Kleeblatt: Geheimniskrämerei um eine neue Aufstiegssause
10.5.2014, 09:00 UhrDas Werbeplakat mit dem Kreuzfahrtschiff und dem flapsigen Spruch „Raus aus der Kabine und ab nach oben, vielleicht kann man bald Robben sehen“ bringt die Gefühlslage vieler Kleeblattfans wahrscheinlich exakt auf den Punkt: Die Zuversicht ist groß, ein Rest Skepsis hält sich hartnäckig. Der große FC Bayern München als Gegner? Vielleicht.
Anfrage bei der Agentur, die der SpVgg Greuther Fürth die schönen Sprüche schreibt: Liegt für den Fall eines Aufstiegs an diesem oder — nach möglicher Relegation — am nächsten Sonntag die neue Werbekampagne schon in der Schublade? Antwort: „Keine Auskunft.“ Frage an den Verein: Haben Sie für alle Fälle Champagner bestellt? Antwort: „Champagner gibt’s bei uns sowieso nicht. Wenn, dann Prosecco. Der gehört zum ganz normalen Getränkesortiment in den VIP-Gebäuden.“ Gäbe es nach der Partie gegen den SV Sandhausen Grund zum Feiern, sagt Marketingchef Timo Schiller, „würden wir das spontan machen“.
Ähnlich flach hält man den Ball bei der Polizei und der Stadt. Fürths Polizeichef Peter Messing kündigt gegebenenfalls eine „verstärkte Präsenz“ seiner Kollegen rund um die Kneipenmeile Gustavstraße an, sonst sei „nichts wesentlich anders als sonst“. Susanne Kramer, Stadtsprecherin und glühende Kleeblatt-Anhängerin, tippt zwar wie Fan Messing klar auf den direkten Sprung in die Bundesliga. Aber „beschreien“ will sie das nicht, und so hält sie sich beim Thema Aufstiegsfeier bedeckt. „Es ist alles noch geheim.“ Nur das lässt sie sich entlocken: „Keine Sorge, alle Fans werden feiern dürfen und sie werden rechtzeitig erfahren, wann es soweit ist.“
Als an einem Montag im April 2012 der ersehnte Aufstieg der „unAufsteigbaren“ feststand, gab es jenes spontane Treffen Tausender freudetaumelnder Fans in der Gustavstraße, Tage später folgte das rauschende Fest vor dem Rathaus, bei dem Trainer Mike Büskens, Gerald Asamoah und die anderen Fußballhelden auf dem Balkon standen und mit 25 000 Menschen auf der Kreuzung glückselig grölten: „Oh, wie ist das schöööön“. Es könnte wieder so sein, so oder ähnlich, aber wohl nicht am Sonntag.
Hohe Geldbußen
Weil 2012 nicht alles schön war, weil die Gustavstraße nach der Spontanfeier unter Glasscherben versank, Fans beim zweiten Fest mit Pyrotechnik zündelten und im Streit um nächtlichen Lärm in der Gustavstraße noch nicht das letzte richterliche Machtwort gesprochen ist, hat die Stadt strenge Spielregeln aufgestellt. Feuerwerkskörper, Waffen, Vuvuzelas, Tiere — alles soll in der Altstadt tabu sein, wenn es doch Grund zum Feiern gibt. Wer trotzdem Bierflaschen schwenkt, riskiert eine Geldbuße bis zu 1000 Euro. Die Verfügung gilt im Fall des Falles nicht nur am Sonntag vom Zeitpunkt des Abpfiffs im Ronhof an, sondern auch am Mittwoch von mittags bis spätnachts. Am Mittwoch? Weil dann vielleicht vor dem Rathaus gefeiert werden könnte? Die Stadtsprecherin schweigt.
Vorschriften gibt es auch für die Altstadt-Wirte. Sie müssen aus Pappbechern ausschenken, dürfen keine Ausschankstellen vor der Tür einrichten, und um 23 Uhr muss mit dem Jubel im Freien Schluss sein. Laut Rechtsreferent Christoph Maier ist das keine Schikane. Die Stadt hätte ein Ausnahmefest mit verkürzter Sperrzeit erlaubt. Weil aber eine Blockade via Einstweiliger Verfügung durch die Anwohner zu befürchten stand, hätten die Wirte abgewunken. Peter Heßler, Wirt der Fankneipe Gelber Löwe, stellt das anders dar. Die Stadt sei aus Angst vor den Anwohnern eingeknickt, er und seine Kollegen hätten sich dem „gebeugt“. Heßler rechnet fest mit einem „Millenium-Ereignis“, sorgt sich aber um die Sicherheit, wenn „5000 Mann mit Durst nix zu trinken kriegen“.
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