Geld aus Berlin soll die Demokratie stärken

13.4.2011, 09:00 Uhr
Geld aus Berlin soll die Demokratie stärken

© Wraneschitz

Sie haben ihre Wurzeln in aller Herren Länder, sind aber in Deutschland zu Hause und fühlen sich auch als Deutsche. Jetzt wollen sie in die Hauptstadt ihrer Heimat reisen. Berlin. Die Fahrt planen die Jugendlichen aus Fürth – pädagogisch begleitet von Mitarbeitern des städtischen Jugendhauses Catch Up – komplett in Eigenregie.

Zumindest um die Finanzierung müssen sie sich keine Gedanken mehr machen. Die Kosten in Höhe von 4000 Euro übernimmt das Projekt „Fürther Vielfalt tut gut“. Denn: Die Reise fördere in doppeltem Sinn das Demokratieverständnis, heißt es. Zum einen, weil die Teilnehmer gemeinsam planen, zum anderen, weil sie die Hauptstadt ihres Heimatlandes kennenlernen, sich mit ihr und ihrer Geschichte auseinandersetzen werden.

Wie berichtet, hat Fürth Aufnahme in das Programm „Vielfalt tut gut“ gefunden, in dessen Rahmen das Bundesfamilienministerium im Jahr 2011 80.000 Euro bereitstellt, um kleine und größere Projekte zu fördern, die Werte wie Toleranz und Demokratieverständnis in unserer Gesellschaft verankern und Rechtsextreme in die Schranken weisen sollen.

Projekte aus der Bürgerschaft

Die Stadt Fürth tritt dabei als Träger in Erscheinung. Die Projekte sollten jedoch vor allem aus der Bürgerschaft kommen. 45 Anträge auf Fördermittel lagen den Verantwortlichen von „Fürther Vielfalt tut gut“ am Ende vor. Nun hat man beschlossen, 16 davon mit Summen zwischen 340 und 10.000 Euro zu unterstützen. Zehn Projekte sind in der Stadt Fürth angesiedelt, acht im Landkreis.

„Ich bin sehr zufrieden“, sagt Jutta Küppers, die Leiterin der städtischen Jugendarbeit in Fürth. Ihr zufolge hatte es der für die Auswahl zuständige Begleitausschuss mit Vertretern aus lokalen Organisationen, Bündnissen und Verbänden nicht leicht. In einer Marathonsitzung habe er über jedes einzelne Projekt abgestimmt.

Das kleinste Projekt, das in den Genuss der Förderung kommt, heißt „Waka waka – willkommen in Afrika“. Die 340 Euro wollen die Kinder des städtischen Kinderhorts Kalbsiedlung nutzen, um sich mit dem Kontinent Afrika zu beschäftigen.

Deutlich mehr Geld benötigt das Projekt „Spurensuche“ von „altanet–jungenetzkultur“, ein Zusammenschluss junger Menschen, die sich mit neuen Medien auseinandersetzen. Sie erhalten 5000 Euro, um damit Orte des jüdischen Lebens und der Judenverfolgung im Landkreis Fürth zu erkunden, zu dokumentieren und zu veröffentlichen. Geld gibt es unter anderem noch für ein Streetsoccer-Turnier und einen Poetry-Slam.

"Gesinnungsschnüffelei"

Wermutstropfen: Ein vom Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus geplantes Projekt, an dessen Ende eine Fahrt von Jugendlichen nach Auschwitz gestanden hätte, darf die Stadt nicht unterstützen, obwohl sie es Küppers zufolge gerne täte. Der Grund: Das Bündnis weigert sich, die vom Ministerium geforderte Demokratieerklärung zu unterschreiben, in der sich die Projektträger „zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung“ der BRD bekennen sollen.

Als „Gesinnungsschnüffelei“ empfindet das Hans Brenner vom Bündnis gegen Rechts. „Wir hätten uns verpflichtet, jede Einzelperson bei uns und jeden Bündnispartner zu überprüfen, inwieweit er auf dem Boden des Grundgesetzes steht“, so Brenner, aber das könne und wolle man nicht leisten. „Bei uns herrscht ein Klima des Vertrauens und der Toleranz, das lassen wir uns nicht vermiesen.“

Laut Jutta Küppers stehe auch der für die Projektauswahl zuständige Begleitausschuss der Demokratieerklärung „kritisch gegenüber“. Sie bedaure es außerordentlich, dass ein Streit über die Erklärung verhindert, dass Projekte umgesetzt werden, die doch die Demokratie stärken sollen.

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