Keine Ruhe um die Fürther Gustavstraße
15.11.2011, 09:58 Uhr
„Wir haben einen Sommer lang Lärm ertragen, den wir so nicht hätten ertragen müssen“, resümierte ein Anwohner im Gespräch mit den FN, zu dem er sowie sechs weitere teils langjährige Bewohner des Gebiets um Gustavstraße, Waagplatz und Grüner Markt erschienen waren. Sie alle klagen über den Lärm vor ihren Häusern und Wohnungen, der mit jedem neuen Cafétisch im Freien und mit all den Rauchern vor den Kneipen unerträglicher werde.
Aus Angst vor Denunzierungen im Internet, wo schon über Demos gegen einzelne Anwohner diskutiert wurde, baten die Anwesenden darum, nicht namentlich genannt zu werden. Gegenwärtig stößt ihnen sauer auf, dass sie seit April Informationen über die Zahl der genehmigten Sitzplätze auf den Freischankflächen in der Altstadt haben wollten, die Stadt ihnen und ihrem Anwalt diese Auskünfte aber immer wieder verweigert hat.
Fürths Rechts- und Ordnungsreferent Christoph Maier erklärte auf Nachfrage, vor dem Hintergrund der aufgeheizten Stimmung in der Altstadt habe man „einer Hilfssheriffmentalität mit gegenseitigem Bespitzeln, Nachzählen und Observieren“ nicht Vorschub leisten wollen. Eine Beschwerde der Anwohner bei der Regierung von Mittelfranken brachte schließlich Bewegung in die Sache.
In einem Schreiben aus Ansbach hieß es Mitte September: Als Betroffene „können Sie grundsätzlich die Auskunft über die in Ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zugelassene Anzahl der Sitzplätze eines Gaststättenbetriebes erhalten“. Maier räumt ein, die Aufsichtsbehörde habe die Dinge anders bewertet — und gab die gewünschten Daten heraus. In der Folge fühlen sich die Anwohner nun mehr denn je „verärgert, frustriert, enttäuscht“.
Es habe sich gezeigt, klagen sie, dass manche Lokale „zu viele Sitzplätze im Freien“ vorgehalten hätten. In einem besonders krassen Fall waren es mehr als doppelt so viele: 48 statt der zugelassenen 20. „Ein Missverständnis des Wirts“, meint Maier. Der Gastronom reagierte rasch und räumte die überzähligen Tische und Stühle weg. In anderen Fällen hingegen hat sich nach Darstellung der Anwohner bis zuletzt nichts getan.
Die Beschwerdeführer fordern die Stadt auf, in Zukunft zu kontrollieren, was sie genehmigt hat. Maier entgegnet, mehr als die üblichen stichprobenartigen und anlassbezogenen Kontrollen sei schon rein personell nicht machbar. Ihrer Forderung wollen die Anwohner am morgigen Mittwoch Nachdruck verleihen. Im Ordnungsamt treffen sich Vertreter der Konfliktparteien sowie der Stadt erneut an einem runden Tisch, um zu erörtern, ob sich der Kompromiss vom Mai bewährt hat oder nicht.
Für die Männer und Frauen, die zum FN-Gespräch erschienen sind, indes steht fest: „Der Kompromiss ist gescheitert.“ Wie berichtet, hat der Stadtrat damals Neuregelungen zu den Festivitäten in der Altstadt und den abendlichen Sperrzeiten auf den Freischankflächen abgesegnet, auf die sich Wirte und Anwohner verständigt hatten. Der Ausschank im Freien endet demnach montags bis donnerstags prinzipiell um 23 Uhr (vorher: 23.30 Uhr von Mitte Mai bis Mitte September). Freitags und samstags darf nur noch zwei statt vier Monate lang (Mitte Juni bis Mitte August) bis 24 Uhr draußen ausgeschenkt werden.
