Lärm am Frankenschnellweg: Fürth tritt auf die Bremse

25.11.2014, 06:00 Uhr
Lärm am Frankenschnellweg: Fürth tritt auf die Bremse

© S. Hippel

Während in Nürnberg und Erlangen ein Tempolimit von 80 km/h auf der A73 gilt, darf durch Fürth mit 100 gebraust werden. Nur nachts ist Tempo 80 vorgeschrieben. Das gestiegene Verkehrsaufkommen und die Zunahme der Lastwagen sorgen unüberhörbar für eine nervenaufreibende Geräuschkulisse, gegen die selbst Lärmschutzfenster wenig ausrichten können. Und die 30 Jahre alten Lärmschutzwände sind nach den Worten von Heinz Selgrath von der Anwohnerinitiative Mörikeweg so weit vom Straßenrand entfernt, dass der Lärm darüber hinweggeht.

Besonders schlimm ist es für die Ronhofer Anlieger zwischen Storchen- und Gradlstraße. Hier ist auf 450 Meter eine Lärmschutzwand überhaupt Fehlanzeige. Für den längst überfälligen Bau der Geräuschbarriere haben Anwohner über 400 Unterschriften gesammelt und eine Petition an den Landtag gerichtet. Im Zuge der Verbesserung des Lärmschutzes beim kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs erhoffen sie sich eine Problemlösung. Dem steht allerdings die noch ungeklärte Frage der Kostenübernahme entgegen.

Ausschuss in Aktion

Der Leiter der Fürther Dienststelle der Autobahndirektion Nordbayern, Andreas Eisgruber, gibt zu bedenken, dass eine Lärmschutzwand den höheren Wohnblocks keine Geräuschminderung bringe. Die Stadt will den Hebel deshalb bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung ansetzen und hat ebenfalls den Petitionsausschuss des Landtags angerufen. Als Ausschussmitglieder suchten jetzt der Herzogenauracher CSU-Landtagsabgeordnete Walter Nussel und sein Nürnberger Kollege Markus Ganserer von den Grünen vor Ort das Gespräch mit Betroffenen und Behördenvertretern. „Wir sind gewillt zu helfen, es muss aber auch juristisch standhalten“, sagte Nussel. Großes Verständnis für die Klagen der Anwohner hatte auch Ganserer, der Berichterstatter des Ausschusses. „Eine Lösung im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger“ bahnt sich nach Einschätzung durch die Fürther CSU-Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger an, die ebenfalls zum Ortstermin gekommen war. Sie gibt zu bedenken, dass die offiziellen Berechnungen zur Fürther Lärmsituation überholt sind.

Die vergangenes Jahr aufgetragene geräuschmindernde Asphaltdecke hat nach Messungen der städtischen Verkehrsplanung nur eine Geräuschminderung um zwei dB(A) gebracht — und nicht wie erhofft um vier. Dieser bessere Effekt konnte allerdings während der Bauzeit gemessen werden, als die Geschwindigkeit auf der eingeengten Schnellstraße von Tempo 100 auf 80 reduziert worden ist.

Weshalb die Autos auf der A73 im Fürther Bereich bislang schneller fahren dürfen als in Nürnberg und Erlangen, will vielen Fürthern nicht einleuchten. Daran änderten auch die Argumente des Sachgebietsleiters für Verkehrssicherheit im Bayerischen Innenministerium, Timo Payer, nichts, der befürchtet, dass Autofahrer vor Gericht eine unzureichend begründete Geschwindigkeitsbegrenzung aushebeln können. Das Gefährdungspotenzial im Fürther Bereich schätzt er geringer ein als jenes in den Nachbarstädten, wo mehr Ausfahrten und Kurven zu Buche schlagen.

Kürzere Zone

Weil Payer eine durchgängige Tempo-80-Regelung von Nürnberg bis Erlangen für rechtlich angreifbar hält, regte Oberbürgermeister Thomas Jung eine auf die rund zwei Kilometer zwischen der Stadtgrenze und Ronhof beschränkte Tempolimitzone an. Zur Begründung könnte die dichte Bebauung in diesem Bereich ins Feld geführt werden. Damit, so Jung, wäre zugleich eine einheitliche Regelung im Bereich der Städteachse geschaffen.

Die Befürchtung, dass diese Ausdehnung der Tempolimitzone vor Gericht nicht standhält, entkräftet der Leiter der städtischen Verkehrsplanung; Matthias Bohlinger, mit einer Berechnung, wonach der Fahrzeitverlust bei Tempo 80 gerade mal 54 Sekunden beträgt. Ohnehin fahren die meisten Autos — auch die besonders lärmintensiven Lastwagen — nach den Erfahrungen von Anwohnern in Tempo-80-Zonen über 90 km/h. Gerade so schnell, dass das Bußgeld bei einer möglichen Kontrolle noch unter die Bagatellgrenze fällt. 

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