Fürth: Lärmgeplagte Anwohner verlassen die Gustavstraße
8.2.2014, 11:00 UhrEiner der Anwohner hat sein Herrenausstatter-Geschäft nach 28 Jahren im Frühjahr 2013 und zum Jahreswechsel nach 21 Jahren nun auch seine Wohnung aufgegeben. Er lebt jetzt außerhalb der Altstadt. Den Schritt erklärte er mit dem „extremen Mobbing“, dem er ausgesetzt gewesen sei, und mit gesundheitlichen Gründen. Sein Arzt habe ihm geraten, diesem Umfeld den Rücken zu kehren. „Schlafentzug wird ja als Folter angewandt“, sagte der Mann und verwies auf Nächte, in denen ihn der Krach vor seinem Fenster mehrmals aus dem Schlaf gerissen habe.
Der andere Anwohner hat sein Büro und die Arztpraxis seiner Frau im Januar nach Nürnberg verlegt. Doch auch privat zogen beide dieser Tage „zum Teil um“. Im Klartext: Die Eheleute haben ihren Hauptwohnsitz weiter in Fürth, wollen aber immer dann in ihr zweites Domizil ausweichen, wenn es ihnen in der Gustavstraße zu laut wird. „Wir sind nicht freiwillig umgezogen“, betonte auch dieser Anwohner. Doch seien Konsequenzen unausweichlich gewesen — „aus Lärmgründen“, wegen allgegenwärtiger Pöbeleien, mutwilliger Zerstörungen am Haus und nicht zuletzt ausbleibender Patienten der Praxis. Er sagte: „Man kann es nicht mehr aushalten.“
Beide Anwohner fühlen sich von der Stadtspitze im Stich gelassen. Diese habe sich im Zank vor allem um Zahl und Dauer von Festen sowie die Öffnungszeiten der Freischankflächen zu sehr auf die Seite von Gastronomen und Bevölkerung gestellt, statt in der Öffentlichkeit Verständnis für die Bedürfnisse der Anwohner zu wecken. Oberbürgermeister Thomas Jung wies die Vorwürfe als „absurd“ zurück. „Wer in der Gustavstraße ein Ruheparadies sucht, ist hier fehl am Platz“, sagte er und betonte, er hoffe, dass sich die Lage in Fürths Kneipenmeile nach und nach beruhigt.
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