Lärmstreit: Altstadtverein überreicht Unterschriftenlisten
4.11.2016, 06:00 UhrUnterschriften haben in diesem Lärmstreit nicht die große Macht, das wissen viele Fürther längst. Es sind die Gerichte, die entscheiden. Und doch war es Hunderten Besuchern des Herbst-Grafflmarkts wichtig, ihren Namen auf dieses Stück Papier zu setzen. Um ihren Unmut über das Verwaltungsgericht Ansbach auszudrücken, das die Bewirtung am Waagplatz nach einer Anwohnerklage einmal mehr beschnitten hatte.
Die Entscheidung hatte zur Folge, dass der Altstadtverein, der die beliebte Veranstaltung vor vielen Jahren selbst ins Leben rief, diesmal sein Engagement absagte. Er verzichtete auf einen Ausschank-Stand und cancelte auch das geplante Musikprogramm. Beides hätte um 22 Uhr beendet, alle Aufräumarbeiten abgeschlossen sein müssen. Bei Überziehung der Schlusszeit drohten hohe Strafzahlungen. Dies habe es so gut wie unmöglich gemacht, ehrenamtliche Helfer zu finden, sagen Margrit Haupts, die Vorsitzende des Vereins, und ihr Vorgänger Thomas Werner.
In einer Pressemitteilung hatte der Altstadtverein vor der Veranstaltung erklärt, dass die Vorgaben kaum umzusetzen seien und man mit der Absage ein Zeichen für "den Erhalt der Fürther Fest- und Geselligkeitskultur" setzen wolle. Der Wunsch, sich in Unterschriftenlisten solidarisch zu zeigen, sei dann von Bürgern geäußert worden, erzählt Haupts. Kurzerhand wurden Listen ausgedruckt.
Diese spontane Unterstützung findet Oberbürgermeister Thomas Jung bemerkenswert. Die Unterschriftenlisten, die zu den vielen anderen Dokumenten dieses Streits wandern, seien ein "Stimmungsbild" und eine "sympathische Form" des Protests gegen Gerichtsentscheidungen, die, so Jung, dem Demokratieempfinden vieler widersprechen. Bei der Übergabe im Rathaus kündigte er an, dass die Stadt weiter dafür kämpfen werde, den Grafflmarkt mit einem Ausschank, der über 22 Uhr hinausreicht, zu bewahren; auch wenn die ganz großzügigen Schlusszeiten – bis 2 Uhr konnte in manchen Jahren gefeiert werden – unwiederbringlich Geschichte seien. "Da beugen wir uns auch den Realitäten", sagt Jung. Ein Ende um 22 Uhr aber sei zu früh.
Der Grafflmarkt, so der OB, sei die Veranstaltung, die am emotionalsten mit der Altstadt verbunden sei. "Die können wir nicht einfach in den Rathaushof wegsperren." Die Stadt habe viel getan, um das Fest zu bewahren: Die Gustavstraße wurde aus dem Fürth Festival rausgenommen, die Festival-Bühne vom Waagplatz verlegt ebenso wie das Griechenfest. Dass der Altstadtverein ausgebremst werde, sei ein trauriger Tiefpunkt in dem Konflikt. Er sei aber zuversichtlich, sagt Jung, dass die Gerichte erkennen, dass es eine Grenze auch für die Kläger gebe.
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