Gemischte Grafflmarkt-Gefühle: Launiger Auftakt und Protest

21.9.2014, 20:12 Uhr
Um 22 Uhr wurde es romantisch: Dann zündeten zahlreiche Grafflmarktgänger eine Kerze an, um im Streit um Auschankzeiten auf der Gustavstraße ein Zeichen zu setzen.

© Hans-Joachim Winckler Um 22 Uhr wurde es romantisch: Dann zündeten zahlreiche Grafflmarktgänger eine Kerze an, um im Streit um Auschankzeiten auf der Gustavstraße ein Zeichen zu setzen.

Durften diesmal manche Kneipen mit der zu diesem Anlass üblichen Sondergenehmigung der Stadt bis 1 Uhr im Freien ausschenken, so mussten andere nach Klagen ihre Außenbestuhlung ab 22 Uhr auf Normalmaß reduzieren und den Außenausschank um 23 Uhr einstellen. Die Richter hatten so entschieden. Oberbürgermeister Thomas Jung sprach am Abend in einem Fernsehinterview vor Ort von einem "Angriff auf die Seele unserer Stadt", hatte aber zuvor bereits betont, er gehe davon aus, „dass sich alle an die Gesetze halten; andernfalls drohe ein Zwangsgeld von tausend Euro.

Die bizarre Folge: In der Gustavstraße begann etwa vor dem Gelben Löwen ab 22 Uhr das schrittweise große Aufräumen, während benachbarte Wirtschaften ihren Gästen weiter Getränke servierten. Dabei zeigte sich, dass sich nicht alle Gastronomen an die juristischen Vorgaben hielten. Sie müssen nun mit Konsequenzen rechnen.

Trotz dieser verzwickten Situation, die allenthalben nur Kopfschütteln auslöste,  und trotz einer Flashmob-Demo, zu der Streiter für eine lebendige Gustavstraße als lebendiger Kneipenmeile im Internet geladen hatten, blieb die Stimmung friedlich. Zum Zeichen ihres Protests zündeten zahlreiche Menschen um 22 Uhr Kerzen an und schwiegen fünf Minuten - ein bewegender Moment, bevor sich die Anspannung in einem Johlen, Pfeifen und Kreischen löste.

Gegraffelt wurde am Samstag erneut von 7 bis 15 Uhr, ab 16 Uhr verlieh der Fürther Ableger der satirischen „Partei“ dem verbissenen Streit um die Gustavstraße mit Plakaten und Forderungen wie „Bestellungen nach 22 Uhr nur noch in Gebärdensprache“ eine humoristische Note.

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