Fürth: Firmen drängen auf die Bahnbrache
27.07.2015, 07:00 Uhr
Der städtische Wirtschaftsreferent Horst Müller lässt auf FN-Nachfrage keinen Zweifel daran, dass ihn die Entwicklung mit Befriedigung erfüllt – und das nicht nur aus rein wirtschaftlicher, sondern auch aus ästhetischer Sicht. „Das wird eine ganz andere Anmutung haben“, sagt Müller. Denn die 22 000 Quadratmeter umfassende Gegend an den Gleisen, vom Zug aus gesehen „eine Visitenkarte von Fürth“, sei in der Vergangenheit „nicht gerade ein Vorzeigeviertel gewesen“.
Ein Ende habe es nun mit den „alten Graffldingern“, wie Müller die früher hier stehenden Lagerhallen und Schuppen der Bahn flapsig nennt; stattdessen, da ist der Mann aus der Fürther Stadtspitze bester Hoffnung, werde hier in einigen Jahren „architektonisch Außergewöhnliches“ geschaffen. Akzente hat bereits iba, der weltweit agierende Spezialist für Mess- und Automatisierungstechnik, mit seinen metallisch schimmernden Quadern gesetzt. Das Kino in Sichtweite wird zwar nicht so opulent ausfallen wie ursprünglich geplant, aber einen noch immer markanten Eingangsbereich vorzuweisen haben.
Und auch der Fürther Unternehmer Jochen Schreier – einst Erbauer der extravaganten Klinik-Pyramide und im vergangenen Jahr Initiator des viel diskutierten Schnabuliermarkt-Konzepts für die Adenaueranlage – kündigt eine nicht alltägliche Gestaltung seines Gebäudes an. Es wird sich in die Riege der wie an einer Perlenschnur aufgereihten Firmen einreihen und soll neben Schreiers eigenem Apotheken- und Pharma-Unternehmen ABF auf 2600 Quadratmetern weiteren Mietern aus dem Gesundheitsbereich Raum bieten.
Gleich daneben hat die Steuerberatungsgesellschaft Helmreich ihren Hut in den Ring geworfen und möchte sich auf 2000 Quadratmetern niederlassen. Zwischen Helmreich und iba entsteht auf 3000 Quadratmetern das neue Firmendomzil eines bekannten hiesigen Dienstleisters, der seinen Namen aber noch nicht in der Zeitung lesen möchte. 600 Mitarbeiter wird das Unternehmen nach Angaben von Wirtschaftsreferent Müller hier unterbringen. Komplettieren soll den neuen Gewerberiegel, wie bereits berichtet, ein Hotel mit 125 Zimmern neben dem Kino-Gelände.
Parkhaus geplant
Den Bauantrag dafür hat das Immobilienunternehmen P & P kürzlich bei der Stadt eingereicht – und ist damit schon einen Schritt weiter als die Bauherren der anderen Projekte, die sich allesamt noch in der Planungs- oder Entwurfsphase befinden. Im Lauf der nächsten Jahre aber werden deren Gebäude, da ist Horst Müller zuversichtlich, sukzessive entstehen, zu konkret sind die Vorhaben bereits vorangetrieben worden.
Ebenso übrigens wie ein Parkhaus, das die Stadt Fürth selbst ans Ende des Geländes an der Jakobinenstraße platzieren will. Hauptsächlich soll es als Quartiersgarage für die Bewohner der Gegend um Hornschuchpromenade und Königswarterstraße dienen, aber auch Firmenvertreter könnten hier Stellplätze finden.
Diesseits der Jakobinenstraße ist die Planung für die ehemaligen Bahn-Grundstücke damit abgeschlossen – „zumindest gedanklich“, wie Müller hinzufügt. Doch schon schweift der Blick hinüber über die Straße, wo weitere 41 000 Quadratmeter Brachfläche bis hinüber zur Nürnberger Stadtgrenze ihrer Nutzung harren. Die Kommune will das komplette Gelände selbst kaufen – was damit geschehen soll, darüber wird derzeit bereits intensiv diskutiert.
3 Kommentare
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Petze Flynn
So, so, die "Gegend an den Gleisen, vom Zug aus gesehen" soll "eine Visitenkarte von Fürth" sein? Eine steile These, die der Herr Müller da vertritt. Ich sehe das Gelände aus der S-Bahn von FÜ nach N und abends wieder retour zweimal täglich, und das bisher realisierte ist alles andere als die (durchaus wünschenswerte) einladende Visitenkarte: Das hochgelobte iba Forum z.B. hat zwar zur Straße hin einen teuren, transparenten "Zaun" aus Stahl-Stelen spendiert bekommen, aber zur Bahn hin schaut eine undurchsichtige Holzpalisade billig und abweisend aus und erinnert mich an mein Spielzeug-Fort der "U.S. Cavalry" aus Kindertagen. Das wirkt nicht einladend, sondern abschottend.
Das werdende Kino versprüht auch nicht eben städtebaulich fulminanten Charme, und was im Laufe der Zeit sonst noch so alles dazukommen wird, wird auf jeden Fall eines sein: individuell und unterschiedlich. Ein solches Sammelsurium mehr oder weniger originell gestalteter Solitäre ist aber nicht das, was dem städtischen Charakter der langen Straße angemessen wäre. Aber das Aufnehmen der Merkmale des vorhandenen Bestandes wäre ja schon wieder investorenfeindlich, da kann man leider nix machen in Fürth, wo man ja froh sein muß um jeden, der überhaupt irgendwas hinstellen will. Da darf man niemandem kommen mit irgendwas, was nach Einordnung, Anpassung und möglichen Mehrkosten riecht... Nee, geht gar nicht...
Anton
„Architektonisch anspruchsvoll“
So wie die SchACHtel ? Na dann mal kurz gelacht.
KeineMachtdemBetrug
Endlich wird diese unschöne Baulücke entwickelt und gefüllt. Dass die P&P-Gruppe Ihre Pläne mal wieder am schnellsten eingereicht hat, wundert mich nicht. Es belustigt mich eher, dass das seit langem praktizierte Vorgehen immer weiter geht: Sollte was falsch sein, fehlen oder geändert werden, gibt es eben einen Nachtrag und eine weitere Genehmigung, etc. Eventuell werden kleinere Fehler nicht bemerkt und dann ist es auch gut so. Immerhin geht es hier ja um ein Hotel mit über 100 Zimmern. Somit werden mindestens 5-20 wertvolle Arbeitsplätze geschaffen. Die Stadt Fürth wird, wie beim Großprojekt ParkCarree in der Waldstr., auch hier kaum einen Wunsch abschlagen (können). Hoffe dennoch auf das Bewußtsein, dass die Gruppe so erfolgreich ist, dass sich diese auch an alle Regeln halten könnte und keiner Vorzugsbehandlung (mehr) bedarf. Immerhin verdient die Gruppe sehr gut an Fürth(er Bürgern) - sicher mehr, als andersrum. Unvollständige Unterlagen sollten zurückgegeben werden und mit Personal des Bauträgers korrigiert werden. Bauamt: Aufwachen und bitte Gleichbehandlung!