Fürther Park-Hotel: Rückbau des Festsaals beginnt
2.7.2013, 11:02 UhrDie Fotos erlauben erstmals den Blick auf den ganzen Saal: von den Wänden mit den abgeschlagenen Stuck-Reliefs über die verzierte Decke bis zum Glasdach. Eine Ansicht, die es bisher nur auf alten Fotografien gab. Seit 1954 versperrte eine abgehängte Decke die Sicht nach oben, der untere Bereich war verbaut. Für eine Dokumentation des Altbestands hat die Firma MIB jetzt die Zwischendecke entfernen müssen.
Angesichts der nun auf der Internetplattform Fürther Freiheit veröffentlichten Fotos sehen sich die Vertreter des Vereins „Wir sind Fürth“, der für eine Restaurierung des Saals kämpft und ihn als Verkaufsfläche eingebettet in den Einkaufsschwerpunkt sehen will, bestätigt: „Jetzt braucht man keine Fantasie mehr, um zu erkennen, was man aus dem Saal machen könnte“, sagt Sprecher Kamran Salimi.
Umso größer war am Montagvormittag das Entsetzen bei ihm und seinen Mitstreitern, als sie bemerkten, dass sich Bauarbeiter am Dach zu schaffen machten. Sie lösten die einzelnen Glasscheiben des Schrägdachs aus der Fassung, warfen sie ins Gebäudeinnere - auf die darunter liegende Glasdecke des Saals - und entfernten die ersten Schindeln.
Salimi und Stadtheimatpfleger Alexander Mayer mutmaßen, dass die Bilder, die die einstige Pracht des Saals erahnen lassen, MIB zur Eile treiben: „Wir glauben nicht an Zufälle“, sagt Salimi. „Man schafft hier Fakten.“
Den Vorwurf weist Maik Mehlhose, Technischer Leiter bei MIB, auf FN-Nachfrage umgehend zurück: Mitnichten lege die Firma eine größere Eile an den Tag, „wir arbeiten nach unserer Planung“. Anders als beim Fiedler-Haus müsse der Abbruch des Park-Hotels aufwändig vorbereitet werden: „Der Saal ist ein komplexes Gebilde, eigentlich ja eine große Halle.“ Würde sich der Abbruchbagger einfach an einer Ecke zu schaffen machen, bestünde wegen der weit auseinanderstehenden Wände die Gefahr, „dass das Gebäude zusammenrutscht und unkontrolliert einbricht“.
Benachbarte Häuser könnten „in Mitleidenschaft gezogen“ werden. Daher sei ein schrittweiser Rückbau nötig. Vor dem Abbruch müssten sogar Stützkonstruktionen in den Saal eingezogen werden.
In der vergangene Woche hatte die Firma MIB in einem offenen Brief an die Kritiker ausführlich erklärt, dass der Erhalt des Saals nicht vereinbar mit ihrem Konzept sei. Das Hauptargument: Der Saal, der sich über drei Stockwerke des Neubaus erstrecken würde, absorbiere nahezu zwei Drittel der Verkaufsfläche, die an dieser Stelle im ersten Stock für den Handel vorgesehen sei. Er stehe den Geschäften im Weg, die sich von der Breitscheidstraße aus nach hinten zur Moststraße hin ausdehnen sollen.
40 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen