Fürth: Wohnprojekt schlägt Brücken zwischen Menschen
05.11.2016, 10:00 UhrDie langwierige Planung kommt nicht von ungefähr. Verschiedene Interessen unter einen Hut zu bekommen, ist nicht einfach. Obendrein muss alles auch noch machbar und bezahlbar sein. Dabei liegt der Fokus nicht auf möglichst hoher Rendite, sondern auf Nachhaltigkeit. Geplant sind 40 Eigentumswohnungen und 15 öffentlich geförderte Mietwohnungen für Studenten, Flüchtlinge und Menschen mit Behinderung. „Aktuell verhandeln wir mit der Lebenshilfe über eine integrative Wohngemeinschaft“, berichtet Gründungsmitglied Thomas Röbke. Der Geschäftsführer des Landesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement leitet zusammen mit Projektsteuerer Stefan Groll und Grundeigentümer Christian Stiegler die Gesellschaft Spiegelfabrik. Rund 60 Prozent der Eigentumswohnungen seien bereits vergeben. Wenn 80 Prozent erreicht sind, will man den Bau in Angriff nehmen.
Das Interesse vor allem bei reiferen Jahrgängen ist so enorm, dass neue Interessenten nur noch auf die Warteliste genommen werden. Auch etliche Familien mit Kindern sind, so Röbke, schon mit von der Partie. Um den angestrebten Generationenmix zu erreichen, werden jetzt vor allem noch junge Paare oder Familien mit Kleinkindern gesucht. Für Freiberufler und Gewerbetreibende gibt es zudem ebenerdige Geschäftsräume. Hier ist auch Wohnen und Arbeiten in Maisonetten möglich.
Lebendige Gemeinschaften angestrebt
Gefragt sind in erster Linie Bewohner, die sich selbst in eine lebendige Gemeinschaft einbringen wollen. Gegenseitige Hilfe steht im Vordergrund. Schon die bisherigen Interessenten zeichnen sich nach Angaben des Geschäftsführers durch ehrenamtliche Aktivitäten aus. Wohnraum soll aber auch für Menschen mit unterschiedlichem finanziellen Leistungsvermögen geschaffen werden. Röbke: „Wir gehen davon aus, dass wir auf jeden Fall billiger bauen als ein Bauträger, weil wir viel ehrenamtliche Arbeit investieren.“
Grünes Licht hat der städtische Bauausschuss dem 16,6-Millionen-Euro-Projekt bereits im März signalisiert, als er sich gegen die Festsetzung des Landesamts für Denkmalschutz stellte, das den Gebäudekomplex bewahren wollte. Preiswerter Wohnraum wäre nach Ansicht der Projektbetreiber unter dieser Maßgabe nicht möglich gewesen. Jetzt hat auch der Baukunstbeirat den Entwurf begrüßt.
Voraussichtlich im Februar soll nach Röbkes Worten der Bauantrag eingereicht werden, damit der Abriss 2017 über die Bühne gehen kann. Die Fertigstellung ist für 2019 geplant. Mit den Nachbarn sei man in gutem Einvernehmen. Insgesamt 4800 Quadratmeter Wohnfläche und 600 Quadratmeter Gemeinschaftsräume sind geplant. Gemeinsame Waschküchen, eine Gästewohnung, Gemeinschaftsgarten und begrünte Dachterrasse, Carsharing, Fahrradgarage und Platz zum Feiern gehören dazu. Wichtig ist den Planern eine gute Balance von gemeinschaftlicher Nähe und privater Distanz.
Vorreiter der Entwicklung in Fürth war die Arbeiterwohlfahrt. Im umgebauten und erweiterten ehemaligen Kinderspital an der Theresienstraße eröffnete sie nach sechsjähriger Planungs- und Bauphase 15 Mietwohnungen, eine multikulturelle Begegnungsstätte und vier Gemeinschaftsräume für Menschen unterschiedlicher Herkunft und Generationen. Vor drei Jahren trafen sich dann Sprecher alternativer Wohnprojekte im Großraum erstmals zu einem Erfahrungsaustausch in Fürth. Fazit: Es gibt viele ermutigende Ansätze, doch alle brauchen einen langen Atem.
Die nächsten Infoabende finden am 9. November um 17 und 19 Uhr und am 18. November um 19 Uhr im Freiwilligenzentrum Fürth, Theresienstraße 3, statt. Anmeldung und nähere Infos unter www.spiegelfabrik-fuerth.de
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