Ins Fürther City-Center ist neues Leben eingezogen
18.9.2012, 22:00 UhrDie Inhaber müssen sich mit kurzfristigen Verträgen arrangieren, was sich aufs Angebot auswirkt: Vor allem Outlets und Schnäppchen-Märkte finden die Kunden vor. Die letzte klare Ansage in Sachen City-Center gab es Ende 2011: Die Geschäfte sollten ausziehen und Platz machen für den Umbau, hieß es damals. Prompt begann der Räumungsverkauf, bis sich im Januar ein Laden nach dem anderen aus dem Center verabschiedete. Die vielen leeren Schaufenster, die kahlen Räume dahinter waren ein trostloser und zugleich vielversprechender Anblick: Die dringend nötige Modernisierung des Einkaufszentrums schien unmittelbar bevorzustehen.
Die Aufbruchstimmung weilte jedoch nur kurz. Bald gerieten, wie ausführlich berichtet, die Verhandlungen zwischen der Firma TKN, die im April 2011 einen Kaufvertrag für das Einkaufszentrum unterzeichnet hat, dann aber die vereinbarten 20 Millionen Euro schuldig blieb, und den 351 Noch-Eigentümern ins Stocken. Es begann eine Hängepartie, deren Ausgang noch immer offen ist. Dem Vernehmen nach soll das Hamburger Unternehmen ECE, einer der Giganten der Shopping-Center-Branche und Wunsch-Partner von TKN, nach wie vor interessiert daran sein, in das Projekt einzusteigen. Zum Stand der Verhandlungen aber dringt nichts nach außen. Derweil hat sich im Center einiges getan, zumindest auf der so genannten Schwabacher Ebene, dem obersten Stockwerk.
Hier haben sich etliche der schon verwaisten Ladenflächen mit neuem Leben gefüllt. Das Schuhfachgeschäft Mengin etwa ist mit einem Lagerverkauf zurückgekehrt, auch Pepino hat sein Sortiment an Geschenk- und Dekoartikeln wieder in die Regale geräumt, der Friseur Top-Hair empfängt gleich daneben wieder Kunden. Ein Teppich-Outlet ist eingezogen, nebenan findet man die prallen Kleiderständer von A&M Mode, ein weiterer Rückkehrer.
Die Läden haben sich zu anderen gesellt, die nie ausgezogen sind: C&A und die Apotheke etwa, die Eingänge zur Alexanderstraße hin haben, wollten ohnehin während des Umbaus geöffnet bleiben. Auch die Bäckerei Entner, die Eisdiele und Netto sind geblieben, ebenso ein Schuh-Outlet, ein Taschen-Outlet und auch die Parfümerie Höfer, die zwar in der Moststraße neue Räume bezogen hat, im City-Center aber einen Lagerverkauf fortführt. Wie schon beim Räumungsverkauf kommen auch zurzeit die Schnäppchenjäger im City-Center auf ihre Kosten.
Den meisten Läden ist anzusehen, dass es sich um eine Übergangslösung handelt: Weil die Perspektive ungewiss ist, wagt so gut wie kein Inhaber, in die Einrichtung zu investieren. Die meist preisgünstige Ware wird stattdessen auf einfachsten Regalen und Ständern präsentiert. Fürths Innenstadtbeauftragte hat dafür Verständnis: „Eine dauerhafte Einrichtung kostet eine fünfstellige Summe“, sagt Karin Hackbarth-Herrmann. Da nur kurzfristige Verträge abgeschlossen werden — bei Kündigung muss der Raum binnen vier Wochen geräumt sein — beließen es die Läden bei einer „provisorischen“ Ausstattung.
Über die Belebung aber ist sie froh: Je mehr Geschäfte im Haus seien, desto besser sei es für jeden einzelnen. Außerdem ist sie froh, dass Geschäfte hier wenigstens vorübergehend untergekommen sind, die Fürth sonst mangels freier Ladenräume verloren gegangen wären: das Modegeschäft City-Style etwa, das aus der Breitscheidstraße ausziehen musste — weil dort demnächst die Arbeiten für den Einkaufsschwerpunkt losgehen sollen. Auch A&M Mode musste das neue Quartier in der Mathildenstraße wegen Umbauarbeiten verlassen. „Das sind Familien, die in Fürth verwurzelt sind, ihre Kinder gehen hier zur Schule. Ich bin sehr dankbar, dass wir für sie einen Platz gefunden haben“, sagt Hackbarth-Herrmann.
Überraschte Kunden
Im Center selbst berichten Ladeninhaber und Angestellte von Kunden, die völlig überrascht sind, hier wieder Einkaufsmöglichkeiten zu finden — aber auch von denen, die sich an der einfachen Ausstattung der Läden stören: „Ein Nobelpublikum zieht man damit nicht an“, meint einer.
Der Umsatz sei deutlich zurückgegangen, um 50 Prozent wohl, berichtet Birgit Pfitzner, die die Pepino-Filiale leitet. Auch in der Apotheke spürt man, dass seit Januar die Kunden weggebrochen sind: Die Stammkundschaft komme glücklicherweise noch, „aber wir werden nicht überrannt“, sagt Filialleiter Steffen Hardt. Gerade Kunden von außerhalb seien überrascht, wenn sie das Center betreten: Ein verwundertes „Ach, Sie gibt‘s noch“, sei die übliche Reaktion.
Dass es die Geschäfte noch gibt, darüber sind die Eigentümer sehr froh, für die trotz der vielen Leerstände Monat für Monat Nebenkosten in erheblichem Umfang auflaufen. Dass man mit kurzfristigen Verträgen keine Filialisten anlocken kann, weiß Walter Gansbiller, der sich als Mit-Geschäftsführer der City-Center Management GmbH um die Vermietung kümmert. Die Outlets helfen, sagt er, die Nebenkostenlast abzufedern.
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