Kein gutes Personal: "Old Hippies" schließt
22.1.2019, 12:18 UhrAls Andreas Müller 2012 in Berlin seine Zelte abbrach und nach Fürth zog, wollte er sich hier den lang gehegten Traum von einer eigenen Kneipe erfüllen. Zwei Jahre später eröffnete er mit seinem Partner Andreas Förster das "Old Hippies" in der Helmstraße 2, das sich im Lauf der Jahre als entspannter Treffpunkt etablierte. Unter Batiktüchern und selbst gestalteten Lampen fanden sich nach und nach immer mehr Stammgäste ein, die die bodenständige Küche und Bier aus fränkischen Kleinbrauereien schätzten. Außerdem gab es immer wieder Live-Musik und regelmäßige Treffen der "Werderfranken", des Stammtischs für Werder-Bremen-Fans.
Doch trotz der an sich guten Perspektive verabschiedet sich Müller von der Gaststätte. Mitte oder Ende März, ein genauer Termin steht noch nicht fest, ist Schluss. Der Hauptgrund dafür: Andreas Müller und seine Frau Maren, die Andreas Förster abgelöst hat, als dieser aus dem Projekt ausstieg, sehnen sich nach etwas mehr Privatleben, nach Freizeit und nach geregelten Arbeitszeiten.
"Es waren schöne Jahre, aber jetzt sind wir zufrieden mit unserer Entscheidung", sagt Andreas Müller. Seine Frau sieht das ähnlich. "Ich möchte gern wieder ein normales Leben führen", sagt sie. Momentan nämlich dreht sich alles um die Kneipe. Planen, einkaufen, putzen, kochen, bedienen und die Buchhaltung: Das Ehepaar kümmert sich alleine um alles, was rund um das "Old Hippies" an Arbeit anfällt. "Seit fünf Jahren", erzählt Andreas Müller, der gelernter Restaurantfachmann und seit 40 Jahren in der Branche tätig ist, "haben wir keinen Urlaub gehabt."
Weil schlichtweg das Personal gefehlt habe, dem man die Kneipe mal einige Zeit hätte überlassen können. Anfangs habe man zwei zuverlässige Kräfte gehabt, die kochten und bedienten, doch weil die beiden Mitarbeiter eine Ausbildung begannen bzw. in den Frühdienst wechseln wollten, blieb immer mehr an den Müllers hängen. Ein halbes Jahr war das Ehepaar intensiv auf der Suche nach Mitarbeitern in der Küche und hinter dem Tresen – ohne Erfolg.
"Wir hätten immer da sein müssen"
"Junge Leute", vermutet Müller, "möchten heute nicht mehr in der Gastronomie arbeiten." Nicht nur er und seine Frau kämpfen mit dem Problem. Im Gespräch mit Gastronomen gehe es früher oder später immer um dieses Thema, so Müller. Zuletzt beklagten die Wirte des ehemaligen "Gelben Löwen" in der Gustavstraße, dass gutes Personal kaum zu finden sei. Das Lokal ist bereits seit November geschlossen.
Im Fall vom "Old Hippies" hatte das Arbeitsamt 30 Interessenten gemeldet, vorgestellt haben sich dann lediglich drei, die nach einem Probeabend nicht mehr wiederkamen. Auch unter den anderen Bewerbern sei niemand gewesen, dem man die Verantwortung hätte übertragen können, sagt Andreas Müller. "Wir hätten trotzdem immer da sein müssen."
Genau das wollten sie aber nicht mehr. Ohne Groll, wie Maren Müller betont, geht nun die Zeit des "Old Hippies" zu Ende. Sie hat schon einen neuen Job gefunden. Ab März wird sie an der Rezeption einer Praxis stehen. Ihr Mann hingegen will wieder in der Gastrobranche tätig sein – allerdings mit geregelten Arbeitszeiten. Maren Müller freut sich auf das neue Leben: "Dann können wir auch mal über den Weihnachtsmarkt oder die Kärwa bummeln." Und natürlich möchten beide die Freundschaften pflegen, die in ihrer Kneipe in den vergangenen Jahren entstanden sind.
In das Eckhaus, in dem vor dem "Old Hippies" fast 30 Jahre lang das "Öchsla" untergebracht war, soll wieder Gastronomie einziehen. Der Vermieter des Hauses, weiß Andreas Müller, sei derzeit auf der Suche nach einem Nachfolger.
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