Heißes Eisen: Mehr Grillplätze für Fürth?
30.1.2017, 06:00 UhrVor allem Gruppen Jugendlicher, die bis spät in die Nacht mit wummernder Musik und Gegröle feiern, sind Anwohnern ein Dorn im Auge. Das Problem: Ihre Wahrnehmung deckt sich nicht mit Erkenntnissen der Kommune. Die besagen: Die Werte der bayerischen Freizeitlärmrichtlinie werden zu keiner Zeit überschritten. Gemessen hat die Stadtverwaltung nach eigenen Angaben „in den Sommermonaten der vergangenen Jahre an mehreren Wochenenden durchgehend“. Kein zwingender Handlungsbedarf folge daraus.
Dennoch streitet kaum jemand ab, dass die Anwohner punktuell Belastungen ausgesetzt sind. Deshalb hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung zunächst Änderungen beschlossen, die ein wenig Linderung bringen sollen. Wichtigster Hebel, den man ansetzt: Die fünf Kräfte des „kommunalen Ordnungsdienstes“, den Fürth in diesem Frühjahr einführt, sollen hier wie an anderen Brennpunkten der Stadt verstärkt nach dem Rechten sehen, bei Konflikten moderieren, vermitteln und ermahnen.
Zudem werden neue, größere und einprägsamer gestaltete Tafeln mit den Regeln für das Gelände angebracht und erheblich größere Müllbehälter nach dem Vorbild des Grillplatzes unterhalb der Nürnberger Jansenbrücke platziert. Auch ihre Lärmmessungen setzt die Stadt an weiteren Sommerwochenenden fort. Im Herbst soll sich der Stadtrat dann wieder mit dem Thema beschäftigen. Das allerdings ist vielen im Rathaus und unter den Betroffenen nicht genug, denn nach ihrer Ansicht kann es schwerlich alle Probleme lösen.
Unisono regen deshalb Anwohner, SPD, Linke und Grüne an, sich Gedanken über weitere, möglicherweise weniger heikle Grillplätze zur Entlastung zu machen. Gesellschaftlich sei das ohnehin sinnvoll, schaffe es doch Freizeitnischen für Menschen, die keinen Garten und keinen Balkon ihr Eigen nennen. Erlangen verfüge sogar über sechs öffentliche Areale dieser Art, rechnen die Grünen vor.
Nun, verlangt Oberbürgermeister Thomas Jung, sollen aus den Reihen des Stadtrats Vorschläge kommen, die man dann prüfen werde. Er gibt sich jedoch skeptisch. Gegen derlei Pläne werde es „immer Widerstand geben“. Davon abgesehen ist der Rathauschef ganz grundsätzlich überzeugt: „Wir lösen das Problem nicht durch Verlagern und Verdoppeln.“ Er plädiert deshalb dafür, weiterhin an nur einem Platz festzuhalten. Den könne die Polizei dann wenigstens effektiv überwachen.
Genau dies, wenden die Anwohnerinnen Wick und Sauber ein, sei jedoch in der Vergangenheit vor ihrer Haustür nicht in dem Ausmaß passiert, das sie sich wünschen. Notfalls, fordern sie, müsse nach 20 Uhr Ruhe herrschen, Musik sowieso verboten sein – und wer dagegen verstößt, wird konsequent zur Kasse gebeten.
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