Gustavstraße: Sperrzeiten sind unantastbar

25.4.2012, 22:00 Uhr
Gustavstraße: Sperrzeiten sind unantastbar

© Hans Winckler

Das Rathaus ist bereits mit weiß-grünen Bannern dekoriert, am Donnerstag will der Oberbürgermeister vor laufenden Kameras den Balkon seines Amtssitzes kehren, auf dem Mannschaft und Trainer die Huldigungen der Fans entgegennehmen werden. Dann kann sie steigen, die offizielle Aufstiegssause am Sonntag ab 18 Uhr vor dem Rathaus.

Zu späterer Stunde, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, wird es viele Fans wieder in die Gustavstraße ziehen, wo die vorgezogene Aufstiegsfeier bereits am Montag der vergangenen Woche — nach dem Sieg von Dresden gegen Düsseldorf — bis spät in die Nacht andauerte. Auch dieses Mal könnte es ein langer Abend werden. Fürths Rechts- und Ordnungsreferenten Christoph Maier betont, dass die „Spontanfeiern“ am besagten Montag und am vergangenen Freitag sowie das offizielle Aufstiegsfest „Ausnahmecharakter“ genießen.

Daher dürfen die Wirte am Sonntag wieder bis 1 Uhr — und nicht wie eigentlich vorgeschrieben nur bis 23 Uhr — im Freien ausschenken. Aus dem Scherbenmeer vom Montag hat die Stadt ihre Lehren gezogen und ein Glasverbot auf der Straße ausgesprochen, das Bier muss folglich in Plastikbecher fließen. Im Gegenzug dürfen die Wirte und die Tucher-Brauerei Ausschankanlagen wie beim Grafflmarkt oder dem Fürth Festival aufbauen.

Und wie geht es in der neuen Saison weiter, wenn mit der SpVgg gewissermaßen auch die Gustavstraße aufsteigt? „Der Anwohnerschutz“, sagt Maier, „steht nicht zur Verhandlung.“ Erste Liga hin oder her — die Sperrzeiten von 2 Uhr in den Kneipen und 23 Uhr auf den Freischankflächen bleiben bestehen. Doch auch den Wirten scheint klar, dass sich die Gustavstraße nicht an jedem Heimspielwochenende in ein Party-Areal ohne Grenzen verwandeln kann. So „ausladend und euphorisch“ wie bei den Aufstiegsfeiern werde es ohnehin nicht wieder, sagt Peter Heßler, dessen Gasthaus Gelber Löwe im Herzen der Kneipenmeile liegt.

Hoffenheim im Schneetreiben

Allerdings gibt er zu bedenken, dass viele Bundesligisten von wahren Anhänger-Scharen bei ihren Auswärtsspielen begleitet werden. „Das lässt sich nicht wegdiskutieren.“ Und auch Ordnungsreferent Maier weiß, dass die Gustavstraße inzwischen in manchen Fan-Kreisen der Republik einen gewissen Ruf als Feiermeile genießt. Er werde sich, kündigt Maier daher an, vor der Saison „mit allen Beteiligten zusammensetzen, die Gesprächsbedarf haben“.



Gastwirt Heßler erinnert zudem daran, dass der noch nicht feststehende Spielplan für die Erste Liga ein entscheidender Faktor sei. Beispiel: Wenn Hoffenheim im Dezember bei Schneetreiben im Ronhof gastiert, werde wohl auch im Anschluss in der Gustavstraße Ruhe herrschen. Aber was ist, wenn das Kleeblatt an einem strahlenden Frühlings- oder Sommertag die großen Bayern oder Dortmund in die Knie zwingt? Oder gar den nächsten Derby-Sieg einfährt?

Für Christoph Maier ist es grundsätzlich denkbar, dass es „sehr vereinzelt“ Ausnahmen geben kann, was die Sperrzeiten betrifft. Im gleichen Atemzug fügt er jedoch an, dass dann auch die Gastronomen Kompromissbereitschaft erkennen lassen müssten. „Es wird zu prüfen sein, ob die Wirte den Anwohnern dann nicht bei anderer Gelegenheit entgegenkommen können“, sagt er. Zum Beispiel bei der Frage, wie die Musik-Bühnen in der Gustavstraße bei den verschiedenen Festen aufzustellen seien.

Doch das ist alles Zukunftsmusik. Am Sonntag wird erst einmal groß gefeiert. An einem strahlenden Frühlingstag — wenn man den Wetterfröschen glauben darf.

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