Kosten ohne Nutzen
27.3.2013, 13:00 UhrDer Weg führt über matschige Wiesen, vorbei an Bäumen und Weihern. Die Ketten von Baggern haben tiefe Furchen in den Morast gegraben, links neben dem Trampelpfad liegen abgeholzte Sträucher und kleinere Bäume. Ob das schon die vorbereitenden Maßnahmen für den Bau des ersten Abschnitts der Umgehungsstraße sind? Schwer zu sagen. Fest steht aber: Genau hier, von Bernbach südlich der Bahnlinie bis zum Blumenladen Gerstenlauer an der Seukendorfer Straße soll er verlaufen – der Bauabschnitt 1A der geplanten Veitsbronner Umgehung. Dieser Teilabschnitt soll in den kommenden zwei Jahren entstehen.
Der Nutzen des ersten Abschnitts ist klar: Den Verkehr aus der Mitte von Siegelsdorf herausleiten, die Lärm- und Abgasbelastung der Anwohner so gering wie nur möglich halten. Dennoch werden nun Stimmen laut, die den Sinn dieser Straße anzweifeln. „Jede neue Umgehungsstraße zieht auch neuen Verkehr an“, argumentiert etwa Sabine Lindner, Vorsitzende der Kreisgruppe Fürth-Land des Bundes Naturschutz (BN). Da der geplante Abschnitt direkt an die Kreisstraße FÜ7 in Richtung Burgfarrnbach anknüpft, bringe der Bau noch ein weiteres Problem mit sich: ein möglicherweise erhöhtes Verkehrsaufkommen in der Ortsdurchfahrt von Burgfarrnbach.
Tatsächlich ist dieser erste Bauabschnitt nur der Anfang der weitaus größeren geplanten Süd-West-Umgehung von Veitsbronn. Dennoch schlägt allein der Bau dieses Teilstücks mit geschätzten Kosten von rund drei bis vier Millionen Euro zu Buche. Mit dem Bau des nächsten Abschnittes 1B soll im Jahr 2016 begonnen werden. Diese Straße erstreckt sich dann vom Ende des ersten Bauabschnittes über einen geplanten Kreisverkehr an der Kreisstraße FÜ8 bis nach Kagenhof. Für den Finanzhaushalt des Jahres 2016 hat der Gemeinderat eine entsprechende Summe von 700000 Euro aufgenommen. Die Kosten für die Planung und den Bau der Abschnitte 1A und 1B will die Gemeinde übernehmen.
Verfahrene Situation
Weiterhin unklar bleibt, wer die Kosten für den abschließenden zweiten Abschnitt trägt, der als Rechtsbogen über die Zenn, vorbei an Retzelfembach nach Nordwesten zur „Puschendorfer Höhe“ auf die Kreisstraße FÜ7 führt. Da sich die Gemeinde Veitsbronn mit der alleinigen Finanzierung überfordert sieht, stellte sie bereits vor über zehn Jahren einen Antrag für die Aufnahme in das Bauprogramm des Landkreises. Dieser wurde von Seiten des Kreises jedoch stets abgelehnt – zumal der zweite Abschnitt der Umgehungsstraße durch den Zenngrund, ein europarechtlich geschütztes Flora-Fauna-Habitat führt. Eine verfahrene Situation, da nach aktuellem Stand nur der vollständige Bau der Umgehungsstraße zu einer ausreichenden Verkehrsentlastung in der Gemeinde führt.
Dennoch hatte der Gemeinderat im vergangenen Dezember mit 19:2 Stimmen für eine weitere Trassenplanung gestimmt. Eine Entscheidung, der Wolf-Dieter Hauck, Gemeinderat der WBH (Wählergemeinschaft Bürger Handeln), schon damals nicht guten Gewissens zustimmen konnte. Dem geplanten Bau des ersten Teilabschnitts 1A steht er immer noch kritisch gegenüber. „Diese Straße kostet zu viel und bringt zu wenig“, erklärte er während des Ortstermins mit dem Bund Naturschutz. Er glaubt, dass einzig die Fürther Straße in Siegelsdorf auf einer Länge von rund 850 Metern von diesem Abschnitt profitiert. Andere Anlieger, etwa in Bernbach oder in Veitsbronn, würden in keiner Weise entlastet, so Hauck.
Eine Auffassung, die auch Sabine Lindner (BN) teilt. Statt einer Umgehungsstraße fordert Lindner den Ausbau des Nahverkehrsnetzes mit Bus und Bahn. Eine denkbare Idee könnte hier ein Bürgerbus sein, wie er etwa in Langenzenn schon seit einigen Jahren fährt.
Und Langenzenn ist Veitsbronn noch einen weiteren Schritt voraus: Gegen die geplante Langenzenner Nordumgehung gibt es bereits eine Bürgerinitiative. Sabine Lindner zeigt sich zuversichtlich: „Ich hoffe, dass wir nach diesem Ortstermin aktive Bürger für eine Initiative gegen die Umgehungsstraße in Veitsbronn finden.“
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