Grüne Offensive in der Steinwüste

11.10.2012, 09:00 Uhr
Grüne Offensive in der Steinwüste

© Hans-Joachim Wickler

Den Anstoß hat vor einem Jahrzehnt die Anwohnerinitiative Marienstraße gegeben. Sie wollte eigentlich Bäume vor die Häuser setzen, doch dies scheiterte nach den Worten von Quartiersmanagerin Alexandra Schwab vielerorts am Gewirr der im Boden verlaufenden Versorgungsleitungen.

Aus der Not wurde eine Tugend, denn so entstand das Projekt einer Begrünung von Hauseingängen mit Pflanzsteinen auf dem Gehsteig und Rankhilfen an der Fassade. Rund 1000 Euro kostet die Pflanzvorrichtung pro Hauseingang – finanziert mit Geld aus dem Förderprogramm „Soziale Stadt“. Lediglich für Bepflanzung und Pflege müssen die Hauseigentümer sorgen. Beraten werden sie dabei vom Quartiersmanagement Innenstadt Fürth. Die der Stadtverwaltung zuarbeitende Einrichtung nimmt Begrünungswünsche entgegen und arbeitet die Förderanträge aus.

Oliver Karl ist der 100. Hauseigentümer, der vom Angebot Gebrauch gemacht hat. Nachdem er im Frühjahr bereits seinen kleinen Hof in der Hirschenstraße 49 in eine grüne Oase verwandelt hatte, setzte er vor zwei Wochen einen Feuerdorn in den Pflanzstein neben dem Hauseingang. „Mit Blüten im Frühjahr und orangeroten Beeren im Herbst erfreut das Gewächs das Auge. Mit Stacheln wehrt es sich gegen Angriffe“, begründet Karl seine Wahl.

Neben Feuerdorn geben Kletterrosen und Clematis, Geißblatt, Blauregen, Trompetenblumen vielen Hauseingängen im historischen Stadtquartier ein natürliches Gesicht. Erlaubt ist alles, was sich nicht an den alten Fassaden festklammert, wie Efeu oder wilder Wein. Auch wenn die Lust an der Pflege mitunter erlahmt, wenn Pflanzen zerstört werden, ist die grüne Offensive nicht aufzuhalten. Gerade erst wurde ein neues Infoblatt herausgebracht, das in der Bürgerinformation im Bauamt, der Tourist-Information am Bahnhofplatz und im Quartiersmanagement ausliegt.

Bei einem Rundgang hat Baureferent Joachim Krauße nun den Fortschritt der Begrünungsaktion unter die Lupe genommen. Neben der jüngsten Adresse besuchte er auch einen begrünten Hauseingang der ersten Stunde. Seit neun Jahren ziert er das Portal der Mathildenstraße 9. Am Altbau aus dem Jahre 1863 wird deutlich, was Grün bewirken kann.

Siglinde Ladomirak, die seit 46 Jahren in dem einstigen Haus des Spiegelfabrikanten Anton Schaller wohnt und in der früheren Dreherei im Rückgebäude auch gearbeitet hat, pflegt nicht nur liebevoll den Feuerdorn- und Weihrauchbewuchs neben dem Hauseingang, sondern auch die üppige Pflanzenwelt des Innenhofs. Knöterich überwuchert hier die Fassaden und zwei Kirschbäume überragen eine Sitzgruppe. Ein Ort der Erholung mitten in der Stadt.

Im Zuge von Gehwegerneuerungen wurden in der Vergangenheit Pflanzsteine vorsorglich an den Hauseingängen eingebaut und die Hauseigentümer über die Möglichkeit einer Begrünung informiert. Wird nicht reagiert, hakt das Quartiersmanagement nach. Doch die Nachfrage lässt nicht zu wünschen übrig. Derzeit wird daran gearbeitet, die Pflanzsteine mit Gittern besser vor Vandalismus und Hundekot zu schützen.

Weitere Informationen beim Quartiersmanagement in der Hirschenstraße 5, Telefon 7416977, Mail: qm-fuerth@web.de

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