Mit Herz, Seele und Schraubzwinge
16.4.2011, 13:00 UhrEin Bürojob? Nein, das wäre nichts für sie, geben Larissa Ilgner und Katrin Dennerlein unisono zur Antwort. Den „Girls’ Day“ haben die beiden Achtklässlerinnen vom Erlanger Albert-Schweitzer-Gymnasium deshalb genutzt, um erste Eindrücke von einem Handwerksberuf zu sammeln. In der Schreinerei Popp in Sack lernten sie den Baustoff Holz näher
kennen.
Ob Mann oder Frau, macht für Schreinermeister Hermann Popp im beruflichen Alltag keinen Unterschied. „Die Einstellung ist entscheidend. Jeder, der wirklich lernen will, ist auch mit Herz und Seele dabei“, sagt der auf Möbel- und Innenausbau spezialisierte Fachmann. Gut 40 Auszubildende hatte er in den vergangenen Jahren bereits in seinem Betrieb — darunter waren gerade einmal drei junge Frauen. Nadine Nerreter ist Popps aktueller Lehrling. Die 17-Jährige nahm die beiden Gymnasiasten gerne unter ihre Fittiche.
„Wir stellen heute ein Schachbrett aus Kirschfurnier her“, erklärte sie — und war schnell angetan vom Engagement und Talent ihrer Eintagspraktikantinnen, ebenso wie der Chef. „So viel Geschick zeigen manchmal selbst Lehrlinge bei der Zwischenprüfung nicht“, lobte Hermann Popp die Schülerinnen. Reine Handarbeit wurde das Schachbrett, denn an die Maschinen durften sie natürlich noch nicht ran. Mit Furniermesser, Schraubzwinge und Leim entstanden die 64 hellen und dunklen Quadrate für das königliche Spiel. „Das bekommt mein Opa, weil der so gerne Schach spielt“, kündigte die 13-jährige Katrin an.
Bereits im vergangenen Jahr haben die zwei Teenager beim Girls’ Day mitgemacht. „Bei einer Computerfirma“, berichtet Larissa, „aber das war ziemlich langweilig.“ Die 14-Jährige will später unbedingt etwas Handwerkliches lernen und war deshalb bei der Anmeldung für das Schnupperpraktikum in der Schreinerei ganz schnell. Nicht einmal einen Tag habe es gedauert, dann seien die beiden Girls’-Day-Plätze, die er via Internet angeboten hatte, schon vergeben gewesen, erzählt Hermann Popp.
Für ihn sei das auch eine Gelegenheit, seinen Beruf zu präsentieren. „Viele kennen zwar den Schreinerberuf, verbinden damit aber häufig Meister Eder und seinen Pumuckl“, sagt er. Dabei hat auch im Bereich Holzverarbeitung schon lange der Computer Einzug gehalten, etwa beim rechnergesteuerten Zuschneiden oder Bohren der Hölzer.
In viele andere Branchen konnten am Donnerstag ebenfalls Mädchen ab der siebten Klasse reinschnuppern. Knapp 160 Fürtherinnen sollten so motiviert und ermutigt werden, sich für eine Ausbildung oder ein Studium in zukunftsträchtigen Berufsfeldern wie Technik, IT, Handwerk, Ingenieur- oder Naturwissenschaften zu entscheiden. In diesem Jahr haben sich neben dem Schreinerbetrieb Popp unter anderem die Polizei, der städtische Energieversorger infra, die Berufsfeuerwehr, Niederlassungen von Autoherstellern, Dachdecker und Haustechniker beteiligt.
Zur Erholung — für manche war es schließlich der erste Ausflug in die Arbeitswelt — bot der Mädchenarbeitskreis am Nachmittag ein „After Work Swimming“ mit Wellness-Programm im Fürthermare zu freiem Eintritt an.