In einem selbst erstellten „Lärmkalender“ der Anwohner wimmelt es nur so von Notizen über Verstöße gegen die Sperrzeit. Vermerkt habe man nur die „heftigsten Fälle“ in der Zeit nach dem Kompromiss, versichern die Betroffenen. „Wenn um 23 Uhr Schluss sein muss“, stellt Referent Maier diesbezüglich klar, „dann muss um 23 Uhr der letzte Stuhl hochgestellt werden.“ Wegen Sperrzeitverstößen sind aktuell rund 20 Bußgeldverfahren bei der Stadt anhängig.
29 Kommentare
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stutzmann
@H.G./js159 man kann das vorgehen von seiten der stadt sicher in
vielerlei hinsicht kritisieren, jedoch nicht den punkt, dass sich herr
maier parteiisch verhalten hätte. Wenn man es mit einer völlig
egoistisch agierenden winzigen gruppe zu tun hat, die sich gegen die
interessen der Stadt (stadtentwicklung, kulturangebot,
gewerbesteuereinnahmen, usw.), gegen anwohner und gäste, die das
kultur und gaststättenangebot zu schätzen wissen, und gegen
die gastronomen, die kunden eben auch für die kleinen
ladengeschäfte in die altstadt bringen, stellt, wenn man es also
mit solch einer gruppe (wenn es überhaubt eine ist) zu tun hat,
dann sind klare worte angeraten.
js159
@H.G. Ich kann nur zustimmen. Mit der dilettantischen
Verhandlungsführung des Rechtsreferenten (bollerig und
hinterfotzig) ist nur ein Haufen Scherben verursacht worden. Die
Eskalation geht jetzt in Handgreiflichkeiten über. Am Ende gibt es
nur Verlierer! Warum die Stadtspitze den Rambo nicht ausgebremst und die
Angelegenheit zur Chefsache gemacht hat,ist mir ein Rätsel.
padrone
@fussballfreund *grins* Sehr schöner Beitrag. Besser kann man diese
Debatte um die Gusti nicht kolpotieren. *beifallklatsch* Mir
gefällt die Gusti so wie sie ist. Eine weitere Befriedung glaube
ich, würde ihren Charme zerstören.
fußballfreund
ich bin neuer hausbesitzer am laubenweg und nach fürth gezogen,
weil bei der spvgg im gegensatz zu meinem bezirksligaverein so eine
tolle stimmung herrscht. leider habe ich nun aber festgestellt, dass
mehrmals in dieser saison mehr als die versprochenen 8.000 zuschauer in
den ronhof gekommen sind. außerdem wird bei heimspielen oftmals
auf den rängen gesungen und manchmal sogar trillerpfeifen
verwendet. mir und ein paar anderen anwohnern geht das entschieden zu
weit. da die stadt bisher nicht auf unsere berechtigten forderungen nach
mehr ruhe gefolgt ist, hier nun unser kompromissvorschlag: die
heimspiele finden künftig nicht mehr am wocheende statt, sondern zu
normalen arbeitszeiten unter der woche. der verein stellt sicher, dass
nicht mehr als 8.000 zuschauer ins stadion gelangen. im laubenweg und
den angrenzenden straßen dürfen nicht-anwohner weder parken
noch sich länger als 10 minuten aufhalten. mit diesem kompromiss
können alle gut leben. sollte es verstöße geben, werden
wir die spvgg aus dem stadion raus klagen. das ist unser gutes recht und
eigentlich auch unsere pflicht als anwohner, denn wir lieben fürth!
H.G.
Als alter Fürther möchte ich als mal Stellung zu unseren
Rechtsreferenten beziehen. Hr. Maier sollte sich hier nicht parteisch
verhalten und sollte sich seiner Wortwahl bewusst sein. Informationen
zurückzuhalten oder nicht herauszugeben sind eines Rechtsreferenten
nicht würdig. Man kann auch keine Probleme lösen, indem man
diese mit Personalengpässen begründet.