Ingrid und das Ü-Ei

7.2.2013, 15:40 Uhr
Ingrid und das Ü-Ei

© Ralf Rödel

Was eine Bläid Night ist? Darauf kann nur Ingrid Steeger, die probate Comedy-Philosophin, eine Antwort geben und die heißt: „...dann mach’ ich mir ’nen Schlitz ins Kleid und find’ es wunderbar.“ So sieht’s aus.

Anders gesagt: Show ist, was man daraus macht. Marcel Gasde jedenfalls fährt einen unterhaltsamen Abend auf. Das Ganze hat viel vom Charme eines Ü-Eies. Zumindest im Publikum hat schließlich keiner einen blassen Dunst davon, was genau drin ist im Programm, das ein unmotiviert herumstehender Gartenzwerg als Bühnen-Dauerdeko optisch garniert. Sicher ist nur: Lustig wird’s. Was auch daran liegt, dass Gasde die Kunst beherrscht, lässig zu bleiben.

Nichts Angestrengtes kommt über die Rampe. Stattdessen ist die Bunt-Wäsche an der Reihe. Der Regler steht auf 30 Grad. Wohlfühl-Temperatur. Das bekommt auch den Comedy-Gästen prima. Die haben einen Mix aus neuen Gags und ziemlich gut abgehangener Ware dabei. Daran, dass die eine oder andere Pointe schon hier und da durch den Kochwaschgang geschleudert wurde, stört sich niemand.

Das Programm hat „Newcomer des fränkischen Kabaretts“ versprochen. Oti Schmelzer macht den Anfang. Der Mann, der gerade erst mit seinen Gstanzln aus dem Steigerwald bei der „Fastnacht in Franken“ seine Quetschkommode klingen ließ, ist nicht wirklich neu. Dafür kommt er mit Bewährtem an („Wann ist der Mann einen Euro wert? Wenn er den Einkaufswagen schiebt“) und appelliert ebenso einfühlsam wie erfolgreich an die versammelten „enthusiastischen, fränkischen Gefühlsfeuerwerker“.

Auch Philipp Moll kann niemand nachsagen, dass sein Auftritt noch grün hinter den Löffeln ist. Der Nürnberger zählt zu den Zen-Humoristen und beherrscht die seltene Kunst, einen Abend lang mit einem Sofa auf der Bühne als Dekoration zu verschmelzen – bis er ans Mikrofon gerufen wird. Dann streicht er mit großer Geste sein Haar hinter die Ohren und macht mit feinziselierter Wortwitzfertigkeit seine Zuhörer glücklich.

Entschieden neuer im Lach-Gewerbe sind dann tatsächlich Alexander Göttlicher, Jochen Schaible und der Radio-F-Komiker Markus Balek. Ihre Nummern sitzen und, was die Sache endgültig rund macht, werden von Gasde mit leichter Hand in die Show sortiert.

Flüsterfuchs

Obendrauf gibt es noch ein paar Takte von Musik-Comedian Michael Krebs, der am 28. Februar abendfüllend in der Comödie mit seinem Programm auftritt. Vorab macht er die Zuschauer aber schon mal mit der Mission vertraut, die ihn antreibt: Krebs sagt Nein zum „Flüsterfuchs“. Eltern und Erzieher kennen den Leisetreter; allen anderen sei verraten, dass es sich um ein Handzeichen handelt, das den Nachwuchs zum sofortigen Regulieren der Lautstärke anregen soll. Was Krebs so erregt: Die gleiche Geste – zwei wie Hörner gereckte Finger einer Hand – haben einen Ruf als Erkennungszeichen unter Heavy-Metal-Fans zu verteidigen...

Wenn dann am Ende auf der Bühne das Licht verlöscht, dann ist ein doppelter Beweis erbracht: Ingrid Steeger hat recht. Außerdem wäre es gescheit bläid, so einen Spaß zu verpassen.

„Bläid Night“: Weitere Termine morgen und Samstag (jeweils 19.30 Uhr), Sonntag (15 Uhr). Tickets (17-27 Euro) unter Tel. 749340.

 

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