Guter Antrieb, sinnloser Antrieb

26.8.2012, 10:00 Uhr
Guter Antrieb, sinnloser Antrieb

© Matthias Glaser

Als „sehr umweltfreundlich in der Energiebeschaffung unterwegs“ — so charakterisiert Manfred Zischler, Technischer Leiter der infra Fürth, die Stadtwerke. Das gilt nicht nur für die Energiebeschaffung: Auch auf den Straßen ist der städtische Energieversorger bisweilen „umweltfreundlich unterwegs“. Zahlreiche Elektroroller, Fahrräder mit zuschaltbarem elektrischen Hilfsantrieb und ein Elektroauto (ein weiteres wird in Betracht gezogen) sind momentan im Einsatz.

Der „grüne“ Fuhrpark komme, so Zischler, „sehr gut an“. Doch neben dem Nutzen in der Praxis verfolgt die infra auch eigene Geschäftsinteressen: Durch die elektromobile Präsenz und Verlosungen von E-Rollern will man sowohl Angestellte als auch Privatleute zum Kauf solcher Fahrzeuge anregen — schließlich wäre damit ein großes Geschäft für den Stromlieferanten verbunden.

Ein weiterer Anreiz: An den drei Strom-„Zapfsäulen“ der infra in Fürth, zu finden an der Fürther Freiheit, am Sozialrathaus am Königsplatz und auf dem infra-Gelände, können die Batterien von Elektromobilen kostenlos aufgeladen werden. Im eigenen Busfuhrpark, so Zischler, seien strombetriebene Busse nicht in Planung, der Einsatz von Hybridsystemen sei jedoch theoretisch denkbar.

Auch die Deutsche Post setzt auf elektrische Gefährte für ihre Briefträger. Kürzlich wurden deutschlandweit 1800 E-Bikes durch Modelle einer neuen Generation ersetzt. Mit einer Zusatzgeschwindigkeit von bis zu sechs Kilometer pro Stunde sollen sie zwölf von 56 Postboten beim Zustellen der bis zu 50 Kilo Brieflast behilflich sein. Das Unternehmen habe insgesamt „ein besonderes Interesse, emissionsfreie und zugleich wirtschaftliche Fahrzeuge einzusetzen“, heißt es in einer Presseinformation. Auch bei der klassischen Fahrzeugflotte bringt die Deutsche Post einige elektro- bzw. hybrid- und erdgasbetriebene Mobile zum Einsatz und setzt auf die Entwicklung einer spezifisch angepassten Elektrolösung. Diese soll durch die Zusammenarbeit mit Partnern in der Autoindustrie realisiert werden.

Hier noch Exoten

Insgesamt sind im Fürther Stadtgebiet, nach Angaben des Straßenverkehrsamtes, derzeit nur 18 Elektroautos zugelassen — nicht enthalten die unbekannte Zahl an nicht zulassungspflichtigen Mopeds, Mofas oder E-Bikes. Die Diskrepanz dieser Summe zu rund 250000 registrierten Fürther Autos liegt wohl vor allem an den Schwächen des Konzepts: Eine beschränkte Reichweite und ein höherer Energieverbrauch durch schwere Batterien schrecken potenzielle Käufer ab. Demgegenüber steht eine im Vergleich zu Verbrennungsmotoren bessere Umsetzung von Energie in Bewegung und der scheinbar klimaneutrale Treibstoff Strom. Ist also das Umstellen auf elektrische Antriebstechnologien geboten? „Nein“, sagt Reinhard Scheuerlein, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz. Überhaupt sei diese Technologie „nur eingeschränkt umweltfreundlich“.

Schließlich stammten momentan nur ungefähr 17 Prozent des deutschen Stroms aus erneuerbaren Quellen. Auch der Produktionsaufwand und die Rohstoffressourcen — die allein für geeignete Batterien nötig sind — lassen das Vorhaben, alle Fahrzeuge der Welt eines Tages durch elektrische ersetzen zu wollen, fragwürdig erscheinen. „Hier ist eine Lösung schließlich nicht abzusehen“, meint Scheuerlein.

Verhalten ändern

Stattdessen setzt er langfristig auf eine Verhaltensänderung der Verkehrsteilnehmer: Car-Sharing und vermehrtes Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel und des guten alten Fahrrads — seiner Meinung nach in diesem Bereich ohnehin die „wichtigste Erfindung des letzten Jahrtausends“. Trotz aller Anreize und Initiativen von öffentlicher und unternehmerischer Seite bleibt die Zukunft der Elektromobilität also weiter ungewiss.
 

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