wieder eine leere ausgibt. So wird die kontinuierliche Sammlung sichergestellt.
Entlastung für Kanäle
Das Öl eingelegter Lebensmittel kann man ebenso in die 1,2 Liter fassenden Flaschen füllen wie das Bratfett aus der Pfanne. Es muss nicht einmal besonders sauber sein, weil Verunreinigungen bei der Aufbereitung zu Kraftstoff herausgefiltert werden.
Der Füllstand der Sammelcontainer wird mit Sensoren ermittelt und über Funk an das Recyclingunternehmen gemeldet, damit es die Boxen rechtzeitig leert. Bislang landet Altöl aus Privatküchen über den Abwasch größtenteils in Kanälen und Kläranlagen. Hier verursacht es Blockaden, die nur mit großem Aufwand beseitigt werden können. Indem man die Kanalisation entlastet, könnten laut Studien 70 Millionen Euro Wartungskosten gespart werden. Die potenzielle Sammlungsmenge wird in Deutschland auf mindestens 100 000 Tonnen im Jahr geschätzt.
In Erlangen soll das Projekt am 28. November anlaufen, in den fünf Kommunen des Landkreises Roth am 3. Dezember. Der von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wissenschaftlich begleitete Modellversuch geht bis März 2020. Über 60 000 Bürgerinnen und Bürger werden jetzt angeschlossen. Sollte das Projekt einschlagen, ist an eine zügige Ausweitung des Sammelgebiets gedacht. Als umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Vorsitzender der SPD-Mittelfranken hofft der Fürther Carsten Träger, dass das Modell aus Mittelfranken deutschlandweit Schule machen kann.
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