Fürth: Freizeitflair verdrängt die Blechlawine
19.09.2017, 16:00 Uhr
Erstmals haben sich Fürther Aktivisten am weltweiten Aktionstag zur Zurückeroberung innerstädtischer Verkehrsflächen für die Menschen beteiligt. Blumentöpfe, Tischtennisplatte, Kinderwippe, Musik, Dichterlesung und Tanz haben dem Großparkplatz neben Infoständen von Parteien und Umweltorganisationen ein gefälliges Flair gegeben.
Die Nürnbergerin Margareta Schiller-Kleemann wünscht sich die Freiheit als einen mobilen Stadtgarten, der bei Veranstaltungen wie die Kirchweih aus dem Weg geräumt wird. Ihre Freundin Alexandra Pashalidis pflichtet ihr bei und meint: "Wo ein Wille ist, da gibt es auch einen Weg." Das richtet sich gegen den Einwand aus der Stadtverwaltung, die Freiheit könne mit Rücksicht auf die Kirchweih nicht umgestaltet werden.
"Was kann Nürnberg besser als Fürth?" steht auf einem Plakat am Rand der Aktionsfläche. Darauf abgebildet ist der Nürnberger Hauptmarkt, der bis 1968 ebenfalls als Parkplatz gedient hatte, nun aber den Wochenmarkt beherbergt. Die Fürther Marktstände wünscht sich Florian Schmitz vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club auf die Freiheit zurück. Das sei besser als ein Schnabuliermarkt an der Adenaueranlage. Als billigster innerstädtischer Parkplatz werde die Fürther Freiheit jedenfalls weit unter Wert genutzt.
Die Parkplätze haben sich die Mitwirkenden der Aktion regelrecht erobern müssen. Denn obwohl die Aktion angemeldet war, hat die Stadt keine Parkverbotsschilder aufgestellt. So wurde jeder frei werdende Parkplatz "besetzt", bis das Areal autofrei war. Während viele Passanten angelockt wurden, reagierten etliche ein- und ausfahrende Autofahrer verärgert und mit Unverständnis. "Wir nehmen uns die Freiheit", lautete dagegen die Parole der Platzbesetzer. Sie wollten damit den Prozess einer Neugestaltung von Verkehrsflächen in Verbindung mit attraktiveren Bus- und Bahnangeboten anstoßen.
11 Kommentare
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awinckler
Ist doch kinderleicht: Autos kann man stapeln, Menschen nicht. Ergo: Autos gehören ins Parkhaus, Menschen auf die (Frei-)Fläche.
Roland B.
Die Stadt muss in erster Linie ihren Bewohnern und nicht ihren Besuchern gerecht werden.
Am Beispiel Antons (nehmen Sie's bitte nicht persönlich) lässt sich die Bequemlichkeit mancher/vieler Autofahrer ablesen. Stadtplanung sollte darauf keine Rücksicht nehmen, zumal die Zahl der Innenstadtbewohner stetig wächst. Die Argumentation (Umsatzeinbußen) der Innenstadtgeschäfte ist nachvollziehbar aber durchsichtig und nicht stichhaltig; sie haben auch schon vor der neuen Parkregelung prächtig verdient – und das ist auch gut.
Die Freiheit wird ihren Sonderstatus allerdings behalten müssen, alleine schon wegen der Kirchweih und anderen Festivitäten, deren Verlagerung m.E. ausgeschlossen ist und es auch bleiben sollte. Mobile Lösungen müssten her – aber dafür gibt es nach der Naschmarktentscheidung keine Initiative im Stadtrat; von Mehrheiten ganz zu schweigen.
Eine Nachfrage hinsichtl. einer Parkgarage unter der Freiheit: Wurde das nicht schon (mehrfach) geprüft und wegen der Gegebenheiten im Untergrund verworfen?
1980xx
@Tim, das ist mir neu, die Arcaden habe ich noch nie voll erlebt wenn ich einkaufen wollte. Und die Parkpreise sind sehr akzeptabel.
Ansonsten gebe ich Anton recht, das Parken auf der FF mach ich gerne, in die meisten Parkhäuser fahre ich auf keinen Fall. Ohne die FF kaufe ich als Vorortbewohne dann halt noch mehr online..
-Tim-
@ lohner, wo bitte gibt es in Erlangen "mitten in der Stadt" eine vergleichbare parksituation?
Ferner sind die Parkhäuser noch mal teuerer als in Fürth und z.b. Arcaden oft voll.
Be a Lohner
Wohl dem, der Innenstadt nah wohnt. Wir kommen aus Vach und da ist der Bus mit Umsteigen und schlechter VGN Kopplung kein Thema. Muss ich zur Dt. Bank oder zum Arzt parke ich auch schnell auf der Freiheit - viel unkomplizierter als im Parkhaus (allerdings war das bargeldfreie Particket beim alten Anbieter viel leichter zu buchen und auch wären SMS Ticket Info Schilder im Bereich vom Wöhrl eine tolle Sache).Schon jetzt ist die Freiheit von div. Veranstaltungen oft blockiert und man muss in ein teures Parkhaus fahren, dann meide ich die Innenstadt und gehe lieber nach Erlangen.