Mit Tempo 100 neben dem Sportplatz

26.08.2012, 13:00 Uhr
Mit Tempo 100 neben dem Sportplatz

© Mark Johnston

Seit einigen Jahrzehnten setzen sich Bürgermeister und Kommunalpolitiker, SV-Vorsitzende und Vereinsmitglieder, aber auch besorgte Eltern, für ein Tempolimit auf der Banderbacher Straße ein. Nur kurz zeitigte das Engagement Erfolg. Von 1987 bis 1999 galt auf der Höhe der Sportanlagen ein Tempolimit. Auf dem völlig geraden Streckenabschnitt der Kreisstraße FÜ 19, die Zirndorf mit Cadolzburg verbindet, mussten die Fahrer den Fuß von Gaspedal nehmen, nur 60 Stundenkilometer waren erlaubt.

Gerd Stüwe, der sich als SV-Mitglied, seit Jahren mit dem Thema beschäftigt, war damals sehr zufrieden: Abbiegende Autofahrer mussten nicht befürchten, dass ihnen ein nachfolgender Wagen auffährt. Kinder, die zum Training über den gegenüberliegenden Waldweg zum Sportvereins-gelände kamen, konnte besser abschätzen, wann es sicher ist, die Straßenseite zu wechseln.

Mit guter Absicht

Doch dann kam eine bundesweite Reformaktion und beendete das Tempolimit beim Sportplatz. Die gute Absicht, die 1999 dahintersteckte, war das Lichten des Schilderwaldes auf deutschen Straßen.

„Wir hätten die Schilder aber weiter gebraucht“, meint Stüwe. Proteste des damaligen Zirndorfer Bürgermeisters Gert Kohl halfen nichts, die 60-kmh-Schilder fielen, und seitdem darf auf der Banderbacher Straße nach dem Zirndorfer und vor dem Cadolzburger Ortsschild mit 100 Stundenkilometern gefahren werden.

Ein reger Briefwechsel zwischen dem Landratsamt und Gerd Stüwe entspannte sich nach 1999. Messungen wurden vorgenommen, die Unfallsteckkarte zur Rate gezogen und es blieb bei Tempo 100. Laut der zuständigen Verkehrsbehörden ist die Stelle kein Unfallschwerpunkt und die Autofahrer verhielten sich dort sehr regelkonform. Obgleich die schnurgerade Strecke durch den Wald fast schon zum Rasen verleitet, ergaben Messungen, dass sich die meisten an die Beschränkung auf 100 Stundenkilometer halten.

Der Vorsitzende des SV Weiherhof, Frank Giesecke, der das Vorgehen Stüwes unterstützt, sieht das ganz anders. „Oft ist es schon sehr eng“, hat er die Verkehrslage beobachtet. Nicht unerwähnt lassen möchte er außerdem, dass während der Motorradsaison, die Strecke gerne genutzt werden, um seine Maschine mal auszutesten. Das letzte Schreiben, das Gerd Stüwe Anfang Juni 2012 erhielt, stammt von der Regierung von Mittelfranken, die mitteilt, dass Tempolimits nur dann möglich seien, wenn eine „unzureichende Sichtweite oder eine Unfallhäufungsstelle vorliege“. Die Regierung kommt nach Prüfung der Lage zu dem Resultat: „Im Bereich der Einmündung liegt keine konkrete Gefahrenlage vor.“

Kein Grund aufzugeben, denn Stüwe spricht von den Beinahe-Unfällen, die naturgemäß in keiner Statistik auftauchen. Nicht berücksichtigt werde außerdem, dass sich der SV Weiherhof die Einmündung seit 2010 mit dem Kletterwald Weiherhof teilt, es folglich viel mehr Verkehr und viel mehr abbiegende Autos gibt. Ihm persönlich, so Stüwe, seien auch Eltern bekannt, die ihre Kinder lieber nicht zum SV Weiherhof schicken. Denn sie haben Angst um ihren Nachwuchs, weil er die gefährliche Straße überqueren müsse.

In Bayern einzigartig

Zuletzt kommt Stüwes Hauptargument, auf das bislang noch kein Behördenvertreter reagiert hat: „Es gibt in ganz Bayern keinen Sportverein, dessen Hauptzugangsweg von einer Kreisstraße rechtwinklig abgeht, die in diesem Bereich mit 100 Stundenkilometern genutzt werden kann.“

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