Fürth-Debütant Zimmermann: Auge in Auge mit Ribéry
21.1.2013, 11:01 UhrTrotz Rasenheizung war es eigentlich viel zu kalt, um sich auf den Boden zu legen. Matthias Zimmermann hatte nach dem Schlusspfiff in der rot beleuchteten Arena in Fröttmaning aber das dringende Bedürfnis, alle Viere von sich zu strecken. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus Erschöpfung und Enttäuschung, die den 20-jährigen Debüttanten im Kleeblatt-Trikot niederstreckte.
Zimmermann war viel gelaufen, hatte sich auf seiner Abwehrseite verbissen gegen Franck Ribéry und die ganze frappierende Überlegenheit des FC Bayern München gestemmt und bis zum bitteren Ende nicht aufgeben. Hinterher wusste man, was Trainer Mike Büskens eigentlich meinte, als er den aus Mönchengladbach ausgeliehenen Rechtsverteidiger nach dessen Verpflichtung als „Einstellungsspieler“ rühmte. Zimmermann mag es noch an Erfahrung fehlen und an Übersicht, an der nötigen Berufseinstellung aber ziemlich sicher nicht.
Der gelernte Verfahrensmechaniker brauchte dann auch nicht allzu lange, um die Tatsache zu verdrängen, dass sein erster Einsatz für die SpVgg mit einer 0:2-Niederlage geendet hatte. Schließlich durfte er gegen den Rekordmeister spielen. Vor 71000 Zuschauern. „Es hat Spaß gemacht, ich hab mich voll reingehauen.“
Der beim Karlsruher SC ausgebildete Jungprofi, Spitzname „Zimbo“, war der einzige Neue, dem Trainer Mike Büskens in München von Anfang an sein Vertrauen schenkte. Nikola Djurdjic musste wegen einer Stirnhöhlenvereiterung zu Hause bleiben, Jung Bin Park wurde erst in der Schlussminute für Zoltan Stieber eingewechselt. Zimmermann hätte auch dann der Fürther Startelf angehört, wenn Bernd Nehrig nicht kurzfristig wegen einer Adduktorenzerrung ausgefallen wäre. Büskens wollte Nehrig im defensiven Mittelfeld ausprobieren, seinen Platz in der Abwehrkette hat der langjährige Stammspieler schon im Wintertrainingslager in Belek an Zimmermann verloren.
Der vielfache Juniorennationalspieler soll mit seiner Schnelligkeit von hinten für mehr Schwung auf der rechten Außenbahn sorgen. Warum er am Samstagnachmittag wenig Gelegenheit hatte, diesen Teil seiner Jobbeschreibung zu erledigen, liegt auf der Hand. Der französische Dribbelkönig Ribéry, einer der besten Flügelspieler der Welt, hat schon namhaftere Verteidiger schlechter aussehen lassen. Ihn in der aktuellen Form auszuschalten ist fast unmöglich. Der Bayern-Star, der den zähen Kombinationsfluss der Seinen kritisierte („kein Rhythmus, zu langsam“) und die gute Abwehrleistung der Fürther lobte, kam 122 Mal an den Ball und lieferte sechs Torschussvorlagen. So viele wie kein anderer Spieler auf dem Platz.
Das Lazarett lichtet sich
Alles „doppeln“ half nichts. Trotzdem darf sich Zimmermann sicher sein, am kommenden Wochenende erneut erste Wahl zu sein. Dann muss von ihm freilich auch der eine oder andere Flankenlauf kommen. Denn dann kann sich die SpVgg endgültig nicht aufs Verteidigen beschränken, nicht mit einem 0:2 zufrieden geben. Das gilt umso mehr, nachdem Tabellennachbar FC Augsburg gestern in Düsseldorf gewonnen hat. Jetzt wird es fürs Fürth richtig eng.
„Auf den Spielen, in denen wir punkten müssen, steht sicher nicht FC Bayern drauf“, konstatierte Innenverteidiger Lasse Sobiech am Samstag nach dem Schlusspfiff. Mainz05 aber schon. Im Gegensatz zu Zimmermann wird Sobiech, der vor dem 0:1 zu spät an Mandzukic dran war, sonst aber ordentlich agierte, wahrscheinlich wieder Mergim Mavraj weichen müssen. Der Kapitän hat seine Gelb-Sperre abgesessen.
Büskens rechnet außerdem mit der rechtzeitigen Genesung von Edgar Prib (Zerrung) und der neuen Sturmhoffnung Djurdjic. Beide sollen auf dem Weg der Besserung sein. In München hatte der SpVgg-Trainer im Angriff notgedrungen Christopher Nöthe als einzige Spitze aufgeboten. Der 25-Jährige, der selbst in seinen besten Phasen als Torjäger immer davon gelebt hat, dass ihm andere zuarbeiteten, stand buchstäblich auf verlorenem Posten. Neben Matthias Zimmermann waren ja auch alle anderen Zuarbeiter ausreichend mit ihren Gegenspielern beschäftigt.
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