"Genial daneben": Promis scheiterten am Fürth-Monopoly
1.4.2017, 13:40 UhrNoch bevor Moderator Hugo Egon Balder die Frage vorgelesen hatte, schickte er einen "herzlichen Glückwunsch" an den Fragensteller nach Nürnberg. "Verteilen Sie die Kohle jetzt schon vorher, Herr Balder?", wollte Hella von Sinnen ein wenig entrüstet wissen. Balder gab sich unschuldig: "Nein, ich finde es schön, dass er in Nürnberg wohnt. Ist doch eine schöne Stadt."
Man durfte allerdings ahnen, dass die Chancen nicht allzu schlecht standen, dass auch die Kohle nach Nürnberg wandern würde: 500 Euro bekommen Zuschauer, die dem prominenten Rateteam eine unlösbare Aufgabe stellen. Und die Frage aus Nürnberg lautete: "Warum legen die Entwickler der Monopoly-Edition der Stadt Fürth ein kleines Stück Filz außerhalb der Verpackung bei?" Vorab hatte Sat1 Medien schon darüber informiert, dass das für die Raterunde nicht einfach werden würde.
Die fünf Comedians - Hella von Sinnen, Wigald Boning, Chris Tall, Max Giermann und Martin Rütter - hatten durchaus ein paar Ideen. Nürnberg und Fürth, das ist wie Düsseldorf und Köln, wusste Hella von Sinnen. Könnte es also sein, dass das Stück Filz für Nürnberger ist, die damit eine Straße abdecken können, die nach Fürth führt? Oder gar so etwas wie einen "Fürther Bahnhof"? Damit sie keinen "pantomimischen Herpes" beim Überqueren des Spielfelds bekommen.
Das Video in der Sat1-Mediathek
Oder steckt ein Herstellungsfehler dahinter? Das Spielbrett zieht vielleicht mehr Staub an als bei anderen Editionen, vermutete Wigald Boning. Mit dem Filz kann man die Straßen freiwischen. Nicht ganz.
Das rollende R klappt noch nicht ganz
Er dient auch nicht dazu, Straßennamen selbst aufschreiben und wieder wegwischen zu können (Giermann). Oder um ihn sich in den Mund zu stecken, damit man dieses rollende R der Franken aussprechen kann (Boning). Apropos rollendes R: Das müssen die Comedians noch ein bisschen üben. Hella von Sinnens "Fürrrrrrrrrt" dürfte nicht nur Wigald Boning, sondern ganz Franken irritiert haben.
Sind die Fürther also besonders temperamentvoll, überlegt Giermann, und brauchen ein Stück Filz, um den Kopf gegen den Tisch zu schlagen? Ähhh. Nein. Näher dran war da schon Hella von Sinnen, die mutmaßte, ob die Fürther Monopoly-Edition vielleicht besonders originell gestaltet sei und da irgendwas Spitzes, aus Messing vielleicht, am Spielbrett sei.. "Was immer Fürth an originellen Dingen so hat? Ein originelles Wahrzeichen vielleicht..." Der Filz helfe dann, die Tischplatte nicht zu verkratzen.
Die Lösung: Fürth hat vor allem originelle Fürther. Tatsächlich wurde die Monopoly-Edition besonders kreativ gestaltet, die Fürther durften selbst Ideen einbringen. Und einer von ihnen hatte die Idee mit dem Filz.
Langer Streit stark vereinfacht
Das Stück Filz, klärte Moderator Hugo Egon Balder also auf, ist speziell für die Gustavstraße gedacht, "die dafür bekannt ist, dass es hier viele Kneipen und Bars gibt, die das Nachtleben der Stadt prägen". Stark vereinfacht und nicht ganz korrekt fasste er dann den langwierigen Lärmstreit in der Gustavstraße zusammen: Ein ehemaliger Anwohner habe vor Gericht für mehr Ruhe gekämpft. Diese Klage, so Balder, habe in der Stadt für großes Aufsehen gesorgt und sei zum "Running Gag" geworden. So habe sie ihren Weg in das Spiel gefunden. Der Filz ist eine Dämmung - eine Art Flüsterasphalt - für die Gustavstraße.
Die Fürther freilich wissen: "Eine Klage" ist ziemlich untertrieben. Klage-Serie wäre passender. Dafür aber ist es auch nicht so, dass der Anwohner zum Zeitpunkt der Beschwerde nicht mehr in der Straße lebte, wie Balder sagt (er zog erst im Laufe des Konflikts und nach besorgniserregenden Anfeindungen weg). Und witzig, ein "Running Gag", war der Streit lange nicht, sondern er wurde erbittert geführt.
Es würde also auch passen, was Hella von Sinnen zur Auflösung der vorhergehenden Frage sagte: "Das ist eine der tragischsten Antworten in der Geschichte von 'Genial Daneben'!" Da hatte das Rateteam davon erfahren, dass 1923 mit der Einführung des Rechtsverkehrs in der kanadischen Seeprovinz Nova Scotia eine ganze Reihe Zug-Ochsen geschlachtet werden mussten - weil man ihnen nicht beibringen konnte, dass sie künftig nicht mehr auf der linken, sondern der rechten Straßenseite zu gehen hatten.
Auch am Stückchen Filz haftet eine traurige Geschichte. Immerhin: Mit dem Filz-Sticker hat Fürth einen humorvollen Umgang damit gefunden. Warum der Aufkleber allerdings nicht in der Packung liegt, sondern außerhalb befestigt ist, konnte auch Balder nicht aufklären.
2 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen