Fürther Malzböden: Langsam zieht Leben ein
12.8.2016, 06:00 UhrNoch hat sich Gerd Adamski nicht entscheiden können, wohin er seine Kundschaft lotsen soll, wenn sie nach der neuen Adresse seines Fahrradgeschäfts fragen. Soll er ihnen sagen, dass South Park Cycles auf dem ehemaligen Tucher-Areal zu finden ist? Oder können seine älteren Kunden eher mit der alten Humbser-Brauerei etwas anfangen? Seit seinem Umzug in das frühere Malzhaus, das nun Malzböden heißt, beschäftigt Adamski diese Frage. Vor neun Wochen hat er seinen Laden im Erdgeschoss des langgestreckten Klinkerbaus an der Schwabacher Straße eingerichtet.
Hohe Fenster erfüllen ihn mit Licht, die Wände sind weiß verputzt, Treppen führen zu einer eingezogenen ersten Ebene hinauf, wo die Werkstatt ist. Lange wird Adamski nicht der „Pionier der Baustelle“ sein, wie er sich jetzt noch scherzhaft nennt. Bald wird das Klavierhaus Kreisel aus der Innenstadt folgen; ein Klavier steht schon, staubdicht verpackt, in dem hellen Neubau, der das ehemalige Malzhaus mit dem Verwaltungshaus auf der Rückseite verbindet.
Jeden Monat sollen ab jetzt neue Flächen in dem Bau bezogen werden, sagt Isabel Fürsattel, Geschäftsführerin der Immobilienfirma MIP der Fürther Unternehmerfamilie Streng, die das Projekt stemmt. Ende März 2017 dürften die letzten Kartons dort ausgepackt sein.
15 Mieter finden Platz in den Malzböden, elf stehen schon fest. Neben South Park Cycles und Klavier Kreisel sind das das Atelier eines Erlanger Künstlers, eine Event- und eine Marketingagentur, eine Steuerberatungsgesellschaft, eine Apotheke, ein IT-Unternehmen, ein Yoga-Studio, eine Nürnberger Design- und Grafikstudio — und: die Fürther Nachrichten. Redaktion, Anzeigenabteilung und die Geschäftsstelle verlegen im November ihren Standort von der Most- bzw. der Rudolf-Breitscheid-Straße in die Südstadt. Unter einem Dach sollen sich künftig alle drei Bereiche besser verzahnen und dem Leser noch mehr Service bieten können.
Platz für 34 Wohnungen
Fest steht außerdem, dass der Biomarkt ebl sein nahegelegenes Geschäft von der Schwabacher-/Ecke Herrnstraße ab- und in die Johann-Geismann-Straße einzieht. Dort plant MIP, angrenzend an die Malzböden, einen Neubau, in dem 34 Wohnungen Platz finden sollen. Bis das Gebäude steht, in dessen Erdgeschoss sich ebl ansiedeln will, wird es allerdings wohl Mitte nächsten Jahres werden. Auch für das ehemalige Sudhaus, am anderen Ende des Brauereigebäudes an der Fichtenstraße gelegen, sind die Pläne weit gediehen. In dem Jugendstil-Gebäude, dem einzigen seiner Art weltweit, wie OB Thomas Jung beim Besichtigungstermin betont, soll Gastronomie einziehen. Zwei riesige alte Kupferkessel stehen im Erdgeschoss. Dort sowie im ersten Stock ist Platz für eine Brauereigaststätte. MIP sucht derzeit nach einem Pächter, der das Lokal mit Biergarten möglichst ab Mitte 2017 betreibt.
Neben den alten Kesseln sorgen in dem Gebäude viele Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten für Flair. Eine alte Uhr etwa, grün gekachelte Wände und tragende Säulen, die freigelegt werden sollen. Dass solche Details erhalten bleiben, war Isabel Fürsattel wichtig. „Wir wollten viel von der Geschichte des Hauses erhalten“, sagt sie. Nicht zuletzt deswegen sei die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt bislang gut verlaufen.
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