Kollege auf vier Pfoten
30.5.2016, 16:00 UhrZwar hat sich das Angebot an Hundepensionen, an Gassi-Geh-Dienstleistern und Hundeschulen in den vergangenen Jahren beinahe explosionsartig vermehrt, der Bedarf scheint jedoch noch lange nicht gedeckt. Wohin also mit dem Hund, während Frauchen oder Herrchen das Geld für die Leckerlis verdienen? Kann man das Tier nicht einfach mit in die Arbeit nehmen?
Viele Unternehmen stehen diesem Anliegen durchaus positiv gegenüber. Lässt man sich beim Internetservice kununu, der größten Arbeitgeber-Bewertungsplattform im Netz, diejenigen Firmen anzeigen, die mit dem Benefit „Hunde geduldet“ bewertet werden, stößt man allein im Großraum auf 66 meist größere Unternehmen, die sich einen Hund am Arbeitsplatz vorstellen können, darunter Konzerne wie Siemens, die Deutsche Post oder Ikea, aber auch ebl-Naturkost, Obi oder Barthelmess in Fürth.
In den meisten Jobs dürfte dies auch ohne Probleme möglich sein. Einige Grundregeln sind dabei allerdings zu beachten. Zunächst einmal besteht von Seiten des Arbeitnehmers keinerlei Rechtsanspruch, und auch ein einmal gegebenes Einverständnis kann der Arbeitgeber — wie ein Urteil des Landesarbeitsgerichts Düsseldorf aus dem Jahr 2104 zeigt – wieder zurücknehmen. Für das Unternehmen ist es in jedem Fall empfehlenswert, Richtlinien festzulegen und intern bekannt zu machen.
Der Hundebesitzer sollte neben einem Gespräch mit dem Chef auch den Kontakt zum Kollegenkreis suchen. Mit einer Tierhaar-Allergie oder Angst vor den Vierbeinern ist vernünftiges Arbeiten kaum möglich. Auch der Arbeitsplatz selbst sollte geeignet sein, damit sich das Tier dort wohl fühlt, und zu guter Letzt muss der Hund ein Sozialverhalten an den Tag legen, das dem Büroalltag entspricht. Ein Hund, der niemanden mehr ins Zimmer lässt und den Chef anknurrt, ist jedenfalls nicht tragbar und stört den Arbeitsablauf.
Manieren am Schreibtisch
Elli Cornelsen von der Hundeschule Cornelsen in der Nähe von Wilhermsdorf erläutert, was im Bezug auf den Arbeitsplatz und die Erziehung des Hundes notwendig ist: „Grundsätzlich einmal ist es einem Hund lieber, wenn er seinen Besitzer begleiten darf, als allein zu Hause auf ihn zu warten. Aber natürlich muss er sich benehmen können. Auch muss für ihn die Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleistet sein“.
Arbeitsplätze mit hoher Lärm- oder Schadstoffbelastung sind für Hunde ungeeignet. Vor allem für Jungtiere sind herunterhängende Kabel eine Gefahrenquelle. Ein Körbchen unter dem Schreibtisch oder eine Hundebox bieten die nötige Rückzugsmöglichkeit. „Hilfreich ist eine zweite Kontaktperson, falls Herrchen oder Frauchen für längere Zeit das Zimmer verlassen oder einen Termin wahrnehmen will.“ Immer nötig sei der Zugang zu frischem Wasser. Achtet man vor und nach den Arbeitszeiten und während der Pausen auf genügend Auslauf, lasse sich ein Hund problemlos in den Büroalltag integrieren und trage zur Regeneration des Menschen bei.
Markus Beyer, Gründer und Vorsitzender des Bundesverbandes Bürohund (BVBH), ist überzeugt, dass sich Hunde positiv auf den Menschen auswirken: „Sie tragen zur Reduktion von Stress am Arbeitsplatz bei.“ Der BVBH hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen über die Vorteile von Bürohunden einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Manchmal fordert der Arbeitgeber eine Bescheinigung über die Sozialverträglichkeit oder den Gesundheitszustand des Hundes. In solchen Fällen hilft der Tierarzt oder eine kompetente Hundeschule.
Am Donnerstag, 30. Juni, veranstaltet der Deutsche Tierschutzbund den siebten bundesweiten Aktionstag „Kollege Hund“. In diesem Rahmen erhalten Hundebesitzer die Möglichkeit, ihren Liebling für einen Tag mit ins Büro zu nehmen, macht ihr Arbeitgeber mit. 2015 hatten sich über 1000 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen – von der Anwaltskanzlei bis zum Pflegeheim – beteiligt.
Interessierte Unternehmen können sich beim Deutschen Tierschutzbund unter dem Kennwort „Kollege Hund“ zum bundesweiten tierischen Schnuppertag anmelden.
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