Fürther Ludwig-Erhard-Zentrum wird drei Millionen teurer
25.9.2014, 06:00 UhrEr sei schon „erschrocken“, räumte SPD-Fraktionschef Sepp Körbl kürzlich ein, als das Thema in einer Sitzung des städtischen Bauausschusses auf den Tisch kam. Allerdings habe die Vorsitzende des federführenden Fürther Ludwig-Erhard-Initiativkreises, Evi Kurz, ihn und seine Parteifreunde von der „Notwendigkeit überzeugen“ können. „Die Wichtigkeit des Projekts rechtfertigt die Kostensteigerung“, findet Körbl. Oberbürgermeister Thomas Jung assistierte mit seiner Lieblingsformulierung vom „national bedeutsamen Projekt“, und auch von der CSU kam Zustimmung.
Gegner des ehrgeizigen Vorhabens, das an den in Fürth geborenen „Vater der sozialen Marktwirtschaft“ erinnern soll, sehen sich indes in ihren düsteren Vorahnungen bestätigt. Nie habe man einen verbindlichen Kostenplan für das Dokumentations-, Begegnungs- und Forschungszentrum gesehen, dennoch habe der Stadtrat stets zugestimmt, moniert Grünen-Sprecher Harald Riedel; die „massive Steigerung“ sei bitter.
Was ihn seit jeher besonders wurmt: Es handle sich „um eine Projekt der freien Wirtschaft“, den Löwenanteil der Baukosten aber sowie den gesamten jährlichen Betrieb finanziere der Steuerzahler mit Zuschüssen. Dieses Geld könne man anderweitig „sinnvoller investieren“.
Er, so Riedel, habe zudem Zweifel, dass das Erhard-Zentrum tatsächlich so viel Publikumsresonanz weit über die Grenzen Fürths hinaus finden kann, wie die Befürworter prophezeien. Gemeinsam mit den Linken und den Freien Wählern lehnen die Grünen deshalb den Bau und damit natürlich auch die Kostensteigerung entschieden ab.
Wie es zu den Mehrausgaben kommt, begründet Evi Kurz ebenso wie der städtische Baureferent Joachim Krauße auf FN-Anfrage schlichtweg mit Unwägbarkeiten, die es bei Maßnahmen dieser Größenordnung zunächst immer gebe. Bisher habe man nur grob schätzen können, sagt Kurz, jetzt aber lägen „erstmals belastbare Zahlen“ vor. Weit mehr als erwartet – rund drei Millionen Euro – wird demnach die Sanierung des dreiteiligen, verschachtelten Altbau-Komplexes kosten, der sich von der Ludwig-Erhard-Straße bis hinüber zur Gartenstraße erstreckt.
Erst nachdem man Rigipswände entfernt, hinter historische Decken, unter Dächer und Böden geschaut habe, sei der hohe Aufwand erkennbar geworden. Besonders kostspielig sei die Entfernung von Estrich, mit dem in den 1980er Jahren Höhenunterschiede beseitigt worden waren, und die Schaffung behindertengerechter Zugänge. Beim Neubau gegenüber, bestehend aus gegeneinander versetzten, aufgestapelten Quadern und voraussichtlich zehn Millionen Euro teuer, schlägt laut Kurz vor allem die museumsspezifische Haustechnik ins Kontor. Weitere zwei Millionen koste die Ausstattung der Räume.
Letzteren Posten kann man durch Spenden aus der Wirtschaft decken, die verbleibenden 13 Millionen Baukosten werden weitgehend aus Fördertöpfen von Bund und Freistaat bestritten, die dem Ludwig-Erhard-Zentrum bereits ihren Segen erteilt haben. Die finanziell angeschlagene Stadt Fürth muss voraussichtlich nur zehn (statt maximal möglicher 33) Prozent dieser Summe kofinanzieren – nach jüngstem Stand also 1,3 Millionen Euro; bisher war man von einer Million ausgegangen Davon abziehen kann die Kommune laut OB knapp eine halbe Million aus dem Verkauf des Neubaugrundstücks, bisher ein städtischer Parkplatz, an die Stiftung Ludwig-Erhard-Haus.
Eine Eröffnung noch im Jahr 2015, wie sie bei der ersten Vorstellung der Pläne im Herbst 2012 avisiert war, ist selbstredend nicht mehr möglich. Ende 2016 wünsche man sich nun, sagt Evi Kurz heute. Dazu müsste allerdings alles optimal verlaufen und das Wetter immer brav mitspielen.
